Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Nach dem Fallknecht schickte Jener, daß er weg den Ochsen
bringe,
Und begegnet an des Knechtes Finger seinem Eheringe.
Zwar er schweigt: doch kann er seine Wuth nur kurze Zeit
verschließen.
Kennt ihr Eifersucht? Was wollt' er machen, als das Weib
erschießen?
Er erschießt es auch, begräbt es heimlich, aller Welt ver-
borgen,
Und vermählt mit einer andern Gattin sich am andern
Morgen.
Diese ward ihm aber wirklich ungetreu, sie war umrungen
Von Bewerbern, und ersah sich einen allerliebsten Jungen
Zur Gesellschaft. Dieser wollte seiner Liebsten was verehren,
Und er fing ein Elstermännchen, dem er wollte sprechen
lehren.
Dieß gelang, es sprach, worauf er's seiner Herzenskön'gin
sendet;
Aber ach! Es war der Vogel, welcher einst den Ring ent-
wendet.
Leider konnt' er jetzo sprechen! Er berichtet unbefangen
Dem Anaximander Alles, wie es mit dem Ring ergangen,
Dieser fühlt sich, wie begreiflich, ganz von Reu' und Leid
zerrissen,
Malt sich das Schaffot poetisch, faselt von Gewissensbissen,
Klagt sich selbst an, wird gerichtet auf demselben Rabensteine,
Und es rädert auch derselbe Henkersknecht ihm Arm' und
Beine!
Auch das Weib, das ungetreue, starb an Champignons ver-
giftet,
Und die Elster fiel in Wahnsinn, weil sie all dieß angestiftet.
Nach dem Fallknecht ſchickte Jener, daß er weg den Ochſen
bringe,
Und begegnet an des Knechtes Finger ſeinem Eheringe.
Zwar er ſchweigt: doch kann er ſeine Wuth nur kurze Zeit
verſchließen.
Kennt ihr Eiferſucht? Was wollt' er machen, als das Weib
erſchießen?
Er erſchießt es auch, begraͤbt es heimlich, aller Welt ver-
borgen,
Und vermaͤhlt mit einer andern Gattin ſich am andern
Morgen.
Dieſe ward ihm aber wirklich ungetreu, ſie war umrungen
Von Bewerbern, und erſah ſich einen allerliebſten Jungen
Zur Geſellſchaft. Dieſer wollte ſeiner Liebſten was verehren,
Und er fing ein Elſtermaͤnnchen, dem er wollte ſprechen
lehren.
Dieß gelang, es ſprach, worauf er's ſeiner Herzenskoͤn'gin
ſendet;
Aber ach! Es war der Vogel, welcher einſt den Ring ent-
wendet.
Leider konnt' er jetzo ſprechen! Er berichtet unbefangen
Dem Anaximander Alles, wie es mit dem Ring ergangen,
Dieſer fuͤhlt ſich, wie begreiflich, ganz von Reu' und Leid
zerriſſen,
Malt ſich das Schaffot poetiſch, faſelt von Gewiſſensbiſſen,
Klagt ſich ſelbſt an, wird gerichtet auf demſelben Rabenſteine,
Und es raͤdert auch derſelbe Henkersknecht ihm Arm' und
Beine!
Auch das Weib, das ungetreue, ſtarb an Champignons ver-
giftet,
Und die Elſter fiel in Wahnſinn, weil ſie all dieß angeſtiftet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#DAM">
            <p><pb facs="#f0050" n="44"/>
Nach dem Fallknecht &#x017F;chickte Jener, daß er weg den Och&#x017F;en<lb/>
bringe,<lb/>
Und begegnet an des Knechtes Finger &#x017F;einem Eheringe.<lb/>
Zwar er &#x017F;chweigt: doch kann er &#x017F;eine Wuth nur kurze Zeit<lb/>
ver&#x017F;chließen.<lb/>
Kennt ihr Eifer&#x017F;ucht? Was wollt' er machen, als das Weib<lb/>
er&#x017F;chießen?<lb/>
Er er&#x017F;chießt es auch, begra&#x0364;bt es heimlich, aller Welt ver-<lb/>
borgen,<lb/>
Und verma&#x0364;hlt mit einer andern Gattin &#x017F;ich am andern<lb/>
Morgen.<lb/>
Die&#x017F;e ward ihm aber wirklich ungetreu, &#x017F;ie war umrungen<lb/>
Von Bewerbern, und er&#x017F;ah &#x017F;ich einen allerlieb&#x017F;ten Jungen<lb/>
Zur Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. Die&#x017F;er wollte &#x017F;einer Lieb&#x017F;ten was verehren,<lb/>
Und er fing ein El&#x017F;terma&#x0364;nnchen, dem er wollte &#x017F;prechen<lb/>
lehren.<lb/>
Dieß gelang, es &#x017F;prach, worauf er's &#x017F;einer Herzensko&#x0364;n'gin<lb/>
&#x017F;endet;<lb/>
Aber ach! Es war der Vogel, welcher ein&#x017F;t den Ring ent-<lb/>
wendet.<lb/>
Leider konnt' er jetzo &#x017F;prechen! Er berichtet unbefangen<lb/>
Dem Anaximander Alles, wie es mit dem Ring ergangen,<lb/>
Die&#x017F;er fu&#x0364;hlt &#x017F;ich, wie begreiflich, ganz von Reu' und Leid<lb/>
zerri&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Malt &#x017F;ich das Schaffot poeti&#x017F;ch, fa&#x017F;elt von Gewi&#x017F;&#x017F;ensbi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Klagt &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t an, wird gerichtet auf dem&#x017F;elben Raben&#x017F;teine,<lb/>
Und es ra&#x0364;dert auch der&#x017F;elbe Henkersknecht ihm Arm' und<lb/>
Beine!<lb/>
Auch das Weib, das ungetreue, &#x017F;tarb an Champignons ver-<lb/>
giftet,<lb/>
Und die El&#x017F;ter fiel in Wahn&#x017F;inn, weil &#x017F;ie all dieß ange&#x017F;tiftet.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0050] Nach dem Fallknecht ſchickte Jener, daß er weg den Ochſen bringe, Und begegnet an des Knechtes Finger ſeinem Eheringe. Zwar er ſchweigt: doch kann er ſeine Wuth nur kurze Zeit verſchließen. Kennt ihr Eiferſucht? Was wollt' er machen, als das Weib erſchießen? Er erſchießt es auch, begraͤbt es heimlich, aller Welt ver- borgen, Und vermaͤhlt mit einer andern Gattin ſich am andern Morgen. Dieſe ward ihm aber wirklich ungetreu, ſie war umrungen Von Bewerbern, und erſah ſich einen allerliebſten Jungen Zur Geſellſchaft. Dieſer wollte ſeiner Liebſten was verehren, Und er fing ein Elſtermaͤnnchen, dem er wollte ſprechen lehren. Dieß gelang, es ſprach, worauf er's ſeiner Herzenskoͤn'gin ſendet; Aber ach! Es war der Vogel, welcher einſt den Ring ent- wendet. Leider konnt' er jetzo ſprechen! Er berichtet unbefangen Dem Anaximander Alles, wie es mit dem Ring ergangen, Dieſer fuͤhlt ſich, wie begreiflich, ganz von Reu' und Leid zerriſſen, Malt ſich das Schaffot poetiſch, faſelt von Gewiſſensbiſſen, Klagt ſich ſelbſt an, wird gerichtet auf demſelben Rabenſteine, Und es raͤdert auch derſelbe Henkersknecht ihm Arm' und Beine! Auch das Weib, das ungetreue, ſtarb an Champignons ver- giftet, Und die Elſter fiel in Wahnſinn, weil ſie all dieß angeſtiftet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/50
Zitationshilfe: Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/50>, abgerufen am 03.12.2024.