Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.
Und hinge stets den Schleier vor. Wo kriegen wir Den Lord jedoch? Schmuhl. Wir machen überall bekannt, Daß er aus langer Weile jüngst gestorben ist. Mopsus. Doch was den Reichthum anbelangt, so weißt du ja, Daß stets die große Kiste noch unaufgesprengt. Schmuhl. Laß mich nur sorgen! Was ich will, vermag ich auch. Den Mond vom Himmel zieh' ich, wenn es mir beliebt, Als Negromant, und als ein zweiter Archimed Nehm' ich der Erde Hemigloben in die Hand! Mopsus. Die Hemigloben allenfalls, worauf man sitzt. Schmuhl. Die ohnedem. Der ew'gen Sphären Harmonie Sperr' ich, wie ihr die Nachtigall, in Käfige. Mopsus. Sprich doch von dir bescheidener, o Crusoe! Schmuhl. Ein großer Mensch spricht edel von der Welt und sich, Ein kleiner klein und niedrig; aber das gefällt, Das nennen dann die Niedrigsten Bescheidenheit. Mopsus. Verschone mit Sentenzen mich, o Crusoe! Schmuhl. Genug! Ich öffne deinen Schatz, ich führ' es aus, Und sollten drohn mir alle Schauder der Natur, Der Tod von Basel und der Neid von Weißenfels.
Und hinge ſtets den Schleier vor. Wo kriegen wir Den Lord jedoch? Schmuhl. Wir machen uͤberall bekannt, Daß er aus langer Weile juͤngſt geſtorben iſt. Mopſus. Doch was den Reichthum anbelangt, ſo weißt du ja, Daß ſtets die große Kiſte noch unaufgeſprengt. Schmuhl. Laß mich nur ſorgen! Was ich will, vermag ich auch. Den Mond vom Himmel zieh' ich, wenn es mir beliebt, Als Negromant, und als ein zweiter Archimed Nehm' ich der Erde Hemigloben in die Hand! Mopſus. Die Hemigloben allenfalls, worauf man ſitzt. Schmuhl. Die ohnedem. Der ew'gen Sphaͤren Harmonie Sperr' ich, wie ihr die Nachtigall, in Kaͤfige. Mopſus. Sprich doch von dir beſcheidener, o Cruſoe! Schmuhl. Ein großer Menſch ſpricht edel von der Welt und ſich, Ein kleiner klein und niedrig; aber das gefaͤllt, Das nennen dann die Niedrigſten Beſcheidenheit. Mopſus. Verſchone mit Sentenzen mich, o Cruſoe! Schmuhl. Genug! Ich oͤffne deinen Schatz, ich fuͤhr' es aus, Und ſollten drohn mir alle Schauder der Natur, Der Tod von Baſel und der Neid von Weißenfels. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MOP"> <p><pb facs="#f0066" n="60"/> Und hinge ſtets den Schleier vor. Wo kriegen wir<lb/> Den Lord jedoch?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Wir machen uͤberall bekannt,<lb/> Daß er aus langer Weile juͤngſt geſtorben iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Doch was den Reichthum anbelangt, ſo weißt du ja,<lb/> Daß ſtets die große Kiſte noch unaufgeſprengt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Laß mich nur ſorgen! Was ich will, vermag ich auch.<lb/> Den Mond vom Himmel zieh' ich, wenn es mir beliebt,<lb/> Als Negromant, und als ein zweiter Archimed<lb/> Nehm' ich der Erde Hemigloben in die Hand!</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Hemigloben allenfalls, worauf man ſitzt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Die ohnedem. Der ew'gen Sphaͤren Harmonie<lb/> Sperr' ich, wie ihr die Nachtigall, in Kaͤfige.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Sprich doch von dir beſcheidener, o Cruſoe!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Ein großer Menſch ſpricht edel von der Welt und ſich,<lb/> Ein kleiner klein und niedrig; aber das gefaͤllt,<lb/> Das nennen dann die Niedrigſten Beſcheidenheit.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Verſchone mit Sentenzen mich, o Cruſoe!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Genug! Ich oͤffne deinen Schatz, ich fuͤhr' es aus,<lb/> Und ſollten drohn mir alle Schauder der Natur,<lb/> Der Tod von Baſel und der Neid von Weißenfels.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0066]
Und hinge ſtets den Schleier vor. Wo kriegen wir
Den Lord jedoch?
Schmuhl.
Wir machen uͤberall bekannt,
Daß er aus langer Weile juͤngſt geſtorben iſt.
Mopſus.
Doch was den Reichthum anbelangt, ſo weißt du ja,
Daß ſtets die große Kiſte noch unaufgeſprengt.
Schmuhl.
Laß mich nur ſorgen! Was ich will, vermag ich auch.
Den Mond vom Himmel zieh' ich, wenn es mir beliebt,
Als Negromant, und als ein zweiter Archimed
Nehm' ich der Erde Hemigloben in die Hand!
Mopſus.
Die Hemigloben allenfalls, worauf man ſitzt.
Schmuhl.
Die ohnedem. Der ew'gen Sphaͤren Harmonie
Sperr' ich, wie ihr die Nachtigall, in Kaͤfige.
Mopſus.
Sprich doch von dir beſcheidener, o Cruſoe!
Schmuhl.
Ein großer Menſch ſpricht edel von der Welt und ſich,
Ein kleiner klein und niedrig; aber das gefaͤllt,
Das nennen dann die Niedrigſten Beſcheidenheit.
Mopſus.
Verſchone mit Sentenzen mich, o Cruſoe!
Schmuhl.
Genug! Ich oͤffne deinen Schatz, ich fuͤhr' es aus,
Und ſollten drohn mir alle Schauder der Natur,
Der Tod von Baſel und der Neid von Weißenfels.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/66 |
Zitationshilfe: | Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/66>, abgerufen am 16.02.2025. |