Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.Prolog. Sollen namenlos uns länger Tag' um Tage so verstreichen? Kommt, verliebte Müssiggänger, Trinker, kommt, die Stunden schleichen: Sammelt rings euch um den Sänger, Daß er sey bey seines Gleichen! Was Vernünft'ge hoch verehren,
Taugte Jedem, der's verstünde; Doch zu schwer sind ihre Lehren, Zu verborgen ihre Gründe: Sie, die von der Tugend zehren, Ließen übrig uns die Sünde. Prolog. Sollen namenlos uns laͤnger Tag' um Tage ſo verſtreichen? Kommt, verliebte Muͤſſiggaͤnger, Trinker, kommt, die Stunden ſchleichen: Sammelt rings euch um den Saͤnger, Daß er ſey bey ſeines Gleichen! Was Vernuͤnft'ge hoch verehren,
Taugte Jedem, der's verſtuͤnde; Doch zu ſchwer ſind ihre Lehren, Zu verborgen ihre Gruͤnde: Sie, die von der Tugend zehren, Ließen uͤbrig uns die Suͤnde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0127" n="[117]"/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Prolog</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>ollen namenlos uns laͤnger</l><lb/> <l>Tag' um Tage ſo verſtreichen?</l><lb/> <l>Kommt, verliebte Muͤſſiggaͤnger,</l><lb/> <l>Trinker, kommt, die Stunden ſchleichen:</l><lb/> <l>Sammelt rings euch um den Saͤnger,</l><lb/> <l>Daß er ſey bey ſeines Gleichen!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Was Vernuͤnft'ge hoch verehren,</l><lb/> <l>Taugte Jedem, der's verſtuͤnde;</l><lb/> <l>Doch zu ſchwer ſind ihre Lehren,</l><lb/> <l>Zu verborgen ihre Gruͤnde:</l><lb/> <l>Sie, die von der Tugend zehren,</l><lb/> <l>Ließen uͤbrig uns die Suͤnde.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[117]/0127]
Prolog.
Sollen namenlos uns laͤnger
Tag' um Tage ſo verſtreichen?
Kommt, verliebte Muͤſſiggaͤnger,
Trinker, kommt, die Stunden ſchleichen:
Sammelt rings euch um den Saͤnger,
Daß er ſey bey ſeines Gleichen!
Was Vernuͤnft'ge hoch verehren,
Taugte Jedem, der's verſtuͤnde;
Doch zu ſchwer ſind ihre Lehren,
Zu verborgen ihre Gruͤnde:
Sie, die von der Tugend zehren,
Ließen uͤbrig uns die Suͤnde.
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