Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.LXIII. Dies Land der Mühe, dieses Land des herben Entsagens werd' ich ohne Seufzer missen, Wo man bedrängt von tausend Hindernissen Sich müde quält und dennoch muß verderben. Zwar mancher Vortheil läßt sich hier erwerben, Staatswürden, Wohlstand, eine Last von Wissen, Und unsre Deutschen waren stets beflissen, Sich abzuplagen und geplagt zu sterben. Ein Solcher darf zu keiner Zeit ermatten, Er fördre sich, er schmeichle jeder Mode, Und sey dabey, wo Glück und Macht sich gatten. Mir, der ich blos ein wandernder Rhapsode, Genügt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten, Und ein berühmter Name nach dem Tode. LXIII. Dies Land der Muͤhe, dieſes Land des herben Entſagens werd' ich ohne Seufzer miſſen, Wo man bedraͤngt von tauſend Hinderniſſen Sich muͤde quaͤlt und dennoch muß verderben. Zwar mancher Vortheil laͤßt ſich hier erwerben, Staatswuͤrden, Wohlſtand, eine Laſt von Wiſſen, Und unſre Deutſchen waren ſtets befliſſen, Sich abzuplagen und geplagt zu ſterben. Ein Solcher darf zu keiner Zeit ermatten, Er foͤrdre ſich, er ſchmeichle jeder Mode, Und ſey dabey, wo Gluͤck und Macht ſich gatten. Mir, der ich blos ein wandernder Rhapſode, Genuͤgt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten, Und ein beruͤhmter Name nach dem Tode. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0241" n="231"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">LXIII</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ies Land der Muͤhe, dieſes Land des herben</l><lb/> <l>Entſagens werd' ich ohne Seufzer miſſen,</l><lb/> <l>Wo man bedraͤngt von tauſend Hinderniſſen</l><lb/> <l>Sich muͤde quaͤlt und dennoch muß verderben.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Zwar mancher Vortheil laͤßt ſich hier erwerben,</l><lb/> <l>Staatswuͤrden, Wohlſtand, eine Laſt von Wiſſen,</l><lb/> <l>Und unſre Deutſchen waren ſtets befliſſen,</l><lb/> <l>Sich abzuplagen und geplagt zu ſterben.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ein Solcher darf zu keiner Zeit ermatten,</l><lb/> <l>Er foͤrdre ſich, er ſchmeichle jeder Mode,</l><lb/> <l>Und ſey dabey, wo Gluͤck und Macht ſich gatten.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Mir, der ich blos ein wandernder Rhapſode,</l><lb/> <l>Genuͤgt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten,</l><lb/> <l>Und ein beruͤhmter Name nach dem Tode.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [231/0241]
LXIII.
Dies Land der Muͤhe, dieſes Land des herben
Entſagens werd' ich ohne Seufzer miſſen,
Wo man bedraͤngt von tauſend Hinderniſſen
Sich muͤde quaͤlt und dennoch muß verderben.
Zwar mancher Vortheil laͤßt ſich hier erwerben,
Staatswuͤrden, Wohlſtand, eine Laſt von Wiſſen,
Und unſre Deutſchen waren ſtets befliſſen,
Sich abzuplagen und geplagt zu ſterben.
Ein Solcher darf zu keiner Zeit ermatten,
Er foͤrdre ſich, er ſchmeichle jeder Mode,
Und ſey dabey, wo Gluͤck und Macht ſich gatten.
Mir, der ich blos ein wandernder Rhapſode,
Genuͤgt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten,
Und ein beruͤhmter Name nach dem Tode.
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