Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite

Mit Schießscharten versehn; sey's, daß hier immer ein
Wachthurm

Ragte, den offenen Strand vor Algiers Flagge zu hüten,
Die von dem Eiland oft Jungfrauen und Jünglinge weg¬
stahl;

Sey's, daß gegen den Stolz Englands und erfahrene See¬
kunst

Erst in der jüngeren Zeit es erbaut der Napoleonide,
Dem Parthenope sonst ausspannte die Pferde des Wagens,
Ihn dann aber verjagte, verrieth, ja tödtete, da er
An's treulose Gestad' durch schmeichelnde Briefe gelockt
ward.

Steigst du herab in den sandigen Kies, so gewahrst du
ein Felsstück

Niedrig und platt in die Wogen hinaus Trotz bieten der
Brandung;

Dort anlehnt sich mit rundlichem Dach die bescheidene
Wohnung

Dürftiger Fischer, es ist die entlegenste Hütte der Insel,
Blos durch riesige Steine beschüzt vor stürmischem An¬
drang,

Der oft über den Sand wegspühlt und die Schwelle be¬
nezt ihr.

Kaum hegt, irgend umher, einfachere Menschen die
Erde;

Ja kaum hegt sie sie noch, es ernährt sie die schäumende
Woge.

Nicht die Gefilde der Insel bewohnt dies arme Geschlecht,
nie

Pflückt es des Oelbaums Frucht, nie schlummert es un¬
ter dem Palmbaum:

Nur die verwilderte Myrte noch blüht und der wuchernde
Caktus

Mit Schießſcharten verſehn; ſey's, daß hier immer ein
Wachthurm

Ragte, den offenen Strand vor Algiers Flagge zu huͤten,
Die von dem Eiland oft Jungfrauen und Juͤnglinge weg¬
ſtahl;

Sey's, daß gegen den Stolz Englands und erfahrene See¬
kunſt

Erſt in der juͤngeren Zeit es erbaut der Napoleonide,
Dem Parthenope ſonſt ausſpannte die Pferde des Wagens,
Ihn dann aber verjagte, verrieth, ja toͤdtete, da er
An's treuloſe Geſtad' durch ſchmeichelnde Briefe gelockt
ward.

Steigſt du herab in den ſandigen Kies, ſo gewahrſt du
ein Felsſtuͤck

Niedrig und platt in die Wogen hinaus Trotz bieten der
Brandung;

Dort anlehnt ſich mit rundlichem Dach die beſcheidene
Wohnung

Duͤrftiger Fiſcher, es iſt die entlegenſte Huͤtte der Inſel,
Blos durch rieſige Steine beſchuͤzt vor ſtuͤrmiſchem An¬
drang,

Der oft uͤber den Sand wegſpuͤhlt und die Schwelle be¬
nezt ihr.

Kaum hegt, irgend umher, einfachere Menſchen die
Erde;

Ja kaum hegt ſie ſie noch, es ernaͤhrt ſie die ſchaͤumende
Woge.

Nicht die Gefilde der Inſel bewohnt dies arme Geſchlecht,
nie

Pfluͤckt es des Oelbaums Frucht, nie ſchlummert es un¬
ter dem Palmbaum:

Nur die verwilderte Myrte noch bluͤht und der wuchernde
Caktus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <pb facs="#f0290" n="280"/>
                <l>Mit Schieß&#x017F;charten ver&#x017F;ehn; &#x017F;ey's, daß hier immer ein<lb/><hi rendition="#et">Wachthurm</hi></l><lb/>
                <l>Ragte, den offenen Strand vor Algiers Flagge zu hu&#x0364;ten,</l><lb/>
                <l>Die von dem Eiland oft Jungfrauen und Ju&#x0364;nglinge weg¬<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tahl;</hi></l><lb/>
                <l>Sey's, daß gegen den Stolz Englands und erfahrene See¬<lb/><hi rendition="#et">kun&#x017F;t</hi></l><lb/>
                <l>Er&#x017F;t in der ju&#x0364;ngeren Zeit es erbaut der Napoleonide,</l><lb/>
                <l>Dem Parthenope &#x017F;on&#x017F;t aus&#x017F;pannte die Pferde des Wagens,</l><lb/>
                <l>Ihn dann aber verjagte, verrieth, ja to&#x0364;dtete, da er</l><lb/>
                <l>An's treulo&#x017F;e Ge&#x017F;tad' durch &#x017F;chmeichelnde Briefe gelockt<lb/><hi rendition="#et">ward.</hi></l><lb/>
                <l>Steig&#x017F;t du herab in den &#x017F;andigen Kies, &#x017F;o gewahr&#x017F;t du<lb/><hi rendition="#et">ein Fels&#x017F;tu&#x0364;ck</hi></l><lb/>
                <l>Niedrig und platt in die Wogen hinaus Trotz bieten der<lb/><hi rendition="#et">Brandung;</hi></l><lb/>
                <l>Dort anlehnt &#x017F;ich mit rundlichem Dach die be&#x017F;cheidene<lb/><hi rendition="#et">Wohnung</hi></l><lb/>
                <l>Du&#x0364;rftiger Fi&#x017F;cher, es i&#x017F;t die entlegen&#x017F;te Hu&#x0364;tte der In&#x017F;el,</l><lb/>
                <l>Blos durch rie&#x017F;ige Steine be&#x017F;chu&#x0364;zt vor &#x017F;tu&#x0364;rmi&#x017F;chem An¬<lb/><hi rendition="#et">drang,</hi></l><lb/>
                <l>Der oft u&#x0364;ber den Sand weg&#x017F;pu&#x0364;hlt und die Schwelle be¬<lb/><hi rendition="#et">nezt ihr.</hi></l><lb/>
                <l>Kaum hegt, irgend umher, einfachere Men&#x017F;chen die<lb/><hi rendition="#et">Erde;</hi></l><lb/>
                <l>Ja kaum hegt &#x017F;ie &#x017F;ie noch, es erna&#x0364;hrt &#x017F;ie die &#x017F;cha&#x0364;umende<lb/><hi rendition="#et">Woge.</hi></l><lb/>
                <l>Nicht die Gefilde der In&#x017F;el bewohnt dies arme Ge&#x017F;chlecht,<lb/><hi rendition="#et">nie</hi></l><lb/>
                <l>Pflu&#x0364;ckt es des Oelbaums Frucht, nie &#x017F;chlummert es un¬<lb/><hi rendition="#et">ter dem Palmbaum:</hi></l><lb/>
                <l>Nur die verwilderte Myrte noch blu&#x0364;ht und der wuchernde<lb/><hi rendition="#et">Caktus</hi></l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0290] Mit Schießſcharten verſehn; ſey's, daß hier immer ein Wachthurm Ragte, den offenen Strand vor Algiers Flagge zu huͤten, Die von dem Eiland oft Jungfrauen und Juͤnglinge weg¬ ſtahl; Sey's, daß gegen den Stolz Englands und erfahrene See¬ kunſt Erſt in der juͤngeren Zeit es erbaut der Napoleonide, Dem Parthenope ſonſt ausſpannte die Pferde des Wagens, Ihn dann aber verjagte, verrieth, ja toͤdtete, da er An's treuloſe Geſtad' durch ſchmeichelnde Briefe gelockt ward. Steigſt du herab in den ſandigen Kies, ſo gewahrſt du ein Felsſtuͤck Niedrig und platt in die Wogen hinaus Trotz bieten der Brandung; Dort anlehnt ſich mit rundlichem Dach die beſcheidene Wohnung Duͤrftiger Fiſcher, es iſt die entlegenſte Huͤtte der Inſel, Blos durch rieſige Steine beſchuͤzt vor ſtuͤrmiſchem An¬ drang, Der oft uͤber den Sand wegſpuͤhlt und die Schwelle be¬ nezt ihr. Kaum hegt, irgend umher, einfachere Menſchen die Erde; Ja kaum hegt ſie ſie noch, es ernaͤhrt ſie die ſchaͤumende Woge. Nicht die Gefilde der Inſel bewohnt dies arme Geſchlecht, nie Pfluͤckt es des Oelbaums Frucht, nie ſchlummert es un¬ ter dem Palmbaum: Nur die verwilderte Myrte noch bluͤht und der wuchernde Caktus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/290
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/290>, abgerufen am 22.11.2024.