Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite

Aus unwirthlichem Stein, nur wenige Blumen und
Meergras;

Eher verwandt ist hier dem gewaltigen Schaumelemente
Als der beackerten Scholle der Mensch und dem üppigen
Saatfeld.

Gleiches Geschäft erbt stets von dem heutigen Tage der
nächste:

Immer das Netz auswerfen, es einziehn; wieder es
trocknen

Ueber dem sonnigen Kies, dann wieder es werfen und
einziehn.

Hier hat frühe der Knabe versucht in der Welle zu plät¬
schern,

Frühe das Steuer zu drehen gelernt und die Ruder zu
schlagen,

Hat als Kind muthwillig gestreichelt den rollenden Del¬
phin,

Der, durch Töne gelockt, an die Barke heran sich wälzte.
Mög' euch Segen verleihn ein Gott, und jeglichem Tag¬
werk,

Friedliche Menschen, so nah der Natur und dem Spiegel
des Weltalls!

Möge, da größeren Wunsch auch nie die Begierde ge¬
lispelt,

Möge der Thunfisch oft, euch Beute zu seyn, und der
Schwertfisch

Hier anschwimmen! Es liebt sie der Esser im reichen
Neapel.


Glückliche Fischer! wie auch Kriegsstürme verwandelt den
Erdkreis,

Freye zu Sclaven gemacht und Reiche zu Dürftigen, ihr
nur

Aus unwirthlichem Stein, nur wenige Blumen und
Meergras;

Eher verwandt iſt hier dem gewaltigen Schaumelemente
Als der beackerten Scholle der Menſch und dem uͤppigen
Saatfeld.

Gleiches Geſchaͤft erbt ſtets von dem heutigen Tage der
naͤchſte:

Immer das Netz auswerfen, es einziehn; wieder es
trocknen

Ueber dem ſonnigen Kies, dann wieder es werfen und
einziehn.

Hier hat fruͤhe der Knabe verſucht in der Welle zu plaͤt¬
ſchern,

Fruͤhe das Steuer zu drehen gelernt und die Ruder zu
ſchlagen,

Hat als Kind muthwillig geſtreichelt den rollenden Del¬
phin,

Der, durch Toͤne gelockt, an die Barke heran ſich waͤlzte.
Moͤg' euch Segen verleihn ein Gott, und jeglichem Tag¬
werk,

Friedliche Menſchen, ſo nah der Natur und dem Spiegel
des Weltalls!

Moͤge, da groͤßeren Wunſch auch nie die Begierde ge¬
liſpelt,

Moͤge der Thunfiſch oft, euch Beute zu ſeyn, und der
Schwertfiſch

Hier anſchwimmen! Es liebt ſie der Eſſer im reichen
Neapel.


Gluͤckliche Fiſcher! wie auch Kriegsſtuͤrme verwandelt den
Erdkreis,

Freye zu Sclaven gemacht und Reiche zu Duͤrftigen, ihr
nur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <pb facs="#f0291" n="281"/>
                <l>Aus unwirthlichem Stein, nur wenige Blumen und<lb/><hi rendition="#et">Meergras;</hi></l><lb/>
                <l>Eher verwandt i&#x017F;t hier dem gewaltigen Schaumelemente</l><lb/>
                <l>Als der beackerten Scholle der Men&#x017F;ch und dem u&#x0364;ppigen<lb/><hi rendition="#et">Saatfeld.</hi></l><lb/>
                <l>Gleiches Ge&#x017F;cha&#x0364;ft erbt &#x017F;tets von dem heutigen Tage der<lb/><hi rendition="#et">na&#x0364;ch&#x017F;te:</hi></l><lb/>
                <l>Immer das Netz auswerfen, es einziehn; wieder es<lb/><hi rendition="#et">trocknen</hi></l><lb/>
                <l>Ueber dem &#x017F;onnigen Kies, dann wieder es werfen und<lb/><hi rendition="#et">einziehn.</hi></l><lb/>
                <l>Hier hat fru&#x0364;he der Knabe ver&#x017F;ucht in der Welle zu pla&#x0364;<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chern,</hi></l><lb/>
                <l>Fru&#x0364;he das Steuer zu drehen gelernt und die Ruder zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chlagen,</hi></l><lb/>
                <l>Hat als Kind muthwillig ge&#x017F;treichelt den rollenden Del¬<lb/><hi rendition="#et">phin,</hi></l><lb/>
                <l>Der, durch To&#x0364;ne gelockt, an die Barke heran &#x017F;ich wa&#x0364;lzte.</l><lb/>
                <l>Mo&#x0364;g' euch Segen verleihn ein Gott, und jeglichem Tag¬<lb/><hi rendition="#et">werk,</hi></l><lb/>
                <l>Friedliche Men&#x017F;chen, &#x017F;o nah der Natur und dem Spiegel<lb/><hi rendition="#et">des Weltalls!</hi></l><lb/>
                <l>Mo&#x0364;ge, da gro&#x0364;ßeren Wun&#x017F;ch auch nie die Begierde ge¬<lb/><hi rendition="#et">li&#x017F;pelt,</hi></l><lb/>
                <l>Mo&#x0364;ge der Thunfi&#x017F;ch oft, euch Beute zu &#x017F;eyn, und der<lb/><hi rendition="#et">Schwertfi&#x017F;ch</hi></l><lb/>
                <l>Hier an&#x017F;chwimmen! Es liebt &#x017F;ie der E&#x017F;&#x017F;er im reichen<lb/><hi rendition="#et">Neapel.</hi></l>
              </lg>
              <lg n="2"><lb/>
                <l>Glu&#x0364;ckliche Fi&#x017F;cher! wie auch Kriegs&#x017F;tu&#x0364;rme verwandelt den<lb/><hi rendition="#et">Erdkreis,</hi></l><lb/>
                <l>Freye zu Sclaven gemacht und Reiche zu Du&#x0364;rftigen, ihr<lb/><hi rendition="#et">nur</hi></l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0291] Aus unwirthlichem Stein, nur wenige Blumen und Meergras; Eher verwandt iſt hier dem gewaltigen Schaumelemente Als der beackerten Scholle der Menſch und dem uͤppigen Saatfeld. Gleiches Geſchaͤft erbt ſtets von dem heutigen Tage der naͤchſte: Immer das Netz auswerfen, es einziehn; wieder es trocknen Ueber dem ſonnigen Kies, dann wieder es werfen und einziehn. Hier hat fruͤhe der Knabe verſucht in der Welle zu plaͤt¬ ſchern, Fruͤhe das Steuer zu drehen gelernt und die Ruder zu ſchlagen, Hat als Kind muthwillig geſtreichelt den rollenden Del¬ phin, Der, durch Toͤne gelockt, an die Barke heran ſich waͤlzte. Moͤg' euch Segen verleihn ein Gott, und jeglichem Tag¬ werk, Friedliche Menſchen, ſo nah der Natur und dem Spiegel des Weltalls! Moͤge, da groͤßeren Wunſch auch nie die Begierde ge¬ liſpelt, Moͤge der Thunfiſch oft, euch Beute zu ſeyn, und der Schwertfiſch Hier anſchwimmen! Es liebt ſie der Eſſer im reichen Neapel. Gluͤckliche Fiſcher! wie auch Kriegsſtuͤrme verwandelt den Erdkreis, Freye zu Sclaven gemacht und Reiche zu Duͤrftigen, ihr nur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/291
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/291>, abgerufen am 01.06.2024.