Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.Dich hat die Ahnung aber nicht betrogen: Macht wider Macht ist kräftig aufgestanden, Zur Hälfte schon ist jener Wahn verflogen, Der altes Leben löste von den Banden, Worin es gütig die Natur erzogen, Und da die Wahrheit wir verirrend fanden, So sey'n vergessen jene Gräuelthaten: Es steht die Blume zwischen jungen Saaten. Wenn auch der alte, hohe Baum verdorben, Der eine Welt im Schatten konnte wahren, Wenn auch der Glanz von ehedem erstorben, Zerstückt ein Reich, das trozte tausend Jahren, So ward dafür ein geistiges erworben, Und immer schöner wird sich's offenbaren, Und fehlt ein Kaiser dieses Reiches Throne, So nimm von uns, die du verdienst, die Krone! Dich hat die Ahnung aber nicht betrogen: Macht wider Macht iſt kraͤftig aufgeſtanden, Zur Haͤlfte ſchon iſt jener Wahn verflogen, Der altes Leben loͤste von den Banden, Worin es guͤtig die Natur erzogen, Und da die Wahrheit wir verirrend fanden, So ſey'n vergeſſen jene Graͤuelthaten: Es ſteht die Blume zwiſchen jungen Saaten. Wenn auch der alte, hohe Baum verdorben, Der eine Welt im Schatten konnte wahren, Wenn auch der Glanz von ehedem erſtorben, Zerſtuͤckt ein Reich, das trozte tauſend Jahren, So ward dafuͤr ein geiſtiges erworben, Und immer ſchoͤner wird ſich's offenbaren, Und fehlt ein Kaiſer dieſes Reiches Throne, So nimm von uns, die du verdienſt, die Krone! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0079" n="69"/> <lg n="11"> <l>Dich hat die Ahnung aber nicht betrogen:</l><lb/> <l>Macht wider Macht iſt kraͤftig aufgeſtanden,</l><lb/> <l>Zur Haͤlfte ſchon iſt jener Wahn verflogen,</l><lb/> <l>Der altes Leben loͤste von den Banden,</l><lb/> <l>Worin es guͤtig die Natur erzogen,</l><lb/> <l>Und da die Wahrheit wir verirrend fanden,</l><lb/> <l>So ſey'n vergeſſen jene Graͤuelthaten:</l><lb/> <l>Es ſteht die Blume zwiſchen jungen Saaten.</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Wenn auch der alte, hohe Baum verdorben,</l><lb/> <l>Der eine Welt im Schatten konnte wahren,</l><lb/> <l>Wenn auch der Glanz von ehedem erſtorben,</l><lb/> <l>Zerſtuͤckt ein Reich, das trozte tauſend Jahren,</l><lb/> <l>So ward dafuͤr ein geiſtiges erworben,</l><lb/> <l>Und immer ſchoͤner wird ſich's offenbaren,</l><lb/> <l>Und fehlt ein Kaiſer dieſes Reiches Throne,</l><lb/> <l>So nimm von uns, die du verdienſt, die Krone!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0079]
Dich hat die Ahnung aber nicht betrogen:
Macht wider Macht iſt kraͤftig aufgeſtanden,
Zur Haͤlfte ſchon iſt jener Wahn verflogen,
Der altes Leben loͤste von den Banden,
Worin es guͤtig die Natur erzogen,
Und da die Wahrheit wir verirrend fanden,
So ſey'n vergeſſen jene Graͤuelthaten:
Es ſteht die Blume zwiſchen jungen Saaten.
Wenn auch der alte, hohe Baum verdorben,
Der eine Welt im Schatten konnte wahren,
Wenn auch der Glanz von ehedem erſtorben,
Zerſtuͤckt ein Reich, das trozte tauſend Jahren,
So ward dafuͤr ein geiſtiges erworben,
Und immer ſchoͤner wird ſich's offenbaren,
Und fehlt ein Kaiſer dieſes Reiches Throne,
So nimm von uns, die du verdienſt, die Krone!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |