Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.Und woraus der Harfe Schrauben? Aus des großen Hechtes Zähnen. Und woraus der Harfe Saiten? Aus dem Haupthaar Kalevas. Zu dem Sohne sprach der Alte: Hole mir mein Kantele Unter die gewohnten Finger, Unter die gewöhnten Hände! Freude strömt nun über Freude, Auf Gelächter folgt Gelächter, Während spielet Wäinämöinen Auf dem Kantele von Gräten, Auf dem Fischgeripp der Leier. Keines ward im Hain gefunden, Sey es auf zwey Flügeln fliegend, Sey es auf vier Füßen laufend, Das nicht eilte zuzuhören, Während spielte Wäinämöinen Auf dem Kantele von Gräten, Auf dem Fischgeripp der Leier. Selbst der Bär im Walde stieß Mit der Brust sich gegen Zäune, Während spielte Wäinämöinen Auf dem Kantele von Gräten, Auf dem Fischgeripp der Leier. Selbst des Waldes alter Vater Schmückte sich mit rothem Schuhband, Während spielte Wäinämöinen Auf dem Kantele von Gräten. Selbst des Wassers gute Mutter Zierte sich mit blauen Strümpfen, Ließ im grünen Gras sich nieder, Um das Saitenspiel zu hören, v. Platen's Gedichte. 6
Und woraus der Harfe Schrauben? Aus des großen Hechtes Zaͤhnen. Und woraus der Harfe Saiten? Aus dem Haupthaar Kalevas. Zu dem Sohne ſprach der Alte: Hole mir mein Kantele Unter die gewohnten Finger, Unter die gewoͤhnten Haͤnde! Freude ſtroͤmt nun uͤber Freude, Auf Gelaͤchter folgt Gelaͤchter, Waͤhrend ſpielet Waͤinaͤmoͤinen Auf dem Kantele von Graͤten, Auf dem Fiſchgeripp der Leier. Keines ward im Hain gefunden, Sey es auf zwey Fluͤgeln fliegend, Sey es auf vier Fuͤßen laufend, Das nicht eilte zuzuhoͤren, Waͤhrend ſpielte Waͤinaͤmoͤinen Auf dem Kantele von Graͤten, Auf dem Fiſchgeripp der Leier. Selbſt der Baͤr im Walde ſtieß Mit der Bruſt ſich gegen Zaͤune, Waͤhrend ſpielte Waͤinaͤmoͤinen Auf dem Kantele von Graͤten, Auf dem Fiſchgeripp der Leier. Selbſt des Waldes alter Vater Schmuͤckte ſich mit rothem Schuhband, Waͤhrend ſpielte Waͤinaͤmoͤinen Auf dem Kantele von Graͤten. Selbſt des Waſſers gute Mutter Zierte ſich mit blauen Struͤmpfen, Ließ im gruͤnen Gras ſich nieder, Um das Saitenſpiel zu hoͤren, v. Platen's Gedichte. 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0091" n="81"/> <l>Und woraus der Harfe Schrauben?</l><lb/> <l>Aus des großen Hechtes Zaͤhnen.</l><lb/> <l>Und woraus der Harfe Saiten?</l><lb/> <l>Aus dem Haupthaar Kalevas.</l><lb/> <l>Zu dem Sohne ſprach der Alte:</l><lb/> <l>Hole mir mein Kantele</l><lb/> <l>Unter die gewohnten Finger,</l><lb/> <l>Unter die gewoͤhnten Haͤnde!</l><lb/> <l>Freude ſtroͤmt nun uͤber Freude,</l><lb/> <l>Auf Gelaͤchter folgt Gelaͤchter,</l><lb/> <l>Waͤhrend ſpielet Waͤinaͤmoͤinen</l><lb/> <l>Auf dem Kantele von Graͤten,</l><lb/> <l>Auf dem Fiſchgeripp der Leier.</l><lb/> <l>Keines ward im Hain gefunden,</l><lb/> <l>Sey es auf zwey Fluͤgeln fliegend,</l><lb/> <l>Sey es auf vier Fuͤßen laufend,</l><lb/> <l>Das nicht eilte zuzuhoͤren,</l><lb/> <l>Waͤhrend ſpielte Waͤinaͤmoͤinen</l><lb/> <l>Auf dem Kantele von Graͤten,</l><lb/> <l>Auf dem Fiſchgeripp der Leier.</l><lb/> <l>Selbſt der Baͤr im Walde ſtieß</l><lb/> <l>Mit der Bruſt ſich gegen Zaͤune,</l><lb/> <l>Waͤhrend ſpielte Waͤinaͤmoͤinen</l><lb/> <l>Auf dem Kantele von Graͤten,</l><lb/> <l>Auf dem Fiſchgeripp der Leier.</l><lb/> <l>Selbſt des Waldes alter Vater</l><lb/> <l>Schmuͤckte ſich mit rothem Schuhband,</l><lb/> <l>Waͤhrend ſpielte Waͤinaͤmoͤinen</l><lb/> <l>Auf dem Kantele von Graͤten.</l><lb/> <l>Selbſt des Waſſers gute Mutter</l><lb/> <l>Zierte ſich mit blauen Struͤmpfen,</l><lb/> <l>Ließ im gruͤnen Gras ſich nieder,</l><lb/> <l>Um das Saitenſpiel zu hoͤren,</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">v. Platen's Gedichte. 6<lb/></fw> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0091]
Und woraus der Harfe Schrauben?
Aus des großen Hechtes Zaͤhnen.
Und woraus der Harfe Saiten?
Aus dem Haupthaar Kalevas.
Zu dem Sohne ſprach der Alte:
Hole mir mein Kantele
Unter die gewohnten Finger,
Unter die gewoͤhnten Haͤnde!
Freude ſtroͤmt nun uͤber Freude,
Auf Gelaͤchter folgt Gelaͤchter,
Waͤhrend ſpielet Waͤinaͤmoͤinen
Auf dem Kantele von Graͤten,
Auf dem Fiſchgeripp der Leier.
Keines ward im Hain gefunden,
Sey es auf zwey Fluͤgeln fliegend,
Sey es auf vier Fuͤßen laufend,
Das nicht eilte zuzuhoͤren,
Waͤhrend ſpielte Waͤinaͤmoͤinen
Auf dem Kantele von Graͤten,
Auf dem Fiſchgeripp der Leier.
Selbſt der Baͤr im Walde ſtieß
Mit der Bruſt ſich gegen Zaͤune,
Waͤhrend ſpielte Waͤinaͤmoͤinen
Auf dem Kantele von Graͤten,
Auf dem Fiſchgeripp der Leier.
Selbſt des Waldes alter Vater
Schmuͤckte ſich mit rothem Schuhband,
Waͤhrend ſpielte Waͤinaͤmoͤinen
Auf dem Kantele von Graͤten.
Selbſt des Waſſers gute Mutter
Zierte ſich mit blauen Struͤmpfen,
Ließ im gruͤnen Gras ſich nieder,
Um das Saitenſpiel zu hoͤren,
v. Platen's Gedichte. 6
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |