Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Diese geistigen Unterschiede werden gut illustrirt durch
die Entwickelungs-Unterschiede des Gehirns, also des Or-
gans, an dessen chemisch-physikalische Functionen die
geistigen Vorgänge als Parallelen geknüpft sind. Nach Hux-
ley
ist das höchste Gewicht des Gorillagehirns trotz der
grossen Schwere des Gorillaleibes (über 100 kl) nicht mehr
wie 570 g *), während das mittlere Hirngewicht beim männ-
lichen Europäer 1360 g, beim männlichen Neger 1244 g
beträgt.**) Nach Herbert Spencer ist das Gehirn des
civilisirten Menschen um 30 % schwerer als das des Wilden.
Nach Broca verhält sich die Schädelcapacität des Euro-
päers zu der des Negers wie 124,8:111,8. Professor Flo-
wer
giebt für den Schädelinhalt bei Afrikanern 1390 und
für den bei Europäern 1490 ccm an, Barnard Davis
nach zahlreichen Messungen 1412,6 bezw. 1509,2 ccm.

Auch in Bezug auf den Windungsreichthum des Gross-
hirns steht der Gorilla am tiefsten, der Weisse am höchsten.
Dasselbe gilt vom Massenverhältniss des Grosshirns zu dem
Rest des Centralnervensystems. Der Westarier hat das
relativ schwerste, der Gorilla das relativ leichteste Gross-
hirn.

Doch wir wollen uns nicht in diese Organisations-Un-
terschiede des Gehirns vertiefen, sondern nur daran erinnern,
dass die grössere Vervollkommnung auf den letzen Stufen
der organischen Entwickelung, bei den Spitzen der Säuge-
thiere, fast ausschliesslich Hand in Hand mit einer Ent-
wickelung der Grösse und Complication des Gehirns ging.
Wallace+) citirt darüber Marsh: "Das wirkliche Vor-
handensein eines Fortschrittes in der Säugethierwelt Ame-
rikas vom Beginne der Tertiärzeit an bis jetzt wird sehr
schön durch die Zunahme des Gehirns nachgewiesen, in
der wir den Schlüssel zu vielen andern Umwandlungen

*) Wallace, a. a. O. S. 708.
**) Kurella, H. Naturgeschichte des Verbrechers. Stuttgart 1893.
+) Wallace, a. a. O. S. 601.

Diese geistigen Unterschiede werden gut illustrirt durch
die Entwickelungs-Unterschiede des Gehirns, also des Or-
gans, an dessen chemisch-physikalische Functionen die
geistigen Vorgänge als Parallelen geknüpft sind. Nach Hux-
ley
ist das höchste Gewicht des Gorillagehirns trotz der
grossen Schwere des Gorillaleibes (über 100 kl) nicht mehr
wie 570 g *), während das mittlere Hirngewicht beim männ-
lichen Europäer 1360 g, beim männlichen Neger 1244 g
beträgt.**) Nach Herbert Spencer ist das Gehirn des
civilisirten Menschen um 30 % schwerer als das des Wilden.
Nach Broca verhält sich die Schädelcapacität des Euro-
päers zu der des Negers wie 124,8:111,8. Professor Flo-
wer
giebt für den Schädelinhalt bei Afrikanern 1390 und
für den bei Europäern 1490 ccm an, Barnard Davis
nach zahlreichen Messungen 1412,6 bezw. 1509,2 ccm.

Auch in Bezug auf den Windungsreichthum des Gross-
hirns steht der Gorilla am tiefsten, der Weisse am höchsten.
Dasselbe gilt vom Massenverhältniss des Grosshirns zu dem
Rest des Centralnervensystems. Der Westarier hat das
relativ schwerste, der Gorilla das relativ leichteste Gross-
hirn.

Doch wir wollen uns nicht in diese Organisations-Un-
terschiede des Gehirns vertiefen, sondern nur daran erinnern,
dass die grössere Vervollkommnung auf den letzen Stufen
der organischen Entwickelung, bei den Spitzen der Säuge-
thiere, fast ausschliesslich Hand in Hand mit einer Ent-
wickelung der Grösse und Complication des Gehirns ging.
Wallace†) citirt darüber Marsh: „Das wirkliche Vor-
handensein eines Fortschrittes in der Säugethierwelt Ame-
rikas vom Beginne der Tertiärzeit an bis jetzt wird sehr
schön durch die Zunahme des Gehirns nachgewiesen, in
der wir den Schlüssel zu vielen andern Umwandlungen

*) Wallace, a. a. O. S. 708.
**) Kurella, H. Naturgeschichte des Verbrechers. Stuttgart 1893.
†) Wallace, a. a. O. S. 601.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0115" n="95"/>
          <p>Diese geistigen Unterschiede werden gut illustrirt durch<lb/>
die Entwickelungs-Unterschiede des Gehirns, also des Or-<lb/>
gans, an dessen chemisch-physikalische Functionen die<lb/>
geistigen Vorgänge als Parallelen geknüpft sind. Nach <hi rendition="#g">Hux-<lb/>
ley</hi> ist das höchste Gewicht des Gorillagehirns trotz der<lb/>
grossen Schwere des Gorillaleibes (über 100 kl) nicht mehr<lb/>
wie 570 g <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Wallace</hi>, a. a. O. S. 708.</note>, während das mittlere Hirngewicht beim männ-<lb/>
lichen Europäer 1360 g, beim männlichen Neger 1244 g<lb/>
beträgt.<note place="foot" n="**)"><hi rendition="#g">Kurella</hi>, H. Naturgeschichte des Verbrechers. Stuttgart 1893.</note> Nach <hi rendition="#g">Herbert Spencer</hi> ist das Gehirn des<lb/>
civilisirten Menschen um 30 % schwerer als das des Wilden.<lb/>
Nach <hi rendition="#g">Broca</hi> verhält sich die Schädelcapacität des Euro-<lb/>
päers zu der des Negers wie 124,8:111,8. Professor <hi rendition="#g">Flo-<lb/>
wer</hi> giebt für den Schädelinhalt bei Afrikanern 1390 und<lb/>
für den bei Europäern 1490 ccm an, <hi rendition="#g">Barnard Davis</hi><lb/>
nach zahlreichen Messungen 1412,6 bezw. 1509,2 ccm.</p><lb/>
          <p>Auch in Bezug auf den Windungsreichthum des Gross-<lb/>
hirns steht der Gorilla am tiefsten, der Weisse am höchsten.<lb/>
Dasselbe gilt vom Massenverhältniss des Grosshirns zu dem<lb/>
Rest des Centralnervensystems. Der Westarier hat das<lb/>
relativ schwerste, der Gorilla das relativ leichteste Gross-<lb/>
hirn.</p><lb/>
          <p>Doch wir wollen uns nicht in diese Organisations-Un-<lb/>
terschiede des Gehirns vertiefen, sondern nur daran erinnern,<lb/>
dass die grössere Vervollkommnung auf den letzen Stufen<lb/>
der organischen Entwickelung, bei den Spitzen der Säuge-<lb/>
thiere, fast ausschliesslich Hand in Hand mit einer Ent-<lb/>
wickelung der Grösse und Complication des Gehirns ging.<lb/><hi rendition="#g">Wallace</hi><note place="foot" n="&#x2020;)"><hi rendition="#g">Wallace</hi>, a. a. O. S. 601.</note> citirt darüber <hi rendition="#g">Marsh</hi>: &#x201E;Das wirkliche Vor-<lb/>
handensein eines Fortschrittes in der Säugethierwelt Ame-<lb/>
rikas vom Beginne der Tertiärzeit an bis jetzt wird sehr<lb/>
schön durch die Zunahme des Gehirns nachgewiesen, in<lb/>
der wir den Schlüssel zu vielen andern Umwandlungen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0115] Diese geistigen Unterschiede werden gut illustrirt durch die Entwickelungs-Unterschiede des Gehirns, also des Or- gans, an dessen chemisch-physikalische Functionen die geistigen Vorgänge als Parallelen geknüpft sind. Nach Hux- ley ist das höchste Gewicht des Gorillagehirns trotz der grossen Schwere des Gorillaleibes (über 100 kl) nicht mehr wie 570 g *), während das mittlere Hirngewicht beim männ- lichen Europäer 1360 g, beim männlichen Neger 1244 g beträgt. **) Nach Herbert Spencer ist das Gehirn des civilisirten Menschen um 30 % schwerer als das des Wilden. Nach Broca verhält sich die Schädelcapacität des Euro- päers zu der des Negers wie 124,8:111,8. Professor Flo- wer giebt für den Schädelinhalt bei Afrikanern 1390 und für den bei Europäern 1490 ccm an, Barnard Davis nach zahlreichen Messungen 1412,6 bezw. 1509,2 ccm. Auch in Bezug auf den Windungsreichthum des Gross- hirns steht der Gorilla am tiefsten, der Weisse am höchsten. Dasselbe gilt vom Massenverhältniss des Grosshirns zu dem Rest des Centralnervensystems. Der Westarier hat das relativ schwerste, der Gorilla das relativ leichteste Gross- hirn. Doch wir wollen uns nicht in diese Organisations-Un- terschiede des Gehirns vertiefen, sondern nur daran erinnern, dass die grössere Vervollkommnung auf den letzen Stufen der organischen Entwickelung, bei den Spitzen der Säuge- thiere, fast ausschliesslich Hand in Hand mit einer Ent- wickelung der Grösse und Complication des Gehirns ging. Wallace †) citirt darüber Marsh: „Das wirkliche Vor- handensein eines Fortschrittes in der Säugethierwelt Ame- rikas vom Beginne der Tertiärzeit an bis jetzt wird sehr schön durch die Zunahme des Gehirns nachgewiesen, in der wir den Schlüssel zu vielen andern Umwandlungen *) Wallace, a. a. O. S. 708. **) Kurella, H. Naturgeschichte des Verbrechers. Stuttgart 1893. †) Wallace, a. a. O. S. 601.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/115
Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/115>, abgerufen am 18.05.2024.