Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.Abneigung der Eltern gegen eine grössere Zahl Kinder Dasselbe gilt für einen weiteren, rein wirthschaftlichen Abneigung der Eltern gegen eine grössere Zahl Kinder Dasselbe gilt für einen weiteren, rein wirthschaftlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0186" n="166"/> <p>Abneigung der Eltern gegen eine grössere Zahl Kinder<lb/> besteht wohl ausnahmslos sowohl bei den Armen, wie bei<lb/> den Wohlhabenden. Mir ist auf zahlreiche Anfragen noch<lb/> nie der Bescheid geworden, dass mehr wie zwei bis drei<lb/> Kinder erwünscht seien. Im Gegentheil wurden mir sogar<lb/> von wohlhabenden, verheiratheten Frauen nicht nur prae-<lb/> ventiver Verkehr, sondern auch mehrfacher künstlicher<lb/> Abort eingestanden. Eine kinderlose Amerikanerin erzählte<lb/> mir in der Consultationsstunde in der harmlosesten Weise,<lb/> sie hätte drei künstliche Fehlgeburten durchgemacht. Dabei<lb/> hat sie Kinder sehr gern und scheut sogar kleine Reisen<lb/> nicht, um hübsche Babies zu besuchen, von Katzen und<lb/> Hunden, die sie hält, ganz zu schweigen. Trotz Mutter-<lb/> instinct also keine Kinder. Man scheut die Mühen und<lb/> die Gefahren der Schwangerschaft und Geburt, die Unbe-<lb/> quemlichkeit und die Kosten der Kindererziehung, den Ver-<lb/> lust der schönen Leibesformen und vor Allem auch die<lb/> Beeinträchtigung der eigenen Bewegungs- und Vergnügungs-<lb/> Freiheit durch die Kinder. Dass diese Hemmungen bei<lb/> den besseren Klassen stärker ausgesprochen sind als bei<lb/> den niederen, kann nicht Wunder nehmen, wenn man<lb/> bedenkt, dass die Mitglieder der ersteren im Allgemeinen<lb/> feinfühliger sind, und dass ihnen die Vergnügungen in<lb/> ganz anderer Art zugänglich sind, als den Armen.</p><lb/> <p>Dasselbe gilt für einen weiteren, rein wirthschaftlichen<lb/> Grund der Kinder-Beschränkung: man will den bereits<lb/> erzeugten Kindern keine neuen Mitbewerber schaffen in<lb/> Bezug auf gute Ausbildung und Erbtheilung. Bei den<lb/> ärmeren Classen spielt das eine geringe Rolle, sie haben<lb/> ihren Kindern keine Erziehung zu geben und kein Erbe zu<lb/> hinterlassen; im Gegentheil, wenigstens die Fabrik- und<lb/> besitzlosen Landarbeiter können von einem grösseren Nach-<lb/> wuchs eher Vortheil erhoffen, da die Kinder früh selbst<lb/> verdienen können und als eine Art Alters-Versicherung<lb/> angesehen werden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0186]
Abneigung der Eltern gegen eine grössere Zahl Kinder
besteht wohl ausnahmslos sowohl bei den Armen, wie bei
den Wohlhabenden. Mir ist auf zahlreiche Anfragen noch
nie der Bescheid geworden, dass mehr wie zwei bis drei
Kinder erwünscht seien. Im Gegentheil wurden mir sogar
von wohlhabenden, verheiratheten Frauen nicht nur prae-
ventiver Verkehr, sondern auch mehrfacher künstlicher
Abort eingestanden. Eine kinderlose Amerikanerin erzählte
mir in der Consultationsstunde in der harmlosesten Weise,
sie hätte drei künstliche Fehlgeburten durchgemacht. Dabei
hat sie Kinder sehr gern und scheut sogar kleine Reisen
nicht, um hübsche Babies zu besuchen, von Katzen und
Hunden, die sie hält, ganz zu schweigen. Trotz Mutter-
instinct also keine Kinder. Man scheut die Mühen und
die Gefahren der Schwangerschaft und Geburt, die Unbe-
quemlichkeit und die Kosten der Kindererziehung, den Ver-
lust der schönen Leibesformen und vor Allem auch die
Beeinträchtigung der eigenen Bewegungs- und Vergnügungs-
Freiheit durch die Kinder. Dass diese Hemmungen bei
den besseren Klassen stärker ausgesprochen sind als bei
den niederen, kann nicht Wunder nehmen, wenn man
bedenkt, dass die Mitglieder der ersteren im Allgemeinen
feinfühliger sind, und dass ihnen die Vergnügungen in
ganz anderer Art zugänglich sind, als den Armen.
Dasselbe gilt für einen weiteren, rein wirthschaftlichen
Grund der Kinder-Beschränkung: man will den bereits
erzeugten Kindern keine neuen Mitbewerber schaffen in
Bezug auf gute Ausbildung und Erbtheilung. Bei den
ärmeren Classen spielt das eine geringe Rolle, sie haben
ihren Kindern keine Erziehung zu geben und kein Erbe zu
hinterlassen; im Gegentheil, wenigstens die Fabrik- und
besitzlosen Landarbeiter können von einem grösseren Nach-
wuchs eher Vortheil erhoffen, da die Kinder früh selbst
verdienen können und als eine Art Alters-Versicherung
angesehen werden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |