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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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Dumont*) erklärt: "Es giebt kaum etwas Gesicher-
teres in der Demographie, als dass das Elend fruchtbar,
der Reichthum und die Wohlhabenheit verhältnissmässig
unfruchtbar sind." Er citirt Legoyt, (Revue scientifique,
4. Sept. 1880): "Nach den Arbeiten von Quetelet für
Brüssel, W. Farr für London, de Villerme und Benoiston
de Chateanneuf für Paris wird das Maximum der Geburten
erzeugt in den Quartieren der arbeitenden Klassen und
das Minimum in den Quartieren der Reichen oder der
einfach Wohlhabenden."

Der Grund dieser Erscheinung liegt wohl nur zum
allerkleinsten Theil darin, dass wohlgenährte Eltern rein
physiologisch eine geringere Zeugungspotenz haben als
schlecht genährte.

Die Aerzte wissen zwar, dass Fettsucht unfruchtbar
machen kann, allein über den Einfluss der blossen guten
Ernährung und des behaglichen Lebens überhaupt auf die
Fruchtbarkeit der Menschen liegen keine einwandsfreien
Beobachtungen vor. Darwin kommt bei der Betrachtung
dieses Gegenstandes zu dem von den Hausthieren abge-
leiteten Analogie-Schluss, man dürfe erwarten, dass
civilisirte Menschen wegen ihrer nahrhaften Kost frucht-
barer seien als wilde.**) Es wäre auch wohl anzunehmen,
dass eine eventuelle rasche Abnahme der Zeugungskraft
der Wohlhabenden sich nicht nur in der Menge, sondern
auch in der Güte der Kinder offenbaren würde, wogegen
die bessere Entwickelung der Kinder von Wohlhabenden
spricht. Es bleibt nur übrig, den Hauptgrund der Er-
scheinung in der grösseren Abneigung der Wohlhabenden
gegen Kinderzeugung und -Pflege zu suchen und in ihrer
grösseren Macht, Zeugung und Geburt zu verhindern.

*) Dumont, A. Depopulation et civilisation. Paris 1890.
pag. 80 und folg.
**) Darwin. Abstammung des Menschen. Deutsch von Carus.
1. Bd. S. 57.

Dumont*) erklärt: „Es giebt kaum etwas Gesicher-
teres in der Demographie, als dass das Elend fruchtbar,
der Reichthum und die Wohlhabenheit verhältnissmässig
unfruchtbar sind.“ Er citirt Legoyt, (Revue scientifique,
4. Sept. 1880): „Nach den Arbeiten von Quételet für
Brüssel, W. Farr für London, de Villermé und Benoiston
de Chateanneuf für Paris wird das Maximum der Geburten
erzeugt in den Quartieren der arbeitenden Klassen und
das Minimum in den Quartieren der Reichen oder der
einfach Wohlhabenden.“

Der Grund dieser Erscheinung liegt wohl nur zum
allerkleinsten Theil darin, dass wohlgenährte Eltern rein
physiologisch eine geringere Zeugungspotenz haben als
schlecht genährte.

Die Aerzte wissen zwar, dass Fettsucht unfruchtbar
machen kann, allein über den Einfluss der blossen guten
Ernährung und des behaglichen Lebens überhaupt auf die
Fruchtbarkeit der Menschen liegen keine einwandsfreien
Beobachtungen vor. Darwin kommt bei der Betrachtung
dieses Gegenstandes zu dem von den Hausthieren abge-
leiteten Analogie-Schluss, man dürfe erwarten, dass
civilisirte Menschen wegen ihrer nahrhaften Kost frucht-
barer seien als wilde.**) Es wäre auch wohl anzunehmen,
dass eine eventuelle rasche Abnahme der Zeugungskraft
der Wohlhabenden sich nicht nur in der Menge, sondern
auch in der Güte der Kinder offenbaren würde, wogegen
die bessere Entwickelung der Kinder von Wohlhabenden
spricht. Es bleibt nur übrig, den Hauptgrund der Er-
scheinung in der grösseren Abneigung der Wohlhabenden
gegen Kinderzeugung und -Pflege zu suchen und in ihrer
grösseren Macht, Zeugung und Geburt zu verhindern.

*) Dumont, A. Dépopulation et civilisation. Paris 1890.
pag. 80 und folg.
**) Darwin. Abstammung des Menschen. Deutsch von Carus.
1. Bd. S. 57.
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[165/0185] Dumont *) erklärt: „Es giebt kaum etwas Gesicher- teres in der Demographie, als dass das Elend fruchtbar, der Reichthum und die Wohlhabenheit verhältnissmässig unfruchtbar sind.“ Er citirt Legoyt, (Revue scientifique, 4. Sept. 1880): „Nach den Arbeiten von Quételet für Brüssel, W. Farr für London, de Villermé und Benoiston de Chateanneuf für Paris wird das Maximum der Geburten erzeugt in den Quartieren der arbeitenden Klassen und das Minimum in den Quartieren der Reichen oder der einfach Wohlhabenden.“ Der Grund dieser Erscheinung liegt wohl nur zum allerkleinsten Theil darin, dass wohlgenährte Eltern rein physiologisch eine geringere Zeugungspotenz haben als schlecht genährte. Die Aerzte wissen zwar, dass Fettsucht unfruchtbar machen kann, allein über den Einfluss der blossen guten Ernährung und des behaglichen Lebens überhaupt auf die Fruchtbarkeit der Menschen liegen keine einwandsfreien Beobachtungen vor. Darwin kommt bei der Betrachtung dieses Gegenstandes zu dem von den Hausthieren abge- leiteten Analogie-Schluss, man dürfe erwarten, dass civilisirte Menschen wegen ihrer nahrhaften Kost frucht- barer seien als wilde. **) Es wäre auch wohl anzunehmen, dass eine eventuelle rasche Abnahme der Zeugungskraft der Wohlhabenden sich nicht nur in der Menge, sondern auch in der Güte der Kinder offenbaren würde, wogegen die bessere Entwickelung der Kinder von Wohlhabenden spricht. Es bleibt nur übrig, den Hauptgrund der Er- scheinung in der grösseren Abneigung der Wohlhabenden gegen Kinderzeugung und -Pflege zu suchen und in ihrer grösseren Macht, Zeugung und Geburt zu verhindern. *) Dumont, A. Dépopulation et civilisation. Paris 1890. pag. 80 und folg. **) Darwin. Abstammung des Menschen. Deutsch von Carus. 1. Bd. S. 57.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/185>, abgerufen am 21.11.2024.