Schmerzen für die Zukunft sorgen. Auch die heutige abgemilderte Form des Kampfes um's Dasein bringt noch eine so grosse Masse Elend mit sich, dass bei der steigenden Verfeinerung unserer Empfindung die Motive des Mitleids und der Humanität immer neue Anreize erhalten.
Viele, die ein Interesse an der Aufrechterhaltung der heutigen Privilegien haben, suchen ja das Elend zu ver- tuschen, allein man braucht, um es voll zu erkennen, kein nationaloekonomisches Sonntagskind zu sein, wie Karl Marx, oder ein hellsehender Dichter, wie Gerhart Hauptmann; es genügt, ein ruhiger, menschlicher Betrachter menschlicher Dinge zu sein, der sich nicht weiss machen lässt, was schwarz ist.
Die Thatsache des Elends eines grossen Theils der Menschheit hat seit den ältesten Zeiten die Unzufriedenen zu theoretischen Forderungen und blutigen Versuchen zur Abhülfe getrieben. Diese Forderungen zeigen von der einzelnen Maassregel theoretisch kurzsichtiger Politiker bis zu den ausgearbeiteten Systemen praktisch kurzsichtiger Utopisten alle möglichen Abstufungen. Auch die heutigen socialpolitischen Bestrebungen gehen von den verschiedensten Gesichtspunkten aus.
Die Systeme des reinen Manchesterthums und theil- weise die mehr und weniger verwandten Systeme der resignirten Concurrenzwirthschaftler kommen mit dem Princip der natürlichen Zuchtwahl wenig in Conflict. Sie wären nur werth, dass man ihnen näher auf die Finger sieht in Bezug auf ihre Tendenz, durch Schaffung nonse- lectorischer Armuth die Devarianten zu verschlechtern. Theilweise ist dies im vorigen Capitel geschehen. So nothwendig eine eingehendere Betrachtung wäre, würde sie uns doch hier zu weit abführen, weil eine weitere Aus- breitung der Principien dieser Systeme nach den Arbeiten von Marx und verschiedenen Katheder-Socialisten weder wissenschaftlich wahrscheinlich ist, noch auch in der
Schmerzen für die Zukunft sorgen. Auch die heutige abgemilderte Form des Kampfes um’s Dasein bringt noch eine so grosse Masse Elend mit sich, dass bei der steigenden Verfeinerung unserer Empfindung die Motive des Mitleids und der Humanität immer neue Anreize erhalten.
Viele, die ein Interesse an der Aufrechterhaltung der heutigen Privilegien haben, suchen ja das Elend zu ver- tuschen, allein man braucht, um es voll zu erkennen, kein nationaloekonomisches Sonntagskind zu sein, wie Karl Marx, oder ein hellsehender Dichter, wie Gerhart Hauptmann; es genügt, ein ruhiger, menschlicher Betrachter menschlicher Dinge zu sein, der sich nicht weiss machen lässt, was schwarz ist.
Die Thatsache des Elends eines grossen Theils der Menschheit hat seit den ältesten Zeiten die Unzufriedenen zu theoretischen Forderungen und blutigen Versuchen zur Abhülfe getrieben. Diese Forderungen zeigen von der einzelnen Maassregel theoretisch kurzsichtiger Politiker bis zu den ausgearbeiteten Systemen praktisch kurzsichtiger Utopisten alle möglichen Abstufungen. Auch die heutigen socialpolitischen Bestrebungen gehen von den verschiedensten Gesichtspunkten aus.
Die Systeme des reinen Manchesterthums und theil- weise die mehr und weniger verwandten Systeme der resignirten Concurrenzwirthschaftler kommen mit dem Princip der natürlichen Zuchtwahl wenig in Conflict. Sie wären nur werth, dass man ihnen näher auf die Finger sieht in Bezug auf ihre Tendenz, durch Schaffung nonse- lectorischer Armuth die Devarianten zu verschlechtern. Theilweise ist dies im vorigen Capitel geschehen. So nothwendig eine eingehendere Betrachtung wäre, würde sie uns doch hier zu weit abführen, weil eine weitere Aus- breitung der Principien dieser Systeme nach den Arbeiten von Marx und verschiedenen Katheder-Socialisten weder wissenschaftlich wahrscheinlich ist, noch auch in der
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Schmerzen für die Zukunft sorgen. Auch die heutige
abgemilderte Form des Kampfes um’s Dasein bringt noch
eine so grosse Masse Elend mit sich, dass bei der steigenden
Verfeinerung unserer Empfindung die Motive des Mitleids
und der Humanität immer neue Anreize erhalten.
Viele, die ein Interesse an der Aufrechterhaltung der
heutigen Privilegien haben, suchen ja das Elend zu ver-
tuschen, allein man braucht, um es voll zu erkennen, kein
nationaloekonomisches Sonntagskind zu sein, wie Karl Marx,
oder ein hellsehender Dichter, wie Gerhart Hauptmann;
es genügt, ein ruhiger, menschlicher Betrachter menschlicher
Dinge zu sein, der sich nicht weiss machen lässt, was
schwarz ist.
Die Thatsache des Elends eines grossen Theils der
Menschheit hat seit den ältesten Zeiten die Unzufriedenen
zu theoretischen Forderungen und blutigen Versuchen zur
Abhülfe getrieben. Diese Forderungen zeigen von der
einzelnen Maassregel theoretisch kurzsichtiger Politiker bis
zu den ausgearbeiteten Systemen praktisch kurzsichtiger
Utopisten alle möglichen Abstufungen. Auch die heutigen
socialpolitischen Bestrebungen gehen von den verschiedensten
Gesichtspunkten aus.
Die Systeme des reinen Manchesterthums und theil-
weise die mehr und weniger verwandten Systeme der
resignirten Concurrenzwirthschaftler kommen mit dem
Princip der natürlichen Zuchtwahl wenig in Conflict. Sie
wären nur werth, dass man ihnen näher auf die Finger
sieht in Bezug auf ihre Tendenz, durch Schaffung nonse-
lectorischer Armuth die Devarianten zu verschlechtern.
Theilweise ist dies im vorigen Capitel geschehen. So
nothwendig eine eingehendere Betrachtung wäre, würde sie
uns doch hier zu weit abführen, weil eine weitere Aus-
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von Marx und verschiedenen Katheder-Socialisten weder
wissenschaftlich wahrscheinlich ist, noch auch in der
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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/217>, abgerufen am 26.06.2024.
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