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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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gegeben wären, dass man für das Gedeihen jedes einzelnen
Mitgliedes derselben sorgt, dass also Rassenhygiene und
die gewöhnliche Hygiene des Individuums eines und das-
selbe wären.*)

Das gilt aber keineswegs so ohne Weiteres. Es giebt
hervorragende Forscher, die sogar einen tiefen Gegensatz
zwischen der modernen Hygiene und dem Rassenwohl er-
kennen wollen. Wallace, der Mitbegründer der Selections-
theorie, constatirt dies in folgenden Worten: "Bisher hat
man allgemein angenommen, dass wohlthätige Einflüsse, wie
die der Bildung, Hygiene, sozialen Verfeinerung, eine po-
sitive Wirkung hätten und an und für sich zu einer stetigen
Hebung aller civilisirten Rassen führen müssten. Diese
Anschauung ruhte auf dem Glauben, dass jede während
der Lebenszeit erfolgte Hebung der Tüchtigkeit des Ein-
zelnen sich auf seine Nachkommenschaft übertrage, und
dass es so möglich sein werde, auch ohne irgend welche
Auslese der b[e]sseren oder Ausscheidung der niedrigeren
Typen einen stetigen Fortschritt in physischen, sittlichen
und geistigen Eigenschaften zu schaffen. Aber in den letzten
Jahren ist diese Meinung durch gewichtige Zweifel erschüttert
worden, namentlich durch die bedeutsamen Forschungen
Galton's und Weismann's über die Grundursachen der
Vererbung."**) Schallmeyer drückt sich noch directer
so aus: "dass die denkbar grössten Fortschritte, welche die

*) Zur Nomenclatur: Die Hygiene des Individuums zerfällt in die
private und in die öffentliche oder soziale Hygiene. Die private Hygiene
hat es mit den Gesundheitsbedingungen zu thun, die jeder selbst un-
mittelbar beherrscht oder die wenigstens innerhalb der Familie zur Beach-
tung kommen. Die öffentliche oder soziale Hygiene umfasst alle die
Bedingungen für den Gesundheitszustand der Einzelnen, die von der Ge-
sellschaft oder dem Staat ausgehen. Soziale Hygiene und Rassenhygiene
sind also nicht zu verwechseln. Soziale Hygiene hat als directes Ziel
immer noch das Wohl des Einzelnen, Rassenhygiene dagegen das Wohl
einer zeitlich dauernden Gesammtheit als solcher.
**) Wallace, Menschliche Auslese. Zukunft von Harden No. 93. S. 10.
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gegeben wären, dass man für das Gedeihen jedes einzelnen
Mitgliedes derselben sorgt, dass also Rassenhygiene und
die gewöhnliche Hygiene des Individuums eines und das-
selbe wären.*)

Das gilt aber keineswegs so ohne Weiteres. Es giebt
hervorragende Forscher, die sogar einen tiefen Gegensatz
zwischen der modernen Hygiene und dem Rassenwohl er-
kennen wollen. Wallace, der Mitbegründer der Selections-
theorie, constatirt dies in folgenden Worten: „Bisher hat
man allgemein angenommen, dass wohlthätige Einflüsse, wie
die der Bildung, Hygiene, sozialen Verfeinerung, eine po-
sitive Wirkung hätten und an und für sich zu einer stetigen
Hebung aller civilisirten Rassen führen müssten. Diese
Anschauung ruhte auf dem Glauben, dass jede während
der Lebenszeit erfolgte Hebung der Tüchtigkeit des Ein-
zelnen sich auf seine Nachkommenschaft übertrage, und
dass es so möglich sein werde, auch ohne irgend welche
Auslese der b[e]sseren oder Ausscheidung der niedrigeren
Typen einen stetigen Fortschritt in physischen, sittlichen
und geistigen Eigenschaften zu schaffen. Aber in den letzten
Jahren ist diese Meinung durch gewichtige Zweifel erschüttert
worden, namentlich durch die bedeutsamen Forschungen
Galton’s und Weismann’s über die Grundursachen der
Vererbung.“**) Schallmeyer drückt sich noch directer
so aus: „dass die denkbar grössten Fortschritte, welche die

*) Zur Nomenclatur: Die Hygiene des Individuums zerfällt in die
private und in die öffentliche oder soziale Hygiene. Die private Hygiene
hat es mit den Gesundheitsbedingungen zu thun, die jeder selbst un-
mittelbar beherrscht oder die wenigstens innerhalb der Familie zur Beach-
tung kommen. Die öffentliche oder soziale Hygiene umfasst alle die
Bedingungen für den Gesundheitszustand der Einzelnen, die von der Ge-
sellschaft oder dem Staat ausgehen. Soziale Hygiene und Rassenhygiene
sind also nicht zu verwechseln. Soziale Hygiene hat als directes Ziel
immer noch das Wohl des Einzelnen, Rassenhygiene dagegen das Wohl
einer zeitlich dauernden Gesammtheit als solcher.
**) Wallace, Menschliche Auslese. Zukunft von Harden No. 93. S. 10.
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[3/0023] gegeben wären, dass man für das Gedeihen jedes einzelnen Mitgliedes derselben sorgt, dass also Rassenhygiene und die gewöhnliche Hygiene des Individuums eines und das- selbe wären. *) Das gilt aber keineswegs so ohne Weiteres. Es giebt hervorragende Forscher, die sogar einen tiefen Gegensatz zwischen der modernen Hygiene und dem Rassenwohl er- kennen wollen. Wallace, der Mitbegründer der Selections- theorie, constatirt dies in folgenden Worten: „Bisher hat man allgemein angenommen, dass wohlthätige Einflüsse, wie die der Bildung, Hygiene, sozialen Verfeinerung, eine po- sitive Wirkung hätten und an und für sich zu einer stetigen Hebung aller civilisirten Rassen führen müssten. Diese Anschauung ruhte auf dem Glauben, dass jede während der Lebenszeit erfolgte Hebung der Tüchtigkeit des Ein- zelnen sich auf seine Nachkommenschaft übertrage, und dass es so möglich sein werde, auch ohne irgend welche Auslese der besseren oder Ausscheidung der niedrigeren Typen einen stetigen Fortschritt in physischen, sittlichen und geistigen Eigenschaften zu schaffen. Aber in den letzten Jahren ist diese Meinung durch gewichtige Zweifel erschüttert worden, namentlich durch die bedeutsamen Forschungen Galton’s und Weismann’s über die Grundursachen der Vererbung.“ **) Schallmeyer drückt sich noch directer so aus: „dass die denkbar grössten Fortschritte, welche die *) Zur Nomenclatur: Die Hygiene des Individuums zerfällt in die private und in die öffentliche oder soziale Hygiene. Die private Hygiene hat es mit den Gesundheitsbedingungen zu thun, die jeder selbst un- mittelbar beherrscht oder die wenigstens innerhalb der Familie zur Beach- tung kommen. Die öffentliche oder soziale Hygiene umfasst alle die Bedingungen für den Gesundheitszustand der Einzelnen, die von der Ge- sellschaft oder dem Staat ausgehen. Soziale Hygiene und Rassenhygiene sind also nicht zu verwechseln. Soziale Hygiene hat als directes Ziel immer noch das Wohl des Einzelnen, Rassenhygiene dagegen das Wohl einer zeitlich dauernden Gesammtheit als solcher. **) Wallace, Menschliche Auslese. Zukunft von Harden No. 93. S. 10. 1*

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/23>, abgerufen am 09.11.2024.