Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.Doch der Mensch erlag dem Stolze, Bis dein Sohn am Kreuzesholze Alle Sünden auf sich nahm, Bis er wieder sie befreiet, Die da waren arg entzweiet, Ehe der Erlöser kam. Herr im Himmelreich dort oben, Laß dich preisen, laß dich loben, Daß du uns erschaffen hast! Daß du durch des Sohnes Leiden Uns aus Schmerzen führst zu Freuden, Uns gewährest süße Rast! stimmt jeden Morgen in mein Gebet ein! Und da glauben die dummen Leute, so ein Einsiedler führe ein langweilig Leben und sei ein unnützer Bursch! Alle Menschen können und sollen freilich nicht Eremiten sein, allein wenn Einer wie ich in der Welt schon so viel durchgemacht hat, in Friedens- und Kriegs- zeiten, mag es ihm doch gegönnt sein, sich in seinen alten Tagen zur stillen Betrachtung und Erbauung in die Einsamkeit zurückzuziehen. Wem schadet's denn? Doch der Menſch erlag dem Stolze, Bis dein Sohn am Kreuzesholze Alle Sünden auf ſich nahm, Bis er wieder ſie befreiet, Die da waren arg entzweiet, Ehe der Erlöſer kam. Herr im Himmelreich dort oben, Laß dich preiſen, laß dich loben, Daß du uns erſchaffen haſt! Daß du durch des Sohnes Leiden Uns aus Schmerzen führſt zu Freuden, Uns gewähreſt ſüße Raſt! ſtimmt jeden Morgen in mein Gebet ein! Und da glauben die dummen Leute, ſo ein Einſiedler führe ein langweilig Leben und ſei ein unnützer Burſch! Alle Menſchen können und ſollen freilich nicht Eremiten ſein, allein wenn Einer wie ich in der Welt ſchon ſo viel durchgemacht hat, in Friedens- und Kriegs- zeiten, mag es ihm doch gegönnt ſein, ſich in ſeinen alten Tagen zur ſtillen Betrachtung und Erbauung in die Einſamkeit zurückzuziehen. Wem ſchadet’s denn? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEN"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0101" n="95"/> <lg n="3"> <l>Doch der Menſch erlag dem Stolze,</l><lb/> <l>Bis dein Sohn am Kreuzesholze</l><lb/> <l>Alle Sünden auf ſich nahm,</l><lb/> <l>Bis er wieder ſie befreiet,</l><lb/> <l>Die da waren arg entzweiet,</l><lb/> <l>Ehe der Erlöſer kam.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Herr im Himmelreich dort oben,</l><lb/> <l>Laß dich preiſen, laß dich loben,</l><lb/> <l>Daß du uns erſchaffen haſt!</l><lb/> <l>Daß du durch des Sohnes Leiden</l><lb/> <l>Uns aus Schmerzen führſt zu Freuden,</l><lb/> <l>Uns gewähreſt ſüße Raſt!</l> </lg> </lg><lb/> <p>Alſo iſt’s! die ganze Natur, meine ich immer,<lb/> ſtimmt jeden Morgen in mein Gebet ein! Und da<lb/> glauben die dummen Leute, ſo ein Einſiedler führe<lb/> ein langweilig Leben und ſei ein unnützer Burſch!<lb/> Alle Menſchen können und ſollen freilich nicht Eremiten<lb/> ſein, allein wenn Einer wie ich in der Welt ſchon<lb/> ſo viel durchgemacht hat, in Friedens- und Kriegs-<lb/> zeiten, mag es ihm doch gegönnt ſein, ſich in ſeinen<lb/> alten Tagen zur ſtillen Betrachtung und Erbauung<lb/> in die Einſamkeit zurückzuziehen. Wem ſchadet’s denn?<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0101]
Doch der Menſch erlag dem Stolze,
Bis dein Sohn am Kreuzesholze
Alle Sünden auf ſich nahm,
Bis er wieder ſie befreiet,
Die da waren arg entzweiet,
Ehe der Erlöſer kam.
Herr im Himmelreich dort oben,
Laß dich preiſen, laß dich loben,
Daß du uns erſchaffen haſt!
Daß du durch des Sohnes Leiden
Uns aus Schmerzen führſt zu Freuden,
Uns gewähreſt ſüße Raſt!
Alſo iſt’s! die ganze Natur, meine ich immer,
ſtimmt jeden Morgen in mein Gebet ein! Und da
glauben die dummen Leute, ſo ein Einſiedler führe
ein langweilig Leben und ſei ein unnützer Burſch!
Alle Menſchen können und ſollen freilich nicht Eremiten
ſein, allein wenn Einer wie ich in der Welt ſchon
ſo viel durchgemacht hat, in Friedens- und Kriegs-
zeiten, mag es ihm doch gegönnt ſein, ſich in ſeinen
alten Tagen zur ſtillen Betrachtung und Erbauung
in die Einſamkeit zurückzuziehen. Wem ſchadet’s denn?
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