Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.II. Act. Garten. Casperl hat einen ungeheuern Turban auf, an welchem ein Eichkätzl- schweif hängt. Casperl. Also bin ich wirklich constantinopolitanischer Hof- gartner! Mir wär' alles recht: Schlafen kann ich so viel ich will; z'essen hab' ich auch g'nug, aber mit dem Trinken, da sieht's schlecht aus. Nix als Lemonad und Mandelmilch! Der Wein ist in der mahonitanischen Religion verboten. Bisweilen laßt mir der Oberkellermeister ein Flaschl zukommen; denn der Großsultl sauft heimlich, was er nur grad mag; aber die Sclaven und sonstigen Unterthanen krieg'n Schläg, wenn sie sich untersteh'n, einen Wein zu verkosten. Wenn's aber Niemand sieht, g'schieht's doch; grad' als wie bei uns z'Haus mit die Fasten- Speisen. Jetzt soll ich wieder bei meine Radiplan- taschen nachschau'n. Wenn ich dem Sultl in vier Wochen nicht einen Mordssommerradi auf die Hof- tafel liefere, so werde ich karbatscht. Das ist aber unmöglich. Also entweder "Karbatschi" oder heim- 9 *
II. Act. Garten. Casperl hat einen ungeheuern Turban auf, an welchem ein Eichkätzl- ſchweif hängt. Casperl. Alſo bin ich wirklich conſtantinopolitaniſcher Hof- gartner! Mir wär’ alles recht: Schlafen kann ich ſo viel ich will; z’eſſen hab’ ich auch g’nug, aber mit dem Trinken, da ſieht’s ſchlecht aus. Nix als Lemonad und Mandelmilch! Der Wein iſt in der mahonitaniſchen Religion verboten. Bisweilen laßt mir der Oberkellermeiſter ein Flaſchl zukommen; denn der Großſultl ſauft heimlich, was er nur grad mag; aber die Sclaven und ſonſtigen Unterthanen krieg’n Schläg, wenn ſie ſich unterſteh’n, einen Wein zu verkoſten. Wenn’s aber Niemand ſieht, g’ſchieht’s doch; grad’ als wie bei uns z’Haus mit die Faſten- Speiſen. Jetzt ſoll ich wieder bei meine Radiplan- taſchen nachſchau’n. Wenn ich dem Sultl in vier Wochen nicht einen Mordsſommerradi auf die Hof- tafel liefere, ſo werde ich karbatſcht. Das iſt aber unmöglich. Alſo entweder „Karbatſchi‟ oder heim- 9 *
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II. Act.
Garten.
Casperl hat einen ungeheuern Turban auf, an welchem ein Eichkätzl-
ſchweif hängt.
Casperl.
Alſo bin ich wirklich conſtantinopolitaniſcher Hof-
gartner! Mir wär’ alles recht: Schlafen kann ich
ſo viel ich will; z’eſſen hab’ ich auch g’nug, aber
mit dem Trinken, da ſieht’s ſchlecht aus. Nix als
Lemonad und Mandelmilch! Der Wein iſt in der
mahonitaniſchen Religion verboten. Bisweilen laßt
mir der Oberkellermeiſter ein Flaſchl zukommen; denn
der Großſultl ſauft heimlich, was er nur grad mag;
aber die Sclaven und ſonſtigen Unterthanen krieg’n
Schläg, wenn ſie ſich unterſteh’n, einen Wein zu
verkoſten. Wenn’s aber Niemand ſieht, g’ſchieht’s
doch; grad’ als wie bei uns z’Haus mit die Faſten-
Speiſen. Jetzt ſoll ich wieder bei meine Radiplan-
taſchen nachſchau’n. Wenn ich dem Sultl in vier
Wochen nicht einen Mordsſommerradi auf die Hof-
tafel liefere, ſo werde ich karbatſcht. Das iſt aber
unmöglich. Alſo entweder „Karbatſchi‟ oder heim-
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