Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Bertha. So lebe wohl, lieber, lieber Gemahl, komme aber so bald als möglich wieder zurück zu deiner Bertha! Blaubart. Nun höre: Hier übergebe ich dir die Schlüssel zu allen Räumen der Burg. Der ist der Keller- schlüssel; dieser schließt die Vorrathskammer; der große da, sperrt meine Cassa. Das kleine goldene Schlüsselchen öffnet das Schloß der Thüre dieses Nebengemaches, welches Niemand betreten darf, als ich allein, selbst mein Weib nicht; denn ich habe darin Kostbarkeiten aufbewahrt, die kein Mensch sehen darf, den ich nicht selbst einlasse. Wage es nicht, etwa aus Neugierde aufzuschließen und in das Gemach einzudringen! Selbst dein Leben könnte in Gefahr kommen. Merk' dir's wohl! Keine Neugier! Unterdrücke den ersten Gedanken der Versuchung, welcher in dir auftauchen wollte! -- Denk daran! Bertha. O, wie kannst du befürchten, daß ich deinen Be- fehl nicht genau befolgen werde? Jch bin gar nicht neugierig! Was geht mich dieß Gemach mit all seinen Schätzen an? Du bist mein einziger Schatz! Bertha. So lebe wohl, lieber, lieber Gemahl, komme aber ſo bald als möglich wieder zurück zu deiner Bertha! Blaubart. Nun höre: Hier übergebe ich dir die Schlüſſel zu allen Räumen der Burg. Der iſt der Keller- ſchlüſſel; dieſer ſchließt die Vorrathskammer; der große da, ſperrt meine Caſſa. Das kleine goldene Schlüſſelchen öffnet das Schloß der Thüre dieſes Nebengemaches, welches Niemand betreten darf, als ich allein, ſelbſt mein Weib nicht; denn ich habe darin Koſtbarkeiten aufbewahrt, die kein Menſch ſehen darf, den ich nicht ſelbſt einlaſſe. Wage es nicht, etwa aus Neugierde aufzuſchließen und in das Gemach einzudringen! Selbſt dein Leben könnte in Gefahr kommen. Merk’ dir’s wohl! Keine Neugier! Unterdrücke den erſten Gedanken der Verſuchung, welcher in dir auftauchen wollte! — Denk daran! Bertha. O, wie kannſt du befürchten, daß ich deinen Be- fehl nicht genau befolgen werde? Jch bin gar nicht neugierig! Was geht mich dieß Gemach mit all ſeinen Schätzen an? Du biſt mein einziger Schatz! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0173" n="167"/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>So lebe wohl, lieber, lieber Gemahl, komme<lb/> aber ſo bald als möglich wieder zurück zu deiner<lb/> Bertha!</p> </sp><lb/> <sp who="#BLA"> <speaker> <hi rendition="#c">Blaubart.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun höre: Hier übergebe ich dir die Schlüſſel<lb/> zu allen Räumen der Burg. <hi rendition="#g">Der</hi> iſt der Keller-<lb/> ſchlüſſel; <hi rendition="#g">dieſer</hi> ſchließt die Vorrathskammer; der<lb/> große da, ſperrt meine Caſſa. Das kleine goldene<lb/> Schlüſſelchen öffnet das Schloß der Thüre dieſes<lb/> Nebengemaches, welches Niemand betreten darf, als<lb/> ich allein, ſelbſt mein Weib nicht; denn ich habe<lb/> darin Koſtbarkeiten aufbewahrt, die kein Menſch<lb/> ſehen darf, den ich nicht ſelbſt einlaſſe. Wage es<lb/> nicht, etwa aus Neugierde aufzuſchließen und in das<lb/> Gemach einzudringen! Selbſt dein Leben könnte in<lb/> Gefahr kommen. Merk’ dir’s wohl! Keine Neugier!<lb/> Unterdrücke den erſten Gedanken der Verſuchung,<lb/> welcher in dir auftauchen wollte! — Denk daran!</p> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>O, wie kannſt du befürchten, daß ich deinen Be-<lb/> fehl nicht genau befolgen werde? Jch bin gar nicht<lb/> neugierig! Was geht mich dieß Gemach mit all<lb/> ſeinen Schätzen an? Du biſt mein einziger Schatz!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0173]
Bertha.
So lebe wohl, lieber, lieber Gemahl, komme
aber ſo bald als möglich wieder zurück zu deiner
Bertha!
Blaubart.
Nun höre: Hier übergebe ich dir die Schlüſſel
zu allen Räumen der Burg. Der iſt der Keller-
ſchlüſſel; dieſer ſchließt die Vorrathskammer; der
große da, ſperrt meine Caſſa. Das kleine goldene
Schlüſſelchen öffnet das Schloß der Thüre dieſes
Nebengemaches, welches Niemand betreten darf, als
ich allein, ſelbſt mein Weib nicht; denn ich habe
darin Koſtbarkeiten aufbewahrt, die kein Menſch
ſehen darf, den ich nicht ſelbſt einlaſſe. Wage es
nicht, etwa aus Neugierde aufzuſchließen und in das
Gemach einzudringen! Selbſt dein Leben könnte in
Gefahr kommen. Merk’ dir’s wohl! Keine Neugier!
Unterdrücke den erſten Gedanken der Verſuchung,
welcher in dir auftauchen wollte! — Denk daran!
Bertha.
O, wie kannſt du befürchten, daß ich deinen Be-
fehl nicht genau befolgen werde? Jch bin gar nicht
neugierig! Was geht mich dieß Gemach mit all
ſeinen Schätzen an? Du biſt mein einziger Schatz!
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/173>, abgerufen am 16.02.2025. |