Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Lautenklang. Verzeih'n Euer Majestät diesem ungeschliffenen Burschen. Christoph. O, ich bin ein ungeschliffener Diamant, welcher Witz bei einer Gelegenheit in einem Gedichte mei- nes Herrn vorkömmt. Hört nur: (pathetisch deklamirend.) Dort in Brasilien ein Diamant Liegt unbeachtet in dem Sand, Den noch kein menschlich Wesen fand Gleich der Corall' am Meeresstrand. -- da hab'n wirs schon -- Dort leuchtet hell ein Diamant An meines Mädchens Busenband, Und die Coralle am Gewand, Die beide schliff des Menschen Hand. -- Jetzt kommt's eigentlich -- So ist Natur denn wohl verkannt, Der Werth nur an den Schliff gebannt? Dort in Brasilien ein Diamant Und die Corall am Meeresrand! auch ein verkanntes Genie, wie der ungeschliffene Diamant in Brasilien! Lautenklang. Verzeih’n Euer Majeſtät dieſem ungeſchliffenen Burſchen. Chriſtoph. O, ich bin ein ungeſchliffener Diamant, welcher Witz bei einer Gelegenheit in einem Gedichte mei- nes Herrn vorkömmt. Hört nur: (pathetiſch deklamirend.) Dort in Braſilien ein Diamant Liegt unbeachtet in dem Sand, Den noch kein menſchlich Weſen fand Gleich der Corall’ am Meeresſtrand. — da hab’n wirs ſchon — Dort leuchtet hell ein Diamant An meines Mädchens Buſenband, Und die Coralle am Gewand, Die beide ſchliff des Menſchen Hand. — Jetzt kommt’s eigentlich — So iſt Natur denn wohl verkannt, Der Werth nur an den Schliff gebannt? Dort in Braſilien ein Diamant Und die Corall am Meeresrand! auch ein verkanntes Genie, wie der ungeſchliffene Diamant in Braſilien! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0232" n="226"/> <sp who="#LAU"> <speaker> <hi rendition="#c">Lautenklang.</hi> </speaker><lb/> <p>Verzeih’n Euer Majeſtät dieſem ungeſchliffenen<lb/> Burſchen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#c">Chriſtoph.</hi> </speaker><lb/> <p>O, ich bin ein ungeſchliffener Diamant, welcher<lb/> Witz bei einer Gelegenheit in einem Gedichte mei-<lb/> nes Herrn vorkömmt. Hört nur:</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(pathetiſch deklamirend.)</hi> </stage><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Dort in Braſilien ein Diamant</l><lb/> <l>Liegt unbeachtet in dem Sand,</l><lb/> <l>Den noch kein menſchlich Weſen fand</l><lb/> <l>Gleich der Corall’ am Meeresſtrand.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">— da hab’n wirs ſchon —</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dort leuchtet hell ein Diamant</l><lb/> <l>An meines Mädchens Buſenband,</l><lb/> <l>Und die Coralle am Gewand,</l><lb/> <l>Die beide ſchliff des Menſchen Hand.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">— Jetzt kommt’s eigentlich —</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So iſt <hi rendition="#g">Natur</hi> denn wohl verkannt,</l><lb/> <l>Der Werth nur an den <hi rendition="#g">Schliff</hi> gebannt?</l><lb/> <l>Dort in Braſilien ein Diamant</l><lb/> <l>Und die Corall am Meeresrand!</l> </lg> </lg><lb/> <p>Habt, Jhr den Witz verſtanden? — Ja, ich bin<lb/> auch ein verkanntes Genie, wie der ungeſchliffene<lb/> Diamant in Braſilien!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0232]
Lautenklang.
Verzeih’n Euer Majeſtät dieſem ungeſchliffenen
Burſchen.
Chriſtoph.
O, ich bin ein ungeſchliffener Diamant, welcher
Witz bei einer Gelegenheit in einem Gedichte mei-
nes Herrn vorkömmt. Hört nur:
(pathetiſch deklamirend.)
Dort in Braſilien ein Diamant
Liegt unbeachtet in dem Sand,
Den noch kein menſchlich Weſen fand
Gleich der Corall’ am Meeresſtrand.
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Dort leuchtet hell ein Diamant
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Und die Coralle am Gewand,
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So iſt Natur denn wohl verkannt,
Der Werth nur an den Schliff gebannt?
Dort in Braſilien ein Diamant
Und die Corall am Meeresrand!
Habt, Jhr den Witz verſtanden? — Ja, ich bin
auch ein verkanntes Genie, wie der ungeſchliffene
Diamant in Braſilien!
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