Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
genden Hofleben einigermassen bisweilen stillvergnügt ausruhen kann? Trinken, "schlafen und nichts weiter?! denn wer zu viel getrunken hat, schlaft gern. Also ist's trin- ken schlafen. Daß aber "ein Schlaf" das Herzweh und "die tausend Stöße endigt, dieß ist ein Ziel auf's Jnnigste zu wünschen!" -- "Schlafen, viel- leicht auch träumen?" Neulich träumte mir, ich hätte Prügel bekommen. "Stolze Mißhandlungen!" Jch erwachte und "stöhnte und schwitzte unter Le- bensmüh!" Ha, Schicksal! "das unentdeckte Land -- nemlich das Wirthshaus -- von deß Bezirk kein Wan- derer wiederkehrt" ohne daß er seine Zeche hätte be- zahlen müssen -- dieß Land oder dieß Haus viel- mehr sei der Zweck meiner "Unternehmungen voll Mark und Nachdruck!" (Ab.) Königin Hermeline, ihr Kind Prinzessin Röslein auf den Armen tragend. Hermeline. O herzig Kleinod laß dich an mich drücken So inniglich! bist ja ein Theil von mir, Das beßte wohl aus meinem eignen Jch, Ja selbst mein "Jch," gleichwie der Blume Duft, Der aus dem Kelch sich hebt so würzig rein, Zu ihr gehört. Denn wär' die Rose Rose,
genden Hofleben einigermaſſen bisweilen ſtillvergnügt ausruhen kann? Trinken, „ſchlafen und nichts weiter?! denn wer zu viel getrunken hat, ſchlaft gern. Alſo iſt’s trin- ken ſchlafen. Daß aber „ein Schlaf‟ das Herzweh und „die tauſend Stöße endigt, dieß iſt ein Ziel auf’s Jnnigſte zu wünſchen!‟ — „Schlafen, viel- leicht auch träumen?‟ Neulich träumte mir, ich hätte Prügel bekommen. „Stolze Mißhandlungen!‟ Jch erwachte und „ſtöhnte und ſchwitzte unter Le- bensmüh!‟ Ha, Schickſal! „das unentdeckte Land — nemlich das Wirthshaus — von deß Bezirk kein Wan- derer wiederkehrt‟ ohne daß er ſeine Zeche hätte be- zahlen müſſen — dieß Land oder dieß Haus viel- mehr ſei der Zweck meiner „Unternehmungen voll Mark und Nachdruck!‟ (Ab.) Königin Hermeline, ihr Kind Prinzeſſin Röslein auf den Armen tragend. Hermeline. O herzig Kleinod laß dich an mich drücken So inniglich! biſt ja ein Theil von mir, Das beßte wohl aus meinem eignen Jch, Ja ſelbſt mein „Jch,‟ gleichwie der Blume Duft, Der aus dem Kelch ſich hebt ſo würzig rein, Zu ihr gehört. Denn wär’ die Roſe Roſe, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#CHR"> <p><pb facs="#f0235" n="229"/> genden Hofleben einigermaſſen bisweilen ſtillvergnügt<lb/> ausruhen kann?</p><lb/> <p>Trinken, „ſchlafen und nichts weiter?! denn wer<lb/> zu viel getrunken hat, ſchlaft gern. Alſo iſt’s trin-<lb/> ken ſchlafen. Daß aber „ein Schlaf‟ das Herzweh<lb/> und „die tauſend Stöße endigt, dieß iſt ein Ziel<lb/> auf’s Jnnigſte zu wünſchen!‟ — „Schlafen, viel-<lb/> leicht auch träumen?‟ Neulich träumte mir, ich<lb/> hätte Prügel bekommen. „Stolze Mißhandlungen!‟<lb/> Jch erwachte und „ſtöhnte und ſchwitzte unter Le-<lb/> bensmüh!‟ Ha, Schickſal! „das unentdeckte Land —<lb/> nemlich das Wirthshaus — von deß Bezirk kein Wan-<lb/> derer wiederkehrt‟ ohne daß er ſeine Zeche hätte be-<lb/> zahlen müſſen — dieß Land oder dieß Haus viel-<lb/> mehr ſei der Zweck meiner „Unternehmungen voll<lb/> Mark und Nachdruck!‟</p> <stage>(Ab.)</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Königin <hi rendition="#g">Hermeline,</hi> ihr Kind Prinzeſſin Röslein auf den Armen<lb/> tragend.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HER"> <speaker> <hi rendition="#c">Hermeline.</hi> </speaker><lb/> <p>O herzig Kleinod laß dich an mich drücken<lb/> So inniglich! biſt ja ein Theil von mir,<lb/> Das beßte wohl aus meinem eignen Jch,<lb/> Ja ſelbſt mein „Jch,‟ gleichwie der Blume Duft,<lb/> Der aus dem Kelch ſich hebt ſo würzig rein,<lb/> Zu ihr gehört. Denn wär’ die Roſe Roſe,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0235]
genden Hofleben einigermaſſen bisweilen ſtillvergnügt
ausruhen kann?
Trinken, „ſchlafen und nichts weiter?! denn wer
zu viel getrunken hat, ſchlaft gern. Alſo iſt’s trin-
ken ſchlafen. Daß aber „ein Schlaf‟ das Herzweh
und „die tauſend Stöße endigt, dieß iſt ein Ziel
auf’s Jnnigſte zu wünſchen!‟ — „Schlafen, viel-
leicht auch träumen?‟ Neulich träumte mir, ich
hätte Prügel bekommen. „Stolze Mißhandlungen!‟
Jch erwachte und „ſtöhnte und ſchwitzte unter Le-
bensmüh!‟ Ha, Schickſal! „das unentdeckte Land —
nemlich das Wirthshaus — von deß Bezirk kein Wan-
derer wiederkehrt‟ ohne daß er ſeine Zeche hätte be-
zahlen müſſen — dieß Land oder dieß Haus viel-
mehr ſei der Zweck meiner „Unternehmungen voll
Mark und Nachdruck!‟ (Ab.)
Königin Hermeline, ihr Kind Prinzeſſin Röslein auf den Armen
tragend.
Hermeline.
O herzig Kleinod laß dich an mich drücken
So inniglich! biſt ja ein Theil von mir,
Das beßte wohl aus meinem eignen Jch,
Ja ſelbſt mein „Jch,‟ gleichwie der Blume Duft,
Der aus dem Kelch ſich hebt ſo würzig rein,
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