Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
Haucht' nicht ihr rother Mund so süßen Ruch? Wär' Lilie Lilie, stünd sie duftlos da? So bist du mein und ich bin wieder dein: Ein Leben und Ein Sinn, schier unzertrennlich! Und doch, wie bang ist mir, blick ich dich an Und schaust du auf zu mir mit deinen Sternlein, Die aus dem Himmel mein so lieblich leuchten. Ein dunkler Schleier liegt auf dir, ich seh's; Jch möchte weg ihn küssen, doch er bleibt, Umhüllt die Zukunft mir in trüben Nebel. Jch fühl' es! Drohend sah ich jene Frau'n Vor mir steh'n oft in dunkler Nächte Traum! (König Purpur mit Lautenklang eintretend.) Purpur. Jch suchte dich, o Königin. Hermeline. Hier bin ich! Purpur. Und hier ein Gast, der Hausgenosse worden: Der Dichter Lautenklang, mein Hofpoet, Mög' er der Königin willkommen sein. Hermeline. Jst nicht die Poesie des Lebens Schönstes? Sie windet Blumen in den dunklen Kranz, Der ernst sich oft um unsre Stirne wölbt;
Haucht’ nicht ihr rother Mund ſo ſüßen Ruch? Wär’ Lilie Lilie, ſtünd ſie duftlos da? So biſt du mein und ich bin wieder dein: Ein Leben und Ein Sinn, ſchier unzertrennlich! Und doch, wie bang iſt mir, blick ich dich an Und ſchauſt du auf zu mir mit deinen Sternlein, Die aus dem Himmel mein ſo lieblich leuchten. Ein dunkler Schleier liegt auf dir, ich ſeh’s; Jch möchte weg ihn küſſen, doch er bleibt, Umhüllt die Zukunft mir in trüben Nebel. Jch fühl’ es! Drohend ſah ich jene Frau’n Vor mir ſteh’n oft in dunkler Nächte Traum! (König Purpur mit Lautenklang eintretend.) Purpur. Jch ſuchte dich, o Königin. Hermeline. Hier bin ich! Purpur. Und hier ein Gaſt, der Hausgenoſſe worden: Der Dichter Lautenklang, mein Hofpoet, Mög’ er der Königin willkommen ſein. Hermeline. Jſt nicht die Poeſie des Lebens Schönſtes? Sie windet Blumen in den dunklen Kranz, Der ernſt ſich oft um unſre Stirne wölbt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#HER"> <p><pb facs="#f0236" n="230"/> Haucht’ nicht ihr rother Mund ſo ſüßen Ruch?<lb/> Wär’ Lilie Lilie, ſtünd ſie duftlos da?<lb/> So biſt du mein und ich bin wieder dein:<lb/> Ein Leben und Ein Sinn, ſchier unzertrennlich!<lb/> Und doch, wie bang iſt mir, blick ich dich an<lb/> Und ſchauſt du auf zu mir mit deinen Sternlein,<lb/> Die aus dem Himmel mein ſo lieblich leuchten.<lb/> Ein dunkler Schleier liegt auf dir, ich ſeh’s;<lb/> Jch möchte weg ihn küſſen, doch er bleibt,<lb/> Umhüllt die Zukunft mir in trüben Nebel.<lb/> Jch fühl’ es! Drohend ſah ich jene Frau’n<lb/> Vor mir ſteh’n oft in dunkler Nächte Traum!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(König <hi rendition="#g">Purpur</hi> mit <hi rendition="#g">Lautenklang</hi> eintretend.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#PUR"> <speaker> <hi rendition="#c">Purpur.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch ſuchte dich, o Königin.</p> </sp><lb/> <sp who="#HER"> <speaker> <hi rendition="#c">Hermeline.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Hier bin ich!</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#PUR"> <speaker> <hi rendition="#c">Purpur.</hi> </speaker><lb/> <p>Und hier ein Gaſt, der Hausgenoſſe worden:<lb/> Der Dichter Lautenklang, mein Hofpoet,<lb/> Mög’ er der Königin willkommen ſein.</p> </sp><lb/> <sp who="#HER"> <speaker> <hi rendition="#c">Hermeline.</hi> </speaker><lb/> <p>Jſt nicht die Poeſie des Lebens Schönſtes?<lb/> Sie windet Blumen in den dunklen Kranz,<lb/> Der ernſt ſich oft um unſre Stirne wölbt;<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0236]
Haucht’ nicht ihr rother Mund ſo ſüßen Ruch?
Wär’ Lilie Lilie, ſtünd ſie duftlos da?
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Ein Leben und Ein Sinn, ſchier unzertrennlich!
Und doch, wie bang iſt mir, blick ich dich an
Und ſchauſt du auf zu mir mit deinen Sternlein,
Die aus dem Himmel mein ſo lieblich leuchten.
Ein dunkler Schleier liegt auf dir, ich ſeh’s;
Jch möchte weg ihn küſſen, doch er bleibt,
Umhüllt die Zukunft mir in trüben Nebel.
Jch fühl’ es! Drohend ſah ich jene Frau’n
Vor mir ſteh’n oft in dunkler Nächte Traum!
(König Purpur mit Lautenklang eintretend.)
Purpur.
Jch ſuchte dich, o Königin.
Hermeline.
Hier bin ich!
Purpur.
Und hier ein Gaſt, der Hausgenoſſe worden:
Der Dichter Lautenklang, mein Hofpoet,
Mög’ er der Königin willkommen ſein.
Hermeline.
Jſt nicht die Poeſie des Lebens Schönſtes?
Sie windet Blumen in den dunklen Kranz,
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