Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
Doch laß' den Schlummer jetzt und seine Spiele. Wir geh'n zurück, es steht schon hoch die Sonne. Röslein. Sag, Mutter, was ist Leben, was ist Traum? Zerschäumt das Leben nicht in luft'gen Träumen, Und wird der Traum nicht einst der Wahrheit Leben? Hermeline. Komm, laß das eitle Fragen, liebes Kind. (Beide ab.) (Wiltrud und Scohlint fahren durch die Luft von zwei Seiten herab.) Scohlint. Wiltrud! Wiltrud. Scohlint! Scohlint. Nun muß es sich erfüllen! Wiltrud. Die Zeit ist um! Wie aber wird's geschehen, Die Spindel ist im ganzen Land verpönt? Scohlint. Ei, blinde Hexe, daß du's noch nicht weißt! Die taube Alte, die im Königsschloß, Vergessen schier, im grauen Erker wohnt Und unbeachtet an der Spindel sitzt -- --
Doch laß’ den Schlummer jetzt und ſeine Spiele. Wir geh’n zurück, es ſteht ſchon hoch die Sonne. Röslein. Sag, Mutter, was iſt Leben, was iſt Traum? Zerſchäumt das Leben nicht in luft’gen Träumen, Und wird der Traum nicht einſt der Wahrheit Leben? Hermeline. Komm, laß das eitle Fragen, liebes Kind. (Beide ab.) (Wiltrud und Scohlint fahren durch die Luft von zwei Seiten herab.) Scohlint. Wiltrud! Wiltrud. Scohlint! Scohlint. Nun muß es ſich erfüllen! Wiltrud. Die Zeit iſt um! Wie aber wird’s geſchehen, Die Spindel iſt im ganzen Land verpönt? Scohlint. Ei, blinde Hexe, daß du’s noch nicht weißt! Die taube Alte, die im Königsſchloß, Vergeſſen ſchier, im grauen Erker wohnt Und unbeachtet an der Spindel ſitzt — — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#HER"> <p><pb facs="#f0251" n="245"/> Doch laß’ den Schlummer jetzt und ſeine Spiele.<lb/> Wir geh’n zurück, es ſteht ſchon hoch die Sonne.</p> </sp><lb/> <sp who="#RÖS"> <speaker> <hi rendition="#c">Röslein.</hi> </speaker><lb/> <p>Sag, Mutter, was iſt Leben, was iſt Traum?<lb/> Zerſchäumt das Leben nicht in luft’gen Träumen,<lb/> Und wird der Traum nicht einſt der Wahrheit Leben?</p> </sp><lb/> <sp who="#HER"> <speaker> <hi rendition="#c">Hermeline.</hi> </speaker><lb/> <p>Komm, laß das eitle Fragen, liebes Kind.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(Beide ab.)</hi> </stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Wiltrud</hi> und <hi rendition="#g">Scohlint</hi> fahren durch die Luft von zwei Seiten<lb/> herab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#SCOH"> <speaker> <hi rendition="#c">Scohlint.</hi> </speaker><lb/> <p>Wiltrud!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIL"> <speaker> <hi rendition="#c">Wiltrud.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Scohlint!</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#SCOH"> <speaker> <hi rendition="#c">Scohlint.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Nun muß es ſich erfüllen!</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#WIL"> <speaker> <hi rendition="#c">Wiltrud.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Zeit iſt um! Wie aber wird’s geſchehen,<lb/> Die Spindel iſt im ganzen Land verpönt?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCOH"> <speaker> <hi rendition="#c">Scohlint.</hi> </speaker><lb/> <p>Ei, blinde Hexe, daß du’s noch nicht weißt!<lb/> Die taube Alte, die im Königsſchloß,<lb/> Vergeſſen ſchier, im grauen Erker wohnt<lb/> Und unbeachtet an der Spindel ſitzt — —</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [245/0251]
Doch laß’ den Schlummer jetzt und ſeine Spiele.
Wir geh’n zurück, es ſteht ſchon hoch die Sonne.
Röslein.
Sag, Mutter, was iſt Leben, was iſt Traum?
Zerſchäumt das Leben nicht in luft’gen Träumen,
Und wird der Traum nicht einſt der Wahrheit Leben?
Hermeline.
Komm, laß das eitle Fragen, liebes Kind.
(Beide ab.)
(Wiltrud und Scohlint fahren durch die Luft von zwei Seiten
herab.)
Scohlint.
Wiltrud!
Wiltrud.
Scohlint!
Scohlint.
Nun muß es ſich erfüllen!
Wiltrud.
Die Zeit iſt um! Wie aber wird’s geſchehen,
Die Spindel iſt im ganzen Land verpönt?
Scohlint.
Ei, blinde Hexe, daß du’s noch nicht weißt!
Die taube Alte, die im Königsſchloß,
Vergeſſen ſchier, im grauen Erker wohnt
Und unbeachtet an der Spindel ſitzt — —
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