Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
Jhr Vöglein tragt hinaus es in die Welt, Damit es von den Lüften niederschalle, Begeisternd und erhebend irgendwo! (Er nimmt die Laute und singt.) Jm Walde steht ein altes Schloß, D'rin schläft ein König und sein Troß, Er sitzt auf einem Thron von Gold, Zu Füssen ihm ein Mägdlein hold. Dornröslein, schön wie keine Maid, So voll an Reiz und Lieblichkeit, Dornröslein schläft, das holde Kind, Mit Vater, Mutter und Gefind. Die Kunde lebt im ganzen Land Und dennoch keiner hier sich fand; Kein Ritter, der mit Muth zum Streit Die Königstochter hätt' befreit. Greift nach dem Schwert und nach dem Schild! Bahnt euch den Pfad durch Dornen wild! Ein Kuß auf Rösleins Purpurmund Lös't allen Zauber zu der Stund.
Jhr Vöglein tragt hinaus es in die Welt, Damit es von den Lüften niederſchalle, Begeiſternd und erhebend irgendwo! (Er nimmt die Laute und ſingt.) Jm Walde ſteht ein altes Schloß, D’rin ſchläft ein König und ſein Troß, Er ſitzt auf einem Thron von Gold, Zu Füſſen ihm ein Mägdlein hold. Dornröslein, ſchön wie keine Maid, So voll an Reiz und Lieblichkeit, Dornröslein ſchläft, das holde Kind, Mit Vater, Mutter und Gefind. Die Kunde lebt im ganzen Land Und dennoch keiner hier ſich fand; Kein Ritter, der mit Muth zum Streit Die Königstochter hätt’ befreit. Greift nach dem Schwert und nach dem Schild! Bahnt euch den Pfad durch Dornen wild! Ein Kuß auf Rösleins Purpurmund Lös’t allen Zauber zu der Stund. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LAU"> <p><pb facs="#f0266" n="260"/> Jhr Vöglein tragt hinaus es in die Welt,<lb/> Damit es von den Lüften niederſchalle,<lb/> Begeiſternd und erhebend irgendwo!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Er nimmt die Laute und ſingt.)</hi> </stage><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Jm Walde ſteht ein altes Schloß,</l><lb/> <l>D’rin ſchläft ein König und ſein Troß,</l><lb/> <l>Er ſitzt auf einem Thron von Gold,</l><lb/> <l>Zu Füſſen ihm ein Mägdlein hold.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dornröslein, ſchön wie keine Maid,</l><lb/> <l>So voll an Reiz und Lieblichkeit,</l><lb/> <l>Dornröslein ſchläft, das holde Kind,</l><lb/> <l>Mit Vater, Mutter und Gefind.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Kunde lebt im ganzen Land</l><lb/> <l>Und dennoch keiner hier ſich fand;</l><lb/> <l>Kein Ritter, der mit Muth zum Streit</l><lb/> <l>Die Königstochter hätt’ befreit.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Greift nach dem Schwert und nach dem Schild!</l><lb/> <l>Bahnt euch den Pfad durch Dornen wild!</l><lb/> <l>Ein Kuß auf Rösleins Purpurmund</l><lb/> <l>Lös’t allen Zauber zu der Stund.</l> </lg><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [260/0266]
Jhr Vöglein tragt hinaus es in die Welt,
Damit es von den Lüften niederſchalle,
Begeiſternd und erhebend irgendwo!
(Er nimmt die Laute und ſingt.)
Jm Walde ſteht ein altes Schloß,
D’rin ſchläft ein König und ſein Troß,
Er ſitzt auf einem Thron von Gold,
Zu Füſſen ihm ein Mägdlein hold.
Dornröslein, ſchön wie keine Maid,
So voll an Reiz und Lieblichkeit,
Dornröslein ſchläft, das holde Kind,
Mit Vater, Mutter und Gefind.
Die Kunde lebt im ganzen Land
Und dennoch keiner hier ſich fand;
Kein Ritter, der mit Muth zum Streit
Die Königstochter hätt’ befreit.
Greift nach dem Schwert und nach dem Schild!
Bahnt euch den Pfad durch Dornen wild!
Ein Kuß auf Rösleins Purpurmund
Lös’t allen Zauber zu der Stund.
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