Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
lische Vater ist. O weh! wie traurig ist's für mich, daß ich immer unter diesen bösen Menschen sein muß! -- Lieber Vater im Himmel ich bitt' dich, befreie mich aus diesem Gefängnisse! Es wäre gewiß keine Sünde, wenn ich einmal davon lief; aber wie das anfangen, da die Höhle rings um- schlossen ist und keiner der vielen Gänge einen Ausweg hat? Einmal nur hört' ich die Juta zum Wolf sagen, als sie meinte, daß ich fest schlief: "Wolf, du allein weißt, daß dort am Ende des lan- "gen Ganges noch ein Loch ist, das in's Freie "führt. Das ist mir zu gefährlich, denn es könnte "doch einmal Einer hereinfinden, den wir nicht "gern hier hätten. Geh und mach's zu; nimm "alte Baumstämme und Steine und verramml's "gut. Wenn wir Zwei einmal hinaus wollen, wissen's "wir doch." So sagte die Alte zum bösen Wolf und das hab ich mir gemerkt. Jetzt, da die Andern wohl lang ausbleiben und der gute Schnaps schläft, könnt' ich doch einmal versuchen, ob ich nicht hin- auskomme. Jch will das Lämpchen nehmen und den dunklen Gang hinaufgehen! Wenn der liebe Gott es will, daß ich die Freiheit erlange, so wird er mir's schon zeigen, wie ich's machen kann, und
liſche Vater iſt. O weh! wie traurig iſt’s für mich, daß ich immer unter dieſen böſen Menſchen ſein muß! — Lieber Vater im Himmel ich bitt’ dich, befreie mich aus dieſem Gefängniſſe! Es wäre gewiß keine Sünde, wenn ich einmal davon lief; aber wie das anfangen, da die Höhle rings um- ſchloſſen iſt und keiner der vielen Gänge einen Ausweg hat? Einmal nur hört’ ich die Juta zum Wolf ſagen, als ſie meinte, daß ich feſt ſchlief: „Wolf, du allein weißt, daß dort am Ende des lan- „gen Ganges noch ein Loch iſt, das in’s Freie „führt. Das iſt mir zu gefährlich, denn es könnte „doch einmal Einer hereinfinden, den wir nicht „gern hier hätten. Geh und mach’s zu; nimm „alte Baumſtämme und Steine und verramml’s „gut. Wenn wir Zwei einmal hinaus wollen, wiſſen’s „wir doch.‟ So ſagte die Alte zum böſen Wolf und das hab ich mir gemerkt. Jetzt, da die Andern wohl lang ausbleiben und der gute Schnaps ſchläft, könnt’ ich doch einmal verſuchen, ob ich nicht hin- auskomme. Jch will das Lämpchen nehmen und den dunklen Gang hinaufgehen! Wenn der liebe Gott es will, daß ich die Freiheit erlange, ſo wird er mir’s ſchon zeigen, wie ich’s machen kann, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#HEI"> <p><pb facs="#f0098" n="92"/> liſche Vater iſt. O weh! wie traurig iſt’s für<lb/> mich, daß ich immer unter dieſen böſen Menſchen<lb/> ſein muß! — Lieber Vater im Himmel ich bitt’<lb/> dich, befreie mich aus dieſem Gefängniſſe! Es wäre<lb/> gewiß keine Sünde, wenn ich einmal davon lief;<lb/> aber wie das anfangen, da die Höhle rings um-<lb/> ſchloſſen iſt und keiner der vielen Gänge einen<lb/> Ausweg hat? Einmal nur hört’ ich die Juta<lb/> zum Wolf ſagen, als ſie meinte, daß ich feſt ſchlief:<lb/> „Wolf, du allein weißt, daß dort am Ende des lan-<lb/> „gen Ganges noch ein Loch iſt, das in’s Freie<lb/> „führt. Das iſt mir zu gefährlich, denn es könnte<lb/> „doch einmal Einer hereinfinden, den wir nicht<lb/> „gern hier hätten. Geh und mach’s zu; nimm<lb/> „alte Baumſtämme und Steine und verramml’s<lb/> „gut. Wenn wir Zwei einmal hinaus wollen, wiſſen’s<lb/> „wir doch.‟ So ſagte die Alte zum böſen Wolf<lb/> und das hab ich mir gemerkt. Jetzt, da die Andern<lb/> wohl lang ausbleiben und der gute Schnaps ſchläft,<lb/> könnt’ ich doch einmal verſuchen, ob ich nicht hin-<lb/> auskomme. Jch will das Lämpchen nehmen und<lb/> den dunklen Gang hinaufgehen! Wenn der liebe<lb/> Gott es will, daß ich die Freiheit erlange, ſo wird<lb/> er mir’s ſchon zeigen, wie ich’s machen kann, und<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0098]
liſche Vater iſt. O weh! wie traurig iſt’s für
mich, daß ich immer unter dieſen böſen Menſchen
ſein muß! — Lieber Vater im Himmel ich bitt’
dich, befreie mich aus dieſem Gefängniſſe! Es wäre
gewiß keine Sünde, wenn ich einmal davon lief;
aber wie das anfangen, da die Höhle rings um-
ſchloſſen iſt und keiner der vielen Gänge einen
Ausweg hat? Einmal nur hört’ ich die Juta
zum Wolf ſagen, als ſie meinte, daß ich feſt ſchlief:
„Wolf, du allein weißt, daß dort am Ende des lan-
„gen Ganges noch ein Loch iſt, das in’s Freie
„führt. Das iſt mir zu gefährlich, denn es könnte
„doch einmal Einer hereinfinden, den wir nicht
„gern hier hätten. Geh und mach’s zu; nimm
„alte Baumſtämme und Steine und verramml’s
„gut. Wenn wir Zwei einmal hinaus wollen, wiſſen’s
„wir doch.‟ So ſagte die Alte zum böſen Wolf
und das hab ich mir gemerkt. Jetzt, da die Andern
wohl lang ausbleiben und der gute Schnaps ſchläft,
könnt’ ich doch einmal verſuchen, ob ich nicht hin-
auskomme. Jch will das Lämpchen nehmen und
den dunklen Gang hinaufgehen! Wenn der liebe
Gott es will, daß ich die Freiheit erlange, ſo wird
er mir’s ſchon zeigen, wie ich’s machen kann, und
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