Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
Myrrha.
Wie Du willst! Du bist der Herr -- ich die
Sklavin.
Casperl.
So können dich auch meine Drohungen nicht
bewegen? Wohlan! wonicht, woher, wohin, worauf
-- es sei. Du, meine Gschlavin -- ich dein Herr
und Gebieter! Ha! es sei! Jch glaubte, daß du,
wie jeder ordentlicher Dienstbot, mehr auf gute
Behandlung als auf guten Lohn siehst -- allein
ich habe mich getoischt. Du willst es selbst: also
schlechte Behandlung und gar keinen Lohn! dieß
wäre überhaupt mancher Herrschaft am liebsten.

Jetzt aber muß ich meine Stiefel zum Leib-
kutscher hinein tragen, sonst verliere ich seine Kund-
schaft. Einstweilen sperr die Thür von innen zu
und schieb den Nachtriegel vor; denn es könnte der
Türkl Nummero Zwei seine Pflaster holen und
dich bei der Gelegenheit wieder mitnehmen wollen.

(gebieterisch) Gschlavin, gehorche! (ab.)
Myrrha (allein.)
Mein weiser Vater hat es so gewollt; ich füge
mich seinen Anordnungen; denn er will ja nur
Gutes. Aus der stillen Hütte, wo ich bei meiner
Myrrha.
Wie Du willſt! Du biſt der Herr — ich die
Sklavin.
Casperl.
So können dich auch meine Drohungen nicht
bewegen? Wohlan! wonicht, woher, wohin, worauf
— es ſei. Du, meine Gſchlavin — ich dein Herr
und Gebieter! Ha! es ſei! Jch glaubte, daß du,
wie jeder ordentlicher Dienſtbot, mehr auf gute
Behandlung als auf guten Lohn ſiehſt — allein
ich habe mich getoiſcht. Du willſt es ſelbſt: alſo
ſchlechte Behandlung und gar keinen Lohn! dieß
wäre überhaupt mancher Herrſchaft am liebſten.

Jetzt aber muß ich meine Stiefel zum Leib-
kutſcher hinein tragen, ſonſt verliere ich ſeine Kund-
ſchaft. Einſtweilen ſperr die Thür von innen zu
und ſchieb den Nachtriegel vor; denn es könnte der
Türkl Nummero Zwei ſeine Pflaſter holen und
dich bei der Gelegenheit wieder mitnehmen wollen.

(gebieteriſch) Gſchlavin, gehorche! (ab.)
Myrrha (allein.)
Mein weiſer Vater hat es ſo gewollt; ich füge
mich ſeinen Anordnungen; denn er will ja nur
Gutes. Aus der ſtillen Hütte, wo ich bei meiner
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0280" n="260"/>
            <sp who="#MYR">
              <speaker> <hi rendition="#c">Myrrha.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Wie Du will&#x017F;t! <hi rendition="#g">Du</hi> bi&#x017F;t der <hi rendition="#g">Herr &#x2014; ich</hi> die<lb/>
Sklavin.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CASL">
              <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/>
              <p>So können dich auch meine Drohungen nicht<lb/>
bewegen? Wohlan! wonicht, woher, wohin, worauf<lb/>
&#x2014; es &#x017F;ei. <hi rendition="#g">Du,</hi> meine G&#x017F;chlavin &#x2014; ich dein Herr<lb/>
und Gebieter! Ha! es &#x017F;ei! Jch glaubte, daß du,<lb/>
wie jeder ordentlicher Dien&#x017F;tbot, mehr auf gute<lb/>
Behandlung als auf guten Lohn &#x017F;ieh&#x017F;t &#x2014; allein<lb/>
ich habe mich getoi&#x017F;cht. Du will&#x017F;t es &#x017F;elb&#x017F;t: al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;chlechte Behandlung und gar keinen Lohn! dieß<lb/>
wäre überhaupt mancher Herr&#x017F;chaft am lieb&#x017F;ten.</p><lb/>
              <p>Jetzt aber muß ich meine Stiefel zum Leib-<lb/>
kut&#x017F;cher hinein tragen, &#x017F;on&#x017F;t verliere ich &#x017F;eine Kund-<lb/>
&#x017F;chaft. Ein&#x017F;tweilen &#x017F;perr die Thür von innen zu<lb/>
und &#x017F;chieb den Nachtriegel vor; denn es könnte der<lb/>
Türkl Nummero Zwei &#x017F;eine Pfla&#x017F;ter holen und<lb/>
dich bei der Gelegenheit wieder mitnehmen wollen.</p><lb/>
              <stage>(gebieteri&#x017F;ch)</stage>
              <p>G&#x017F;chlavin, gehorche!</p>
              <stage>(ab.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MYR">
              <speaker>Myrrha</speaker>
              <stage>(allein.)</stage><lb/>
              <p>Mein wei&#x017F;er Vater hat es <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> gewollt; ich füge<lb/>
mich &#x017F;einen Anordnungen; denn er will ja nur<lb/>
Gutes. Aus der &#x017F;tillen Hütte, wo ich bei meiner<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0280] Myrrha. Wie Du willſt! Du biſt der Herr — ich die Sklavin. Casperl. So können dich auch meine Drohungen nicht bewegen? Wohlan! wonicht, woher, wohin, worauf — es ſei. Du, meine Gſchlavin — ich dein Herr und Gebieter! Ha! es ſei! Jch glaubte, daß du, wie jeder ordentlicher Dienſtbot, mehr auf gute Behandlung als auf guten Lohn ſiehſt — allein ich habe mich getoiſcht. Du willſt es ſelbſt: alſo ſchlechte Behandlung und gar keinen Lohn! dieß wäre überhaupt mancher Herrſchaft am liebſten. Jetzt aber muß ich meine Stiefel zum Leib- kutſcher hinein tragen, ſonſt verliere ich ſeine Kund- ſchaft. Einſtweilen ſperr die Thür von innen zu und ſchieb den Nachtriegel vor; denn es könnte der Türkl Nummero Zwei ſeine Pflaſter holen und dich bei der Gelegenheit wieder mitnehmen wollen. (gebieteriſch) Gſchlavin, gehorche! (ab.) Myrrha (allein.) Mein weiſer Vater hat es ſo gewollt; ich füge mich ſeinen Anordnungen; denn er will ja nur Gutes. Aus der ſtillen Hütte, wo ich bei meiner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/280
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/280>, abgerufen am 22.11.2024.