Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
Zapfl.
Also zitirt bist worden? Aber daß 'd gar kein
Ruh gibst! alleweil Spetakel und alleweil Spetakel!
nacher kann die Straf nit ausbleiben. Werd doch
Einmal gscheid!
Casperl.
Gscheid? Ja was is denn gscheid? Trinken
oder nicht trinken? Trinkt der Mensch nix -- so
verdurst't er; und das ist doch nit gscheid! und
trinkt der Mensch, so hat er die Pflicht seinen
Durst zu löschen; denn das gebietet die Selbster-
haltungsschuldigkeit und das ist gscheid. Also soll
besonders ein Wirth oder Bierzapfler, wie du bist,
von einer solchen Gscheidheit nit reden, sonst ist er
selber ein dummer Kerl.
Zapfl.
Jetzt hast du wieder recht. Also sei gscheid und
trink so viels d' magst.
Casperl.
Das Trinken ist ein natürlichs Bedürfniß, ein
Naturteieb, den der Mensch nicht unterdrucken soll.
Hätt' der Adam zur rechten Zeit sein' Durst glöscht,
so hätt' er gwiß nit in den sauern Apfel bißen;
Zapfl.
Alſo zitirt biſt worden? Aber daß ’d gar kein
Ruh gibſt! alleweil Spetakel und alleweil Spetakel!
nacher kann die Straf nit ausbleiben. Werd doch
Einmal gſcheid!
Casperl.
Gſcheid? Ja was is denn gſcheid? Trinken
oder nicht trinken? Trinkt der Menſch nix — ſo
verdurſt’t er; und das iſt doch nit gſcheid! und
trinkt der Menſch, ſo hat er die Pflicht ſeinen
Durſt zu löſchen; denn das gebietet die Selbſter-
haltungsſchuldigkeit und das iſt gſcheid. Alſo ſoll
beſonders ein Wirth oder Bierzapfler, wie du biſt,
von einer ſolchen Gſcheidheit nit reden, ſonſt iſt er
ſelber ein dummer Kerl.
Zapfl.
Jetzt haſt du wieder recht. Alſo ſei gſcheid und
trink ſo viels d’ magſt.
Casperl.
Das Trinken iſt ein natürlichs Bedürfniß, ein
Naturteieb, den der Menſch nicht unterdrucken ſoll.
Hätt’ der Adam zur rechten Zeit ſein’ Durſt glöſcht,
ſo hätt’ er gwiß nit in den ſauern Apfel bißen;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0312" n="292"/>
          <sp who="#ZAP">
            <speaker> <hi rendition="#c">Zapfl.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Al&#x017F;o zitirt bi&#x017F;t worden? Aber daß &#x2019;d gar kein<lb/>
Ruh gib&#x017F;t! alleweil Spetakel und alleweil Spetakel!<lb/>
nacher kann die Straf nit ausbleiben. Werd doch<lb/>
Einmal g&#x017F;cheid!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CASLA">
            <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#g">G&#x017F;cheid?</hi> Ja was is denn g&#x017F;cheid? Trinken<lb/>
oder nicht trinken? Trinkt der Men&#x017F;ch <hi rendition="#g">nix</hi> &#x2014; &#x017F;o<lb/>
verdur&#x017F;t&#x2019;t er; und das i&#x017F;t doch nit <hi rendition="#g">g&#x017F;cheid!</hi> und<lb/><hi rendition="#g">trinkt</hi> der Men&#x017F;ch, &#x017F;o hat er die Pflicht &#x017F;einen<lb/>
Dur&#x017F;t zu lö&#x017F;chen; denn das gebietet die Selb&#x017F;ter-<lb/>
haltungs&#x017F;chuldigkeit und das i&#x017F;t <hi rendition="#g">g&#x017F;cheid.</hi> Al&#x017F;o &#x017F;oll<lb/>
be&#x017F;onders ein Wirth oder Bierzapfler, wie du bi&#x017F;t,<lb/>
von einer &#x017F;olchen G&#x017F;cheidheit nit reden, &#x017F;on&#x017F;t i&#x017F;t er<lb/>
&#x017F;elber ein dummer Kerl.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ZAP">
            <speaker> <hi rendition="#c">Zapfl.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Jetzt ha&#x017F;t du wieder recht. Al&#x017F;o &#x017F;ei g&#x017F;cheid und<lb/>
trink &#x017F;o viels d&#x2019; mag&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CASLA">
            <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Das Trinken i&#x017F;t ein natürlichs Bedürfniß, ein<lb/>
Naturteieb, den der Men&#x017F;ch nicht unterdrucken &#x017F;oll.<lb/>
Hätt&#x2019; der Adam zur rechten Zeit &#x017F;ein&#x2019; Dur&#x017F;t glö&#x017F;cht,<lb/>
&#x017F;o hätt&#x2019; er gwiß nit in den &#x017F;auern Apfel bißen;<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0312] Zapfl. Alſo zitirt biſt worden? Aber daß ’d gar kein Ruh gibſt! alleweil Spetakel und alleweil Spetakel! nacher kann die Straf nit ausbleiben. Werd doch Einmal gſcheid! Casperl. Gſcheid? Ja was is denn gſcheid? Trinken oder nicht trinken? Trinkt der Menſch nix — ſo verdurſt’t er; und das iſt doch nit gſcheid! und trinkt der Menſch, ſo hat er die Pflicht ſeinen Durſt zu löſchen; denn das gebietet die Selbſter- haltungsſchuldigkeit und das iſt gſcheid. Alſo ſoll beſonders ein Wirth oder Bierzapfler, wie du biſt, von einer ſolchen Gſcheidheit nit reden, ſonſt iſt er ſelber ein dummer Kerl. Zapfl. Jetzt haſt du wieder recht. Alſo ſei gſcheid und trink ſo viels d’ magſt. Casperl. Das Trinken iſt ein natürlichs Bedürfniß, ein Naturteieb, den der Menſch nicht unterdrucken ſoll. Hätt’ der Adam zur rechten Zeit ſein’ Durſt glöſcht, ſo hätt’ er gwiß nit in den ſauern Apfel bißen;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/312
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/312>, abgerufen am 04.12.2024.