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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

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Todtengräber.
Wer ruft mich?
Sassafras.
Jch bin's. Du kennst mich ja.
Todtengräber (kommt näher.)
Ach! Herr Doctor Sassafras! freilich kenn' ich
Euch. Wie kommt ihr selbst einmal hieher; ge-
wöhnlich schickt Jhr mir nur Eure Patienten heraus.
Sassafras.
Das ist eben kein Compliment, das du mir
machst.
Todtengräber.
Nehmt's nicht übel. Jch habe freilich nicht die
rechten Manieren; allein bedenkt, daß ich haupt-
sächlich mit stummen Leuten Umgang pflege, die
mir keine Antwort geben können, und denen ich
eben sage, was mir gerade einfällt -- wenn ich
denn doch bisweilen schwatzen möchte.
Sassafras.
Glaub's wohl, alter Bursch, und hab dir's
auch nicht übel genommen. -- Hör' aber, ich möchte
dich was fragen. Da hast du ein paar Thaler;
aber sag mir die Wahrheit.
Todtengräber.
Danke, danke -- hätt' aber keines Trinkgeld's
Todtengräber.
Wer ruft mich?
Saſſafras.
Jch bin’s. Du kennſt mich ja.
Todtengräber (kommt näher.)
Ach! Herr Doctor Saſſafras! freilich kenn’ ich
Euch. Wie kommt ihr ſelbſt einmal hieher; ge-
wöhnlich ſchickt Jhr mir nur Eure Patienten heraus.
Saſſafras.
Das iſt eben kein Compliment, das du mir
machſt.
Todtengräber.
Nehmt’s nicht übel. Jch habe freilich nicht die
rechten Manieren; allein bedenkt, daß ich haupt-
ſächlich mit ſtummen Leuten Umgang pflege, die
mir keine Antwort geben können, und denen ich
eben ſage, was mir gerade einfällt — wenn ich
denn doch bisweilen ſchwatzen möchte.
Saſſafras.
Glaub’s wohl, alter Burſch, und hab dir’s
auch nicht übel genommen. — Hör’ aber, ich möchte
dich was fragen. Da haſt du ein paar Thaler;
aber ſag mir die Wahrheit.
Todtengräber.
Danke, danke — hätt’ aber keines Trinkgeld’s
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[25/0045] Todtengräber. Wer ruft mich? Saſſafras. Jch bin’s. Du kennſt mich ja. Todtengräber (kommt näher.) Ach! Herr Doctor Saſſafras! freilich kenn’ ich Euch. Wie kommt ihr ſelbſt einmal hieher; ge- wöhnlich ſchickt Jhr mir nur Eure Patienten heraus. Saſſafras. Das iſt eben kein Compliment, das du mir machſt. Todtengräber. Nehmt’s nicht übel. Jch habe freilich nicht die rechten Manieren; allein bedenkt, daß ich haupt- ſächlich mit ſtummen Leuten Umgang pflege, die mir keine Antwort geben können, und denen ich eben ſage, was mir gerade einfällt — wenn ich denn doch bisweilen ſchwatzen möchte. Saſſafras. Glaub’s wohl, alter Burſch, und hab dir’s auch nicht übel genommen. — Hör’ aber, ich möchte dich was fragen. Da haſt du ein paar Thaler; aber ſag mir die Wahrheit. Todtengräber. Danke, danke — hätt’ aber keines Trinkgeld’s

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/45>, abgerufen am 09.11.2024.