Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.
vormals Bauernsimpel, zu tröten! O, warum habe ich nicht auf meiner gelehrten, das heißt geleerten Wanderschaft, bei der mein Magen alleweil leer war, fort und fort und immer forter zu wandern vorge- zogen, bis ich ein meiner Qualifixation würdiges Obdach oder Dach überhaupt gefunden haben hätte hätte! (in gewöhnlichem Tone) Schlipperdibix! Muß ich zu dem verdammten Holzbauern kommen, wo wirklich Alles von Holz ist: 's Haus ist von Holz, Tisch und Bänk sind von Holz, mein Strohsack ist so hart wie Holz, 's Brod ist so altbacken, daß man meint, man beißt in an eichene Rinden, die Knödl, die Nudl -- Alles ist wie von Holz! So was kann meine weiche, gemüthvolle, zarte Conflexion nicht er- tragen! O Schicksal! O Sal des Schickes! warum verfolgst du mich von meinem zartesten Alter an? Was hab' ich verschuldet, als daß ich Schulden ge- macht hab, wo ich nit zahlen hab' können? Uebrall, bin ich halt allweil der prügelte, gstriegelte Un- glückskasperl und in allen Komödien bin ich dem bösen Prinzip verfallen, und ich bin doch kein böser Prinz, sondern der kreuzfidele Kasperl! Jetzt muß ich gar den ganzen Tag Holz hacken, als wenn ich a Baumhackel wär und mein Unglück steht alleweil
vormals Bauernſimpel, zu tröten! O, warum habe ich nicht auf meiner gelehrten, das heißt geleerten Wanderſchaft, bei der mein Magen alleweil leer war, fort und fort und immer forter zu wandern vorge- zogen, bis ich ein meiner Qualifixation würdiges Obdach oder Dach überhaupt gefunden haben hätte hätte! (in gewöhnlichem Tone) Schlipperdibix! Muß ich zu dem verdammten Holzbauern kommen, wo wirklich Alles von Holz iſt: ’s Haus iſt von Holz, Tiſch und Bänk ſind von Holz, mein Strohſack iſt ſo hart wie Holz, ’s Brod iſt ſo altbacken, daß man meint, man beißt in an eichene Rinden, die Knödl, die Nudl — Alles iſt wie von Holz! So was kann meine weiche, gemüthvolle, zarte Conflexion nicht er- tragen! O Schickſal! O Sal des Schickes! warum verfolgſt du mich von meinem zarteſten Alter an? Was hab’ ich verſchuldet, als daß ich Schulden ge- macht hab, wo ich nit zahlen hab’ können? Uebrall, bin ich halt allweil der prügelte, gſtriegelte Un- glückskasperl und in allen Komödien bin ich dem böſen Prinzip verfallen, und ich bin doch kein böſer Prinz, ſondern der kreuzfidele Kasperl! Jetzt muß ich gar den ganzen Tag Holz hacken, als wenn ich a Baumhackel wär und mein Unglück ſteht alleweil <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KASPLL"> <p><pb facs="#f0105" n="101"/> vormals Bauernſimpel, zu tröten! O, warum habe<lb/> ich nicht auf meiner gelehrten, das heißt <hi rendition="#g">geleerten</hi><lb/> Wanderſchaft, bei der mein Magen alleweil leer war,<lb/> fort und fort und immer forter zu wandern vorge-<lb/> zogen, bis ich ein meiner Qualifixation würdiges<lb/> Obdach oder Dach überhaupt gefunden haben hätte<lb/> hätte!</p> <stage>(in gewöhnlichem Tone)</stage> <p>Schlipperdibix! Muß ich zu<lb/> dem verdammten Holzbauern kommen, wo wirklich<lb/> Alles von Holz iſt: ’s Haus iſt von Holz, Tiſch<lb/> und Bänk ſind von Holz, mein Strohſack iſt ſo hart<lb/> wie Holz, ’s Brod iſt ſo altbacken, daß man meint,<lb/> man beißt in an eichene Rinden, die Knödl, die<lb/> Nudl — Alles iſt wie von Holz! So was kann<lb/> meine weiche, gemüthvolle, zarte Conflexion nicht er-<lb/> tragen! O Schickſal! O Sal des Schickes! warum<lb/> verfolgſt du mich von meinem zarteſten Alter an?<lb/> Was hab’ ich verſchuldet, als daß ich Schulden ge-<lb/> macht hab, wo ich nit zahlen hab’ können? Uebrall,<lb/> bin ich halt allweil der prügelte, gſtriegelte Un-<lb/> glückskasperl und in allen Komödien bin ich dem<lb/> böſen Prinzip verfallen, und ich bin doch kein böſer<lb/> Prinz, ſondern der kreuzfidele Kasperl! Jetzt muß<lb/> ich gar den ganzen Tag Holz hacken, als wenn ich<lb/> a Baumhackel wär und mein Unglück ſteht alleweil<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0105]
vormals Bauernſimpel, zu tröten! O, warum habe
ich nicht auf meiner gelehrten, das heißt geleerten
Wanderſchaft, bei der mein Magen alleweil leer war,
fort und fort und immer forter zu wandern vorge-
zogen, bis ich ein meiner Qualifixation würdiges
Obdach oder Dach überhaupt gefunden haben hätte
hätte! (in gewöhnlichem Tone) Schlipperdibix! Muß ich zu
dem verdammten Holzbauern kommen, wo wirklich
Alles von Holz iſt: ’s Haus iſt von Holz, Tiſch
und Bänk ſind von Holz, mein Strohſack iſt ſo hart
wie Holz, ’s Brod iſt ſo altbacken, daß man meint,
man beißt in an eichene Rinden, die Knödl, die
Nudl — Alles iſt wie von Holz! So was kann
meine weiche, gemüthvolle, zarte Conflexion nicht er-
tragen! O Schickſal! O Sal des Schickes! warum
verfolgſt du mich von meinem zarteſten Alter an?
Was hab’ ich verſchuldet, als daß ich Schulden ge-
macht hab, wo ich nit zahlen hab’ können? Uebrall,
bin ich halt allweil der prügelte, gſtriegelte Un-
glückskasperl und in allen Komödien bin ich dem
böſen Prinzip verfallen, und ich bin doch kein böſer
Prinz, ſondern der kreuzfidele Kasperl! Jetzt muß
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