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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.

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denmachen. Meine Schneiderseele verlangt nach Nahr-
ung! Ein Schneidergesell soll und kann und darf
nicht Hunger leiden, denn seinen eigenen Magen
kann er sich nicht zunähen. -- -- Schlippermert!
Wirthshaus! Bauer! Bäuerin! wer da ist, 'raus
aus der Kammer oder ich zünd die Hütt'n an! --
-- Schauderhaft! Spectaculos! Kein Mensch, kein
Bratl, kein Bier -- gar nix als die Mutterseelen-
alleinsamkeit! was fang ich jetzt an mit meinem
Hunger?
(singt.)
O welche Pein, o welche Pein,
Ein hungeriger Schneider sein;
Jn meinem G'sellenwanderbuch
Steht nix vom leeren Tisch und Krug.
Jetzt lauf ich schon sechs Wochen rum,
Und finde kaum des Tags ein Trumm;
Zu Essen such ich -- Arbeit nicht,
Denn's Essen ist die erste Pflicht.
Unb gibt's zum Trinken auch Etwas
So setz ich mich gleich vor das Glas.
Mit Messer, Gabel mach' ich's gut;
Jch brauch nit Nadel und Fingerhut.
denmachen. Meine Schneiderſeele verlangt nach Nahr-
ung! Ein Schneidergeſell ſoll und kann und darf
nicht Hunger leiden, denn ſeinen eigenen Magen
kann er ſich nicht zunähen. — — Schlippermert!
Wirthshaus! Bauer! Bäuerin! wer da iſt, ’raus
aus der Kammer oder ich zünd die Hütt’n an! —
— Schauderhaft! Spectaculos! Kein Menſch, kein
Bratl, kein Bier — gar nix als die Mutterſeelen-
alleinſamkeit! was fang ich jetzt an mit meinem
Hunger?
(ſingt.)
O welche Pein, o welche Pein,
Ein hungeriger Schneider ſein;
Jn meinem G’ſellenwanderbuch
Steht nix vom leeren Tiſch und Krug.
Jetzt lauf ich ſchon ſechs Wochen rum,
Und finde kaum des Tags ein Trumm;
Zu Eſſen ſuch ich — Arbeit nicht,
Denn’s Eſſen iſt die erſte Pflicht.
Unb gibt’s zum Trinken auch Etwas
So ſetz ich mich gleich vor das Glas.
Mit Meſſer, Gabel mach’ ich’s gut;
Jch brauch nit Nadel und Fingerhut.
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[9/0013] denmachen. Meine Schneiderſeele verlangt nach Nahr- ung! Ein Schneidergeſell ſoll und kann und darf nicht Hunger leiden, denn ſeinen eigenen Magen kann er ſich nicht zunähen. — — Schlippermert! Wirthshaus! Bauer! Bäuerin! wer da iſt, ’raus aus der Kammer oder ich zünd die Hütt’n an! — — Schauderhaft! Spectaculos! Kein Menſch, kein Bratl, kein Bier — gar nix als die Mutterſeelen- alleinſamkeit! was fang ich jetzt an mit meinem Hunger? (ſingt.) O welche Pein, o welche Pein, Ein hungeriger Schneider ſein; Jn meinem G’ſellenwanderbuch Steht nix vom leeren Tiſch und Krug. Jetzt lauf ich ſchon ſechs Wochen rum, Und finde kaum des Tags ein Trumm; Zu Eſſen ſuch ich — Arbeit nicht, Denn’s Eſſen iſt die erſte Pflicht. Unb gibt’s zum Trinken auch Etwas So ſetz ich mich gleich vor das Glas. Mit Meſſer, Gabel mach’ ich’s gut; Jch brauch nit Nadel und Fingerhut.

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/13>, abgerufen am 24.11.2024.