Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.
ich wieder zur Großmutter im Nachbardorf da drü- ben, um sie zu pflegen. Wolf. Du bist wirklich ein recht braves, liebes Kind. Wie alt bist Du denn? Rothkäppchen. Jch bin schon aus der Feiertagsschule und bin kein Kind mehr, sondern ein Mädchen von 14 Jah- ren -- bald 15. Wolf. Du gefällst mir so gut, daß ich Dich, wenn nicht aus Hunger, doch aus Liebe auffressen könnte. Rothkäppchen. Das wäre mir die rechte Wolfsliebe! Wolf. Denkst Du noch an den Jäger, der Dir gestern früh im Walde begegnet ist? Rothkäppchen. O ja. Er hat mir recht gut gefallen; aber wie weißt Du das? Wolf. Jch ging eben im Walde dort seitwärts spazieren und habe euch beobachtet. Sage mir, Rothkäppchen, 9
ich wieder zur Großmutter im Nachbardorf da drü- ben, um ſie zu pflegen. Wolf. Du biſt wirklich ein recht braves, liebes Kind. Wie alt biſt Du denn? Rothkäppchen. Jch bin ſchon aus der Feiertagsſchule und bin kein Kind mehr, ſondern ein Mädchen von 14 Jah- ren — bald 15. Wolf. Du gefällſt mir ſo gut, daß ich Dich, wenn nicht aus Hunger, doch aus Liebe auffreſſen könnte. Rothkäppchen. Das wäre mir die rechte Wolfsliebe! Wolf. Denkſt Du noch an den Jäger, der Dir geſtern früh im Walde begegnet iſt? Rothkäppchen. O ja. Er hat mir recht gut gefallen; aber wie weißt Du das? Wolf. Jch ging eben im Walde dort ſeitwärts ſpazieren und habe euch beobachtet. Sage mir, Rothkäppchen, 9
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#ROT"> <p><pb facs="#f0133" n="129"/> ich wieder zur Großmutter im Nachbardorf da drü-<lb/> ben, um ſie zu pflegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wolf.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du biſt wirklich ein recht braves, liebes Kind.<lb/> Wie alt biſt Du denn?</p> </sp><lb/> <sp who="#ROT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Rothkäppchen.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch bin ſchon aus der Feiertagsſchule und bin<lb/> kein Kind mehr, ſondern ein Mädchen von 14 Jah-<lb/> ren — bald 15.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wolf.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du gefällſt mir ſo gut, daß ich Dich, wenn<lb/> nicht aus Hunger, doch aus Liebe auffreſſen könnte.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Rothkäppchen.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das wäre mir die rechte Wolfsliebe!</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wolf.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Denkſt Du noch an den Jäger, der Dir geſtern<lb/> früh im Walde begegnet iſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#ROT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Rothkäppchen.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O ja. Er hat mir recht gut gefallen; aber wie<lb/> weißt Du das?</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wolf.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch ging eben im Walde dort ſeitwärts ſpazieren<lb/> und habe euch beobachtet. Sage mir, Rothkäppchen,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">9</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [129/0133]
ich wieder zur Großmutter im Nachbardorf da drü-
ben, um ſie zu pflegen.
Wolf.
Du biſt wirklich ein recht braves, liebes Kind.
Wie alt biſt Du denn?
Rothkäppchen.
Jch bin ſchon aus der Feiertagsſchule und bin
kein Kind mehr, ſondern ein Mädchen von 14 Jah-
ren — bald 15.
Wolf.
Du gefällſt mir ſo gut, daß ich Dich, wenn
nicht aus Hunger, doch aus Liebe auffreſſen könnte.
Rothkäppchen.
Das wäre mir die rechte Wolfsliebe!
Wolf.
Denkſt Du noch an den Jäger, der Dir geſtern
früh im Walde begegnet iſt?
Rothkäppchen.
O ja. Er hat mir recht gut gefallen; aber wie
weißt Du das?
Wolf.
Jch ging eben im Walde dort ſeitwärts ſpazieren
und habe euch beobachtet. Sage mir, Rothkäppchen,
9
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |