Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.
immer an meinen Albert gedacht und an meinen Va- ter. Ja, an meinen unglücklichen Vater, der im Kerker schmachtet. O könnt' ich mein Leben opfern, ihn zu erretten! Wie oft schon hatte ich fest im Sinne, zu dem bösen Ritter Wenzel zu gehen und ihm zu sagen: "Da bin ich, nimm mich denn hin zum Weibe" aber ich weiß nicht wie es kam; eine Stimme in meinem Jnnern hielt mich zurück -- es war wohl Alberts Stimme. Und immer mache ich mir die bittersten Vorwürfe, daß ich so schwach bin, so undankbar. Aber wäre denn mein Vater glücklich durch Erfüllung dieses Entschlusses? Er selbst sagte mir ja tausendmal: "Nie und nimmer sollst du die &q;Gattin des bösen Wenzel werden, der Niemandem &q;gut sein kann, sondern nur immer Böses im Sinne hat". Nun, wenn es mein Vater selbst nicht will, -- soll ich es wollen? Und dennoch wäre es viel- leicht meine Pflicht. Mein armes Herz ist voll von Zweifeln. Wer kann mir rathen und helfen? -- Ei, ihr Vögel zwitschert ja gewaltig. Wollt ihr mir einen Rath geben? Jch verstehe eure Sprache nicht. [Gesang hinter der Scene.] Geduld, Geduld Du gutes Kind, Wir singen's und sagen's auf grünen Zweigen,
immer an meinen Albert gedacht und an meinen Va- ter. Ja, an meinen unglücklichen Vater, der im Kerker ſchmachtet. O könnt’ ich mein Leben opfern, ihn zu erretten! Wie oft ſchon hatte ich feſt im Sinne, zu dem böſen Ritter Wenzel zu gehen und ihm zu ſagen: „Da bin ich, nimm mich denn hin zum Weibe‟ aber ich weiß nicht wie es kam; eine Stimme in meinem Jnnern hielt mich zurück — es war wohl Alberts Stimme. Und immer mache ich mir die bitterſten Vorwürfe, daß ich ſo ſchwach bin, ſo undankbar. Aber wäre denn mein Vater glücklich durch Erfüllung dieſes Entſchluſſes? Er ſelbſt ſagte mir ja tauſendmal: „Nie und nimmer ſollſt du die &q;Gattin des böſen Wenzel werden, der Niemandem &q;gut ſein kann, ſondern nur immer Böſes im Sinne hat‟. Nun, wenn es mein Vater ſelbſt nicht will, — ſoll ich es wollen? Und dennoch wäre es viel- leicht meine Pflicht. Mein armes Herz iſt voll von Zweifeln. Wer kann mir rathen und helfen? — Ei, ihr Vögel zwitſchert ja gewaltig. Wollt ihr mir einen Rath geben? Jch verſtehe eure Sprache nicht. [Geſang hinter der Scene.] Geduld, Geduld Du gutes Kind, Wir ſingen’s und ſagen’s auf grünen Zweigen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#BERTHA"> <p><pb facs="#f0154" n="150"/> immer an meinen Albert gedacht und an meinen Va-<lb/> ter. Ja, an meinen unglücklichen Vater, der im<lb/> Kerker ſchmachtet. O könnt’ ich mein Leben opfern,<lb/> ihn zu erretten! Wie oft ſchon hatte ich feſt im<lb/> Sinne, zu dem böſen Ritter Wenzel zu gehen und<lb/> ihm zu ſagen: „Da bin ich, nimm mich denn hin<lb/> zum Weibe‟ aber ich weiß nicht wie es kam; eine<lb/> Stimme in meinem Jnnern hielt mich zurück — es<lb/> war wohl Alberts Stimme. Und immer mache ich<lb/> mir die bitterſten Vorwürfe, daß ich ſo ſchwach bin,<lb/> ſo undankbar. Aber wäre denn mein Vater glücklich<lb/> durch Erfüllung dieſes Entſchluſſes? Er ſelbſt ſagte<lb/> mir ja tauſendmal: „Nie und nimmer ſollſt du die<lb/> &q;Gattin des böſen Wenzel werden, der Niemandem<lb/> &q;gut ſein kann, ſondern nur immer Böſes im Sinne<lb/> hat‟. Nun, wenn es mein Vater ſelbſt nicht will,<lb/> — ſoll <hi rendition="#g">ich</hi> es wollen? Und dennoch wäre es viel-<lb/> leicht meine Pflicht. Mein armes Herz iſt voll von<lb/> Zweifeln. Wer kann mir rathen und helfen? —<lb/> Ei, ihr Vögel zwitſchert ja gewaltig. Wollt <hi rendition="#g">ihr</hi><lb/> mir einen Rath geben? Jch verſtehe eure Sprache nicht.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">[Geſang hinter der Scene.]</hi> </stage><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Geduld, Geduld Du gutes Kind,</l><lb/> <l>Wir ſingen’s und ſagen’s auf grünen Zweigen,</l><lb/> </lg> </lg> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0154]
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Kerker ſchmachtet. O könnt’ ich mein Leben opfern,
ihn zu erretten! Wie oft ſchon hatte ich feſt im
Sinne, zu dem böſen Ritter Wenzel zu gehen und
ihm zu ſagen: „Da bin ich, nimm mich denn hin
zum Weibe‟ aber ich weiß nicht wie es kam; eine
Stimme in meinem Jnnern hielt mich zurück — es
war wohl Alberts Stimme. Und immer mache ich
mir die bitterſten Vorwürfe, daß ich ſo ſchwach bin,
ſo undankbar. Aber wäre denn mein Vater glücklich
durch Erfüllung dieſes Entſchluſſes? Er ſelbſt ſagte
mir ja tauſendmal: „Nie und nimmer ſollſt du die
&q;Gattin des böſen Wenzel werden, der Niemandem
&q;gut ſein kann, ſondern nur immer Böſes im Sinne
hat‟. Nun, wenn es mein Vater ſelbſt nicht will,
— ſoll ich es wollen? Und dennoch wäre es viel-
leicht meine Pflicht. Mein armes Herz iſt voll von
Zweifeln. Wer kann mir rathen und helfen? —
Ei, ihr Vögel zwitſchert ja gewaltig. Wollt ihr
mir einen Rath geben? Jch verſtehe eure Sprache nicht.
[Geſang hinter der Scene.]
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