Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.
Jungfrau! Was muß die auf'm Herzen haben, daß sie sich in ein Bauerngwandl g'steckt und unter dem Namen Armgard als Magd bei der Waldbäurin ein- gedingt hat? Aber ich weiß Alles und kein Mensch weiß, daß ich Alles weiß. Alles hab ich entdeckt. Neulich bin ich ganz schwachmatisch hinterm Ofen g'sessen und hab g'schlafen, oder eigentlich nicht g'schla- fen und da hat das schöne Ritterfräulein der Wald- bäurin Alles entdeckt: ihre Flucht, ihr Malheur und ihre heimliche Verliebung und Verlobung mit dem jungen Ritter Albert. Kurz ich weiß die ganze Ritterg'schicht -- und wie's vorbei war -- da hab ich furchtbar auf der Ofenbank hinten g'schnarcht, damit sie gemeint haben, ich hätt' gar nix g'hört. Und nunmehro ist das Geheimniß in meine Brust vergraben; ha! ich weiß zu schweigen, so lang mich Niemand fragt. Aber, s' ist wirklich Zeit, daß ich mich heimtroll, denn sonst krieg'n mir nix auf Mit- tag. [ab.] Bertha [als Bauernmädchen verkleidet mit einem Körbchen.] Jetzt hab' ich das ganze Körbchen voll der schön- sten Erdbeeren; aber ich bin wirklich recht müd ge- worden; durch all die Stauden und das Gestripp! Die Zeit ist mir so schnell vergangen, denn ich habe
Jungfrau! Was muß die auf’m Herzen haben, daß ſie ſich in ein Bauerngwandl g’ſteckt und unter dem Namen Armgard als Magd bei der Waldbäurin ein- gedingt hat? Aber ich weiß Alles und kein Menſch weiß, daß ich Alles weiß. Alles hab ich entdeckt. Neulich bin ich ganz ſchwachmatiſch hinterm Ofen g’ſeſſen und hab g’ſchlafen, oder eigentlich nicht g’ſchla- fen und da hat das ſchöne Ritterfräulein der Wald- bäurin Alles entdeckt: ihre Flucht, ihr Malheur und ihre heimliche Verliebung und Verlobung mit dem jungen Ritter Albert. Kurz ich weiß die ganze Ritterg’ſchicht — und wie’s vorbei war — da hab ich furchtbar auf der Ofenbank hinten g’ſchnarcht, damit ſie gemeint haben, ich hätt’ gar nix g’hört. Und nunmehro iſt das Geheimniß in meine Bruſt vergraben; ha! ich weiß zu ſchweigen, ſo lang mich Niemand fragt. Aber, s’ iſt wirklich Zeit, daß ich mich heimtroll, denn ſonſt krieg’n mir nix auf Mit- tag. [ab.] Bertha [als Bauernmädchen verkleidet mit einem Körbchen.] Jetzt hab’ ich das ganze Körbchen voll der ſchön- ſten Erdbeeren; aber ich bin wirklich recht müd ge- worden; durch all die Stauden und das Geſtripp! Die Zeit iſt mir ſo ſchnell vergangen, denn ich habe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KASPERL"> <p><pb facs="#f0153" n="149"/> Jungfrau! Was muß <hi rendition="#g">die</hi> auf’m Herzen haben, daß<lb/> ſie ſich in ein Bauerngwandl g’ſteckt und unter dem<lb/> Namen Armgard als Magd bei der Waldbäurin ein-<lb/> gedingt hat? Aber ich weiß Alles und kein Menſch<lb/> weiß, daß ich Alles weiß. Alles hab ich entdeckt.<lb/> Neulich bin ich ganz ſchwachmatiſch hinterm Ofen<lb/> g’ſeſſen und hab g’ſchlafen, oder eigentlich nicht g’ſchla-<lb/> fen und da hat das ſchöne Ritterfräulein der Wald-<lb/> bäurin Alles entdeckt: ihre Flucht, ihr Malheur und<lb/> ihre heimliche Verliebung und Verlobung mit dem<lb/> jungen Ritter Albert. Kurz ich weiß die ganze<lb/> Ritterg’ſchicht — und wie’s vorbei war — da hab<lb/> ich furchtbar auf der Ofenbank hinten g’ſchnarcht,<lb/> damit ſie gemeint haben, ich hätt’ gar nix g’hört.<lb/> Und nunmehro iſt das Geheimniß in meine Bruſt<lb/> vergraben; ha! ich weiß zu ſchweigen, ſo lang mich<lb/> Niemand fragt. Aber, s’ iſt wirklich Zeit, daß ich<lb/> mich heimtroll, denn ſonſt krieg’n mir nix auf Mit-<lb/> tag.</p> <stage>[ab.]</stage> </sp><lb/> <sp who="#BERTHA"> <speaker> <hi rendition="#b">Bertha</hi> </speaker> <stage>[als Bauernmädchen verkleidet mit einem Körbchen.]</stage><lb/> <p>Jetzt hab’ ich das ganze Körbchen voll der ſchön-<lb/> ſten Erdbeeren; aber ich bin wirklich recht müd ge-<lb/> worden; durch all die Stauden und das Geſtripp!<lb/> Die Zeit iſt mir ſo ſchnell vergangen, denn ich habe<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [149/0153]
Jungfrau! Was muß die auf’m Herzen haben, daß
ſie ſich in ein Bauerngwandl g’ſteckt und unter dem
Namen Armgard als Magd bei der Waldbäurin ein-
gedingt hat? Aber ich weiß Alles und kein Menſch
weiß, daß ich Alles weiß. Alles hab ich entdeckt.
Neulich bin ich ganz ſchwachmatiſch hinterm Ofen
g’ſeſſen und hab g’ſchlafen, oder eigentlich nicht g’ſchla-
fen und da hat das ſchöne Ritterfräulein der Wald-
bäurin Alles entdeckt: ihre Flucht, ihr Malheur und
ihre heimliche Verliebung und Verlobung mit dem
jungen Ritter Albert. Kurz ich weiß die ganze
Ritterg’ſchicht — und wie’s vorbei war — da hab
ich furchtbar auf der Ofenbank hinten g’ſchnarcht,
damit ſie gemeint haben, ich hätt’ gar nix g’hört.
Und nunmehro iſt das Geheimniß in meine Bruſt
vergraben; ha! ich weiß zu ſchweigen, ſo lang mich
Niemand fragt. Aber, s’ iſt wirklich Zeit, daß ich
mich heimtroll, denn ſonſt krieg’n mir nix auf Mit-
tag. [ab.]
Bertha [als Bauernmädchen verkleidet mit einem Körbchen.]
Jetzt hab’ ich das ganze Körbchen voll der ſchön-
ſten Erdbeeren; aber ich bin wirklich recht müd ge-
worden; durch all die Stauden und das Geſtripp!
Die Zeit iſt mir ſo ſchnell vergangen, denn ich habe
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