Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869. Grethl. Jch bin schon ganz steif geworden. Jch möcht' hinaus. Katharine. Nur still, Kinder, daß der Herr Professor nichts merkt. Jch muß den rechten Augenblick abpassen, wenn er einmal eine Flasche zu viel getrunken hat; dann schläft er besser. Kasperl (rappelt im Käfig.) Was hör' ich da vom trinken? Gebt's mir auch a par Flaschen. Es ist eine wahre Schand, daß man bei euch nix als Wasser kriegt, das bin ich gar nit g'wohnt. Ueberhaupt das Einsperren da ist eine Dummheit und kein Mensch weiß warum. Dem Herrn Professor seinen zerlumpten schwarzen Frack hab ich zusammen g'flickt und jetzt möcht ich mein Bezahlung und nachher wandr' ich wieder weiter. Katharine. Der Herr Professor hat euch ja schon gesagt, warum er euch eingesperrt hält. Das gehört zu seinem Studium. Von Zeit zu Zeit werdet ihr ge- wogen, damit er studieren kann, um wie viel die Speisen den menschlichen Körper schwerer machen. Kasperl. Schlipperment, ich bin kein Ochs, den man mästen Grethl. Jch bin ſchon ganz ſteif geworden. Jch möcht’ hinaus. Katharine. Nur ſtill, Kinder, daß der Herr Profeſſor nichts merkt. Jch muß den rechten Augenblick abpaſſen, wenn er einmal eine Flaſche zu viel getrunken hat; dann ſchläft er beſſer. Kasperl (rappelt im Käfig.) Was hör’ ich da vom trinken? Gebt’s mir auch a par Flaſchen. Es iſt eine wahre Schand, daß man bei euch nix als Waſſer kriegt, das bin ich gar nit g’wohnt. Ueberhaupt das Einſperren da iſt eine Dummheit und kein Menſch weiß warum. Dem Herrn Profeſſor ſeinen zerlumpten ſchwarzen Frack hab ich zuſammen g’flickt und jetzt möcht ich mein Bezahlung und nachher wandr’ ich wieder weiter. Katharine. Der Herr Profeſſor hat euch ja ſchon geſagt, warum er euch eingeſperrt hält. Das gehört zu ſeinem Studium. Von Zeit zu Zeit werdet ihr ge- wogen, damit er ſtudieren kann, um wie viel die Speiſen den menſchlichen Körper ſchwerer machen. Kasperl. Schlipperment, ich bin kein Ochs, den man mäſten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0026" n="22"/> <sp who="#GRETHEL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Grethl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch bin ſchon ganz ſteif geworden. Jch möcht’ hinaus.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Katharine.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nur ſtill, Kinder, daß der Herr Profeſſor nichts<lb/> merkt. Jch muß den rechten Augenblick abpaſſen,<lb/> wenn er einmal eine Flaſche zu viel getrunken hat;<lb/> dann ſchläft er beſſer.</p> </sp><lb/> <sp who="#KASL"> <speaker> <hi rendition="#b">Kasperl</hi> </speaker> <stage>(rappelt im Käfig.)</stage><lb/> <p>Was hör’ ich da vom trinken? Gebt’s mir auch<lb/> a par Flaſchen. Es iſt eine wahre Schand, daß<lb/> man bei euch nix als Waſſer kriegt, das bin ich gar<lb/> nit g’wohnt. Ueberhaupt das Einſperren da iſt eine<lb/> Dummheit und kein Menſch weiß warum. Dem<lb/> Herrn Profeſſor ſeinen zerlumpten ſchwarzen Frack<lb/> hab ich zuſammen g’flickt und jetzt möcht ich mein<lb/> Bezahlung und nachher wandr’ ich wieder weiter.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Katharine.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Der Herr Profeſſor hat euch ja ſchon geſagt,<lb/> warum er euch eingeſperrt hält. Das gehört zu<lb/> ſeinem Studium. Von Zeit zu Zeit werdet ihr ge-<lb/> wogen, damit er ſtudieren kann, um wie viel die<lb/> Speiſen den menſchlichen Körper ſchwerer machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KASL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kasperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Schlipperment, ich bin kein Ochs, den man mäſten<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0026]
Grethl.
Jch bin ſchon ganz ſteif geworden. Jch möcht’ hinaus.
Katharine.
Nur ſtill, Kinder, daß der Herr Profeſſor nichts
merkt. Jch muß den rechten Augenblick abpaſſen,
wenn er einmal eine Flaſche zu viel getrunken hat;
dann ſchläft er beſſer.
Kasperl (rappelt im Käfig.)
Was hör’ ich da vom trinken? Gebt’s mir auch
a par Flaſchen. Es iſt eine wahre Schand, daß
man bei euch nix als Waſſer kriegt, das bin ich gar
nit g’wohnt. Ueberhaupt das Einſperren da iſt eine
Dummheit und kein Menſch weiß warum. Dem
Herrn Profeſſor ſeinen zerlumpten ſchwarzen Frack
hab ich zuſammen g’flickt und jetzt möcht ich mein
Bezahlung und nachher wandr’ ich wieder weiter.
Katharine.
Der Herr Profeſſor hat euch ja ſchon geſagt,
warum er euch eingeſperrt hält. Das gehört zu
ſeinem Studium. Von Zeit zu Zeit werdet ihr ge-
wogen, damit er ſtudieren kann, um wie viel die
Speiſen den menſchlichen Körper ſchwerer machen.
Kasperl.
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