Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Elsbeth. Welch' schöner Abend! Wie herrlich dort die Abendsonne die Bäume vergoldet. Casperl. Vergoldet? Das muß eine galvanische Vergold- ung sein. Das Gold wird über Nacht immer wieder weggewischt und ich hab' noch nicht Einen Ducaten g'funden von dem Abendgold. Elsbeth. Wie du wieder schwatzest, Casperl! Casperl. Da heißt's immer, ich schwatz dummes Zeug. Was hätt' ich denn in der Waldwildniß, wo man sich bei jedem Schritt die Nasen an en Baum an- rennt, für einen Diskurs, wenn ich nicht mit mir selbst a bißl reden könnt? Sie reden ja manchen Tag kein Sterbenswörtl, höchstens nur was grad sein muß: (mit feiner Stimme ein Frauenorgan nachäffend.) "Cas- perl, hol' mir Wasser an der Quelle!" -- "Cas- perl, putz' mir die Schuhe!" -- "Casperl sei still!" (Mit gewöhnlicher Stimme.) Anders hör' ich Nichts aus Jhrem holden Munde; bisweilen machen S' en rechten Herzensseufzer, und nachher steh' ich halt da und kann Fliegen fangen. Bin ich denn nicht Elsbeth. Welch’ ſchöner Abend! Wie herrlich dort die Abendſonne die Bäume vergoldet. Casperl. Vergoldet? Das muß eine galvaniſche Vergold- ung ſein. Das Gold wird über Nacht immer wieder weggewiſcht und ich hab’ noch nicht Einen Ducaten g’funden von dem Abendgold. Elsbeth. Wie du wieder ſchwatzeſt, Casperl! Casperl. Da heißt’s immer, ich ſchwatz dummes Zeug. Was hätt’ ich denn in der Waldwildniß, wo man ſich bei jedem Schritt die Naſen an en Baum an- rennt, für einen Diskurs, wenn ich nicht mit mir ſelbſt a bißl reden könnt? Sie reden ja manchen Tag kein Sterbenswörtl, höchſtens nur was grad ſein muß: (mit feiner Stimme ein Frauenorgan nachäffend.) „Cas- perl, hol’ mir Waſſer an der Quelle!‟ — „Cas- perl, putz’ mir die Schuhe!‟ — „Casperl ſei ſtill!‟ (Mit gewöhnlicher Stimme.) Anders hör’ ich Nichts aus Jhrem holden Munde; bisweilen machen S’ en rechten Herzensſeufzer, und nachher ſteh’ ich halt da und kann Fliegen fangen. Bin ich denn nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0110" n="104"/> <sp who="#ELSB"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Elsbeth.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Welch’ ſchöner Abend! Wie herrlich dort die<lb/> Abendſonne die Bäume vergoldet.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPLERL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Vergoldet? Das muß eine galvaniſche Vergold-<lb/> ung ſein. Das Gold wird über Nacht immer<lb/> wieder weggewiſcht und ich hab’ noch nicht Einen<lb/> Ducaten g’funden von dem Abendgold.</p> </sp><lb/> <sp who="#ELSB"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Elsbeth.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wie du wieder ſchwatzeſt, Casperl!</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPLERL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Da heißt’s immer, ich ſchwatz dummes Zeug.<lb/> Was hätt’ ich denn in der Waldwildniß, wo man<lb/> ſich bei jedem Schritt die Naſen an en Baum an-<lb/> rennt, für einen Diskurs, wenn ich nicht mit mir<lb/> ſelbſt a bißl reden könnt? <hi rendition="#g">Sie</hi> reden ja manchen<lb/> Tag kein Sterbenswörtl, höchſtens nur was grad<lb/> ſein muß:</p> <stage>(mit feiner Stimme ein Frauenorgan nachäffend.)</stage> <p>„Cas-<lb/> perl, hol’ mir Waſſer an der Quelle!‟ — „Cas-<lb/> perl, putz’ mir die Schuhe!‟ — „Casperl ſei ſtill!‟</p><lb/> <stage>(Mit gewöhnlicher Stimme.)</stage> <p>Anders hör’ ich Nichts aus<lb/> Jhrem holden Munde; bisweilen machen S’ en<lb/> rechten Herzensſeufzer, und nachher ſteh’ ich halt<lb/> da und kann Fliegen fangen. Bin ich denn nicht<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [104/0110]
Elsbeth.
Welch’ ſchöner Abend! Wie herrlich dort die
Abendſonne die Bäume vergoldet.
Casperl.
Vergoldet? Das muß eine galvaniſche Vergold-
ung ſein. Das Gold wird über Nacht immer
wieder weggewiſcht und ich hab’ noch nicht Einen
Ducaten g’funden von dem Abendgold.
Elsbeth.
Wie du wieder ſchwatzeſt, Casperl!
Casperl.
Da heißt’s immer, ich ſchwatz dummes Zeug.
Was hätt’ ich denn in der Waldwildniß, wo man
ſich bei jedem Schritt die Naſen an en Baum an-
rennt, für einen Diskurs, wenn ich nicht mit mir
ſelbſt a bißl reden könnt? Sie reden ja manchen
Tag kein Sterbenswörtl, höchſtens nur was grad
ſein muß: (mit feiner Stimme ein Frauenorgan nachäffend.) „Cas-
perl, hol’ mir Waſſer an der Quelle!‟ — „Cas-
perl, putz’ mir die Schuhe!‟ — „Casperl ſei ſtill!‟
(Mit gewöhnlicher Stimme.) Anders hör’ ich Nichts aus
Jhrem holden Munde; bisweilen machen S’ en
rechten Herzensſeufzer, und nachher ſteh’ ich halt
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