Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Leonardo. Die Oase! Laßt uns Halt machen und im Schatten der Palmen ruhen. Steigt vom Kameele mit Hölzlmaier ab. Hölzlmaier. Allerdings, Herr Leonardo. Nachdem wir die ganze Nacht |geritten sind, ist es zweckmäßig, die heißen Stunden des Tages hier zuzubringen. Casperl. Das ist eine saubere Wirthschaft! Alleweil im Streusand reiten, da fehlt nur noch die Tinten dazu. Jetzt heißt es wieder im Schatten der Palmen ruhen. Ja, wir sind wirklich die wahren Palm- esel. Wenn wir nur einmal in ein eigentliches Wirthshaus kämen! Mir ist mein Bauch schon wie eine türkische Trommel aufgeschwollen von lauter Cocusnußmilch trinken. Das ist ein infames Ge- tränk; wenn wir nit a paar Tröpfeln Schnaps hineinthäten, so wären wir schon alle drei an der Milchruhr hin! Leonardo. Gedulde dich Casperl. Bedenke nur, welch ein Genuß für mich, den Maler! Diese Licht- und Far- beneffekte der Wüste, diese Eigenthümlichkeit des Orients, diese malerischen Oasen! Leonardo. Die Oaſe! Laßt uns Halt machen und im Schatten der Palmen ruhen. Steigt vom Kameele mit Hölzlmaier ab. Hölzlmaier. Allerdings, Herr Leonardo. Nachdem wir die ganze Nacht |geritten ſind, iſt es zweckmäßig, die heißen Stunden des Tages hier zuzubringen. Casperl. Das iſt eine ſaubere Wirthſchaft! Alleweil im Streuſand reiten, da fehlt nur noch die Tinten dazu. Jetzt heißt es wieder im Schatten der Palmen ruhen. Ja, wir ſind wirklich die wahren Palm- eſel. Wenn wir nur einmal in ein eigentliches Wirthshaus kämen! Mir iſt mein Bauch ſchon wie eine türkiſche Trommel aufgeſchwollen von lauter Cocusnußmilch trinken. Das iſt ein infames Ge- tränk; wenn wir nit a paar Tröpfeln Schnaps hineinthäten, ſo wären wir ſchon alle drei an der Milchruhr hin! Leonardo. Gedulde dich Casperl. Bedenke nur, welch ein Genuß für mich, den Maler! Dieſe Licht- und Far- beneffekte der Wüſte, dieſe Eigenthümlichkeit des Orients, dieſe maleriſchen Oaſen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0012" n="6"/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Leonardo.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Die Oaſe! Laßt uns Halt machen und im<lb/> Schatten der Palmen ruhen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Steigt vom Kameele mit Hölzlmaier ab.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HOLZ"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hölzlmaier.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Allerdings, Herr Leonardo. Nachdem wir die<lb/> ganze Nacht |geritten ſind, iſt es zweckmäßig, die<lb/> heißen Stunden des Tages hier zuzubringen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASP"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das iſt eine ſaubere Wirthſchaft! Alleweil im<lb/> Streuſand reiten, da fehlt nur noch die Tinten dazu.<lb/> Jetzt heißt es wieder im Schatten der Palmen<lb/> ruhen. Ja, wir ſind wirklich die wahren Palm-<lb/> eſel. Wenn wir nur <hi rendition="#g">einmal</hi> in ein eigentliches<lb/> Wirthshaus kämen! Mir iſt mein Bauch ſchon wie<lb/> eine türkiſche Trommel aufgeſchwollen von lauter<lb/> Cocusnußmilch trinken. Das iſt ein infames Ge-<lb/> tränk; wenn wir nit a paar Tröpfeln Schnaps<lb/> hineinthäten, ſo wären wir ſchon alle drei an der<lb/> Milchruhr hin!</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Leonardo.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Gedulde dich Casperl. Bedenke nur, welch ein<lb/> Genuß für mich, den Maler! Dieſe Licht- und Far-<lb/> beneffekte der Wüſte, dieſe Eigenthümlichkeit des<lb/> Orients, dieſe maleriſchen Oaſen!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0012]
Leonardo.
Die Oaſe! Laßt uns Halt machen und im
Schatten der Palmen ruhen.
Steigt vom Kameele mit Hölzlmaier ab.
Hölzlmaier.
Allerdings, Herr Leonardo. Nachdem wir die
ganze Nacht |geritten ſind, iſt es zweckmäßig, die
heißen Stunden des Tages hier zuzubringen.
Casperl.
Das iſt eine ſaubere Wirthſchaft! Alleweil im
Streuſand reiten, da fehlt nur noch die Tinten dazu.
Jetzt heißt es wieder im Schatten der Palmen
ruhen. Ja, wir ſind wirklich die wahren Palm-
eſel. Wenn wir nur einmal in ein eigentliches
Wirthshaus kämen! Mir iſt mein Bauch ſchon wie
eine türkiſche Trommel aufgeſchwollen von lauter
Cocusnußmilch trinken. Das iſt ein infames Ge-
tränk; wenn wir nit a paar Tröpfeln Schnaps
hineinthäten, ſo wären wir ſchon alle drei an der
Milchruhr hin!
Leonardo.
Gedulde dich Casperl. Bedenke nur, welch ein
Genuß für mich, den Maler! Dieſe Licht- und Far-
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