Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Casperl. Ja, das ist mir ein sauberer Genuß, von dem Sie immer schwärmen, von dem man nichts hat und bei dem Ei'm der Magen alleweil leer bleibt, wie ein ägyptischer Weinschlauch, in dem nix drin ist. Hölzlmaier. Jn drei Tagen sind wir in Memphis, der herrlichsten Stadt Aegyptens. Casperl. Wenn nur Sie 's Maul halten wollten, Herr Hölzlmaier! Sie hab'n gut reden mit ihre zwei Gulden dreißig Kreuzer täglich. Ueberhaupt -- -- Leonardo. Still, Casperl! Das immerwährende Lamenti- ren wird mir endlich widerwärtig. Casperl. Ja, glaub's gern. Sie, mit ihrer Künstler- natur, haben gut reden. Sie leben vom Kunst- genuß der Naturschönheiten; aber mich bringen Sie mit der Künstlerfahrt noch dahin, daß ich aus Hun- ger und Durst einmal auf Jhr Farbenkastl einen wüthenden Angriff mach' und zum Frühstück alle <supplied>i</supplied>hre sogenannten englischen Honigfarben verschluck'. Casperl. Ja, das iſt mir ein ſauberer Genuß, von dem Sie immer ſchwärmen, von dem man nichts hat und bei dem Ei’m der Magen alleweil leer bleibt, wie ein ägyptiſcher Weinſchlauch, in dem nix drin iſt. Hölzlmaier. Jn drei Tagen ſind wir in Memphis, der herrlichſten Stadt Aegyptens. Casperl. Wenn nur Sie ’s Maul halten wollten, Herr Hölzlmaier! Sie hab’n gut reden mit ihre zwei Gulden dreißig Kreuzer täglich. Ueberhaupt — — Leonardo. Still, Casperl! Das immerwährende Lamenti- ren wird mir endlich widerwärtig. Casperl. Ja, glaub’s gern. Sie, mit ihrer Künſtler- natur, haben gut reden. Sie leben vom Kunſt- genuß der Naturſchönheiten; aber mich bringen Sie mit der Künſtlerfahrt noch dahin, daß ich aus Hun- ger und Durſt einmal auf Jhr Farbenkaſtl einen wüthenden Angriff mach’ und zum Frühſtück alle <supplied>i</supplied>hre ſogenannten engliſchen Honigfarben verſchluck’. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0013" n="7"/> <sp who="#CASP"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja, das iſt mir ein ſauberer <hi rendition="#g">Genuß,</hi> von<lb/> dem Sie immer ſchwärmen, von dem man nichts<lb/> hat und bei dem Ei’m der Magen alleweil leer<lb/> bleibt, wie ein ägyptiſcher Weinſchlauch, in dem nix<lb/> drin iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#HOLZ"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hölzlmaier.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jn drei Tagen ſind wir in Memphis, der<lb/> herrlichſten Stadt Aegyptens.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASP"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wenn nur <hi rendition="#g">Sie</hi> ’s Maul halten wollten, Herr<lb/> Hölzlmaier! Sie hab’n gut reden mit ihre zwei<lb/> Gulden dreißig Kreuzer täglich. Ueberhaupt — —</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Leonardo.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Still, Casperl! Das immerwährende Lamenti-<lb/> ren wird mir endlich widerwärtig.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASP"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja, glaub’s gern. <hi rendition="#g">Sie,</hi> mit ihrer <hi rendition="#g">Künſtler-<lb/> natur,</hi> haben gut reden. Sie leben vom Kunſt-<lb/> genuß der Naturſchönheiten; aber mich bringen Sie<lb/> mit der Künſtlerfahrt noch dahin, daß ich aus Hun-<lb/> ger und Durſt einmal auf Jhr Farbenkaſtl einen<lb/> wüthenden Angriff mach’ und zum Frühſtück alle<lb/> <supplied>i</supplied>hre ſogenannten engliſchen Honigfarben verſchluck’.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0013]
Casperl.
Ja, das iſt mir ein ſauberer Genuß, von
dem Sie immer ſchwärmen, von dem man nichts
hat und bei dem Ei’m der Magen alleweil leer
bleibt, wie ein ägyptiſcher Weinſchlauch, in dem nix
drin iſt.
Hölzlmaier.
Jn drei Tagen ſind wir in Memphis, der
herrlichſten Stadt Aegyptens.
Casperl.
Wenn nur Sie ’s Maul halten wollten, Herr
Hölzlmaier! Sie hab’n gut reden mit ihre zwei
Gulden dreißig Kreuzer täglich. Ueberhaupt — —
Leonardo.
Still, Casperl! Das immerwährende Lamenti-
ren wird mir endlich widerwärtig.
Casperl.
Ja, glaub’s gern. Sie, mit ihrer Künſtler-
natur, haben gut reden. Sie leben vom Kunſt-
genuß der Naturſchönheiten; aber mich bringen Sie
mit der Künſtlerfahrt noch dahin, daß ich aus Hun-
ger und Durſt einmal auf Jhr Farbenkaſtl einen
wüthenden Angriff mach’ und zum Frühſtück alle
<supplied>i</supplied>hre ſogenannten engliſchen Honigfarben verſchluck’.
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