Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Klaus. Du hast doch gewiß oft genug gehört, wie ein- fach wir Eremiten leben. Unsere Nahrung besteht aus Wurzeln und Kräutern, unser Trank ist reines Quellwasser. Damit kann ich dir dienen. Casperl. Für diese Dienerschaft dank' ich höflichst. Ein vornehmer Mann, wie ich, ist ganz was Anderes gewöhnt. Klaus. Wenn aber ein vornehmer Mann sich im Walde verirrt, dann wird er gewiß keine Torten und Pa- steten zur Nahrung finden; auch keinen Wein oder sonstige geistige Flüssigkeiten. Casperl. Jch brauche keine geistlichen Süßigkeiten und am allerwenigsten bin ich aufgelegt, das langweilige Gepappel von so einem alten Kraxler anzuhören. (Hochpathetisch.) Ha! Jch verlange von der Natur, die mich hervorgebracht, die einem gebildeten Manne entsprechende Sustentation. Also heraus mit'm Kalbsbratl! Heraus mit der Brandweinflaschen, oder ich werde thatsächlich! (Droht mit der Faust.) Klaus. Du haſt doch gewiß oft genug gehört, wie ein- fach wir Eremiten leben. Unſere Nahrung beſteht aus Wurzeln und Kräutern, unſer Trank iſt reines Quellwaſſer. Damit kann ich dir dienen. Casperl. Für dieſe Dienerſchaft dank’ ich höflichſt. Ein vornehmer Mann, wie ich, iſt ganz was Anderes gewöhnt. Klaus. Wenn aber ein vornehmer Mann ſich im Walde verirrt, dann wird er gewiß keine Torten und Pa- ſteten zur Nahrung finden; auch keinen Wein oder ſonſtige geiſtige Flüſſigkeiten. Casperl. Jch brauche keine geiſtlichen Süßigkeiten und am allerwenigſten bin ich aufgelegt, das langweilige Gepappel von ſo einem alten Kraxler anzuhören. (Hochpathetiſch.) Ha! Jch verlange von der Natur, die mich hervorgebracht, die einem gebildeten Manne entſprechende Suſtentation. Alſo heraus mit’m Kalbsbratl! Heraus mit der Brandweinflaſchen, oder ich werde thatſächlich! (Droht mit der Fauſt.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0171" n="165"/> <sp who="#KLA"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Klaus.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du haſt doch gewiß oft genug gehört, wie ein-<lb/> fach wir Eremiten leben. Unſere Nahrung beſteht<lb/> aus Wurzeln und Kräutern, unſer Trank iſt reines<lb/> Quellwaſſer. <hi rendition="#g">Damit</hi> kann ich dir dienen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPLERLL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Für dieſe Dienerſchaft dank’ ich höflichſt. Ein<lb/> vornehmer Mann, wie ich, iſt ganz was Anderes<lb/> gewöhnt.</p> </sp><lb/> <sp who="#KLA"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Klaus.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wenn aber ein vornehmer Mann ſich im Walde<lb/> verirrt, dann wird er gewiß keine Torten und Pa-<lb/> ſteten zur Nahrung finden; auch keinen Wein oder<lb/> ſonſtige geiſtige Flüſſigkeiten.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPLERLL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch brauche keine geiſtlichen Süßigkeiten und<lb/> am allerwenigſten bin ich aufgelegt, das langweilige<lb/> Gepappel von ſo einem alten Kraxler anzuhören.</p><lb/> <stage>(Hochpathetiſch.)</stage> <p>Ha! Jch verlange von der Natur, die<lb/> mich hervorgebracht, <hi rendition="#g">die</hi> einem gebildeten Manne<lb/> entſprechende Suſtentation. Alſo heraus mit’m<lb/> Kalbsbratl! Heraus mit der Brandweinflaſchen,<lb/> oder ich werde <hi rendition="#g">thatſächlich!</hi></p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Droht mit der Fauſt.)</hi> </stage> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0171]
Klaus.
Du haſt doch gewiß oft genug gehört, wie ein-
fach wir Eremiten leben. Unſere Nahrung beſteht
aus Wurzeln und Kräutern, unſer Trank iſt reines
Quellwaſſer. Damit kann ich dir dienen.
Casperl.
Für dieſe Dienerſchaft dank’ ich höflichſt. Ein
vornehmer Mann, wie ich, iſt ganz was Anderes
gewöhnt.
Klaus.
Wenn aber ein vornehmer Mann ſich im Walde
verirrt, dann wird er gewiß keine Torten und Pa-
ſteten zur Nahrung finden; auch keinen Wein oder
ſonſtige geiſtige Flüſſigkeiten.
Casperl.
Jch brauche keine geiſtlichen Süßigkeiten und
am allerwenigſten bin ich aufgelegt, das langweilige
Gepappel von ſo einem alten Kraxler anzuhören.
(Hochpathetiſch.) Ha! Jch verlange von der Natur, die
mich hervorgebracht, die einem gebildeten Manne
entſprechende Suſtentation. Alſo heraus mit’m
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