Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
Hermann.
Das Pförtlein öffnet sich, man tritt heraus;
Verbergen will ich mich; drum rasch hinaus.

(Tritt hinter die Coulisse.)
Casperl (vortretend.)
Jetzt bin ich halt eigentlich in der Mausfallen.
Wirklicher provisorischer Leibhausknecht mit 365
Tag Jahreslohn, Prügel, wenn's Noth thut oder
wenn's meinen freundlichen Gebietern beliebt, schwache
Kost und mäßigen Trunk; d. h. aber nicht
maßweise; Wasser so viel ich will -- -- halt
aber! Die ganze Natur besteht aus Licht und Dun-
kel, und der Schatten setzt eine gewisse Beleuchtung
voraus. Ha! und welche Buleuchtung? Jst nicht
das verburgene, geraubte, unglückliche, wunderschöne
Edelfroilein der Störn, der mir in der schattirten
Nacht luichtet? Jch gehe mit dem Gedanken um,
ich habe mich längst mit ihm vertraulich gemacht,
das ödle Froilein großartig heimlich zu rötten und
zu entführen. Allein bisher wälzte sich Hinderniß
auf Vorderniß entgegen und der Augenblick des Mo-
mentes hat sich noch nicht gezeigt. Aber, wenn
die zwei Räuber wieder einmal auf Abentheuer
gehen, werde ich die alte Hex, die so grausam auf-
paßt und das Froilein hütet, schleunig abmurxen
Hermann.
Das Pförtlein öffnet ſich, man tritt heraus;
Verbergen will ich mich; drum raſch hinaus.

(Tritt hinter die Couliſſe.)
Casperl (vortretend.)
Jetzt bin ich halt eigentlich in der Mausfallen.
Wirklicher proviſoriſcher Leibhausknecht mit 365
Tag Jahreslohn, Prügel, wenn’s Noth thut oder
wenn’s meinen freundlichen Gebietern beliebt, ſchwache
Koſt und mäßigen Trunk; d. h. aber nicht
maßweiſe; Waſſer ſo viel ich will — — halt
aber! Die ganze Natur beſteht aus Licht und Dun-
kel, und der Schatten ſetzt eine gewiſſe Beleuchtung
voraus. Ha! und welche Buleuchtung? Jſt nicht
das verburgene, geraubte, unglückliche, wunderſchöne
Edelfroilein der Störn, der mir in der ſchattirten
Nacht luichtet? Jch gehe mit dem Gedanken um,
ich habe mich längſt mit ihm vertraulich gemacht,
das ödle Froilein großartig heimlich zu rötten und
zu entführen. Allein bisher wälzte ſich Hinderniß
auf Vorderniß entgegen und der Augenblick des Mo-
mentes hat ſich noch nicht gezeigt. Aber, wenn
die zwei Räuber wieder einmal auf Abentheuer
gehen, werde ich die alte Hex, die ſo grauſam auf-
paßt und das Froilein hütet, ſchleunig abmurxen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0221" n="215"/>
            <sp who="#HER">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hermann.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Das Pförtlein öffnet &#x017F;ich, man tritt heraus;<lb/>
Verbergen will ich mich; drum ra&#x017F;ch hinaus.</p><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">(Tritt hinter die Couli&#x017F;&#x017F;e.)</hi> </stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CASPLERLLA">
              <speaker> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </speaker>
              <stage>(vortretend.)</stage><lb/>
              <p>Jetzt bin ich halt eigentlich in der Mausfallen.<lb/>
Wirklicher provi&#x017F;ori&#x017F;cher Leibhausknecht mit 365<lb/>
Tag Jahreslohn, Prügel, wenn&#x2019;s Noth thut oder<lb/>
wenn&#x2019;s meinen freundlichen Gebietern beliebt, &#x017F;chwache<lb/>
Ko&#x017F;t und <hi rendition="#g">mäßigen</hi> Trunk; d. h. aber nicht<lb/><hi rendition="#g">maßwei&#x017F;e;</hi> Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;o viel ich will &#x2014; &#x2014; halt<lb/>
aber! Die ganze Natur be&#x017F;teht aus Licht und Dun-<lb/>
kel, und der Schatten &#x017F;etzt eine gewi&#x017F;&#x017F;e Beleuchtung<lb/>
voraus. Ha! und <hi rendition="#g">welche</hi> Buleuchtung? J&#x017F;t nicht<lb/>
das verburgene, geraubte, unglückliche, wunder&#x017F;chöne<lb/>
Edelfroilein der Störn, der mir in der &#x017F;chattirten<lb/>
Nacht luichtet? Jch gehe mit dem Gedanken um,<lb/>
ich habe mich läng&#x017F;t mit ihm vertraulich gemacht,<lb/>
das ödle Froilein großartig heimlich zu rötten und<lb/>
zu entführen. Allein bisher wälzte &#x017F;ich Hinderniß<lb/>
auf Vorderniß entgegen und der Augenblick des Mo-<lb/>
mentes hat &#x017F;ich noch nicht gezeigt. Aber, wenn<lb/>
die zwei Räuber wieder einmal auf Abentheuer<lb/>
gehen, werde ich die alte Hex, die &#x017F;o grau&#x017F;am auf-<lb/>
paßt und das Froilein hütet, &#x017F;chleunig abmurxen<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0221] Hermann. Das Pförtlein öffnet ſich, man tritt heraus; Verbergen will ich mich; drum raſch hinaus. (Tritt hinter die Couliſſe.) Casperl (vortretend.) Jetzt bin ich halt eigentlich in der Mausfallen. Wirklicher proviſoriſcher Leibhausknecht mit 365 Tag Jahreslohn, Prügel, wenn’s Noth thut oder wenn’s meinen freundlichen Gebietern beliebt, ſchwache Koſt und mäßigen Trunk; d. h. aber nicht maßweiſe; Waſſer ſo viel ich will — — halt aber! Die ganze Natur beſteht aus Licht und Dun- kel, und der Schatten ſetzt eine gewiſſe Beleuchtung voraus. Ha! und welche Buleuchtung? Jſt nicht das verburgene, geraubte, unglückliche, wunderſchöne Edelfroilein der Störn, der mir in der ſchattirten Nacht luichtet? Jch gehe mit dem Gedanken um, ich habe mich längſt mit ihm vertraulich gemacht, das ödle Froilein großartig heimlich zu rötten und zu entführen. Allein bisher wälzte ſich Hinderniß auf Vorderniß entgegen und der Augenblick des Mo- mentes hat ſich noch nicht gezeigt. Aber, wenn die zwei Räuber wieder einmal auf Abentheuer gehen, werde ich die alte Hex, die ſo grauſam auf- paßt und das Froilein hütet, ſchleunig abmurxen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/221
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/221>, abgerufen am 21.11.2024.