Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
Schnell auf des Baumes Ast, mich zu verstecken!
Schon nahen sie. Jch will Sie weidlich necken.

Hermann und Ermelinde treten ein. Die Taube fliegt vor ihnen her und
läßt sich auf einem Zweige der Eiche nieder.
Ermelinde.
Jch kann nicht mehr weiter, Hermann! Jch bin
so erschöpft, daß ich hier etwas ausruhen muß
oder ich sinke ohnmächtig zusammen.
Hermann.
Ruhet, theures Fräulein. Der weite Weg und
die Eile unserer Flucht haben Euch allzusehr ermü-
det. Seht, auch das Täublein, unser treuer Füh-
rer, ruht dort oben zwischen den Blättern aus, ein
sicheres Zeichen, daß auch wir Halt machen dürfen.
Setzt Euch auf diesen Stein hier.
Ermelinde.
Wo sind wir? Glaubt ihr, daß wir noch weit
entfernt sind von der Burg meines Vaters?
Hermann.
Dieß vermag ich Euch nicht zu sagen; allein
dieser Ort ist mir wohlbekannt. Hier saß ich ja
und schlummerte, wo Jhr jetzt ausruhet, und träumte
von einem hölden Waldgeiste, auf dessen Geheiß
mir die Taube die Bahn zu Euch gezeigt, als ich
15*
Schnell auf des Baumes Aſt, mich zu verſtecken!
Schon nahen ſie. Jch will Sie weidlich necken.

Hermann und Ermelinde treten ein. Die Taube fliegt vor ihnen her und
läßt ſich auf einem Zweige der Eiche nieder.
Ermelinde.
Jch kann nicht mehr weiter, Hermann! Jch bin
ſo erſchöpft, daß ich hier etwas ausruhen muß
oder ich ſinke ohnmächtig zuſammen.
Hermann.
Ruhet, theures Fräulein. Der weite Weg und
die Eile unſerer Flucht haben Euch allzuſehr ermü-
det. Seht, auch das Täublein, unſer treuer Füh-
rer, ruht dort oben zwiſchen den Blättern aus, ein
ſicheres Zeichen, daß auch wir Halt machen dürfen.
Setzt Euch auf dieſen Stein hier.
Ermelinde.
Wo ſind wir? Glaubt ihr, daß wir noch weit
entfernt ſind von der Burg meines Vaters?
Hermann.
Dieß vermag ich Euch nicht zu ſagen; allein
dieſer Ort iſt mir wohlbekannt. Hier ſaß ich ja
und ſchlummerte, wo Jhr jetzt ausruhet, und träumte
von einem hölden Waldgeiſte, auf deſſen Geheiß
mir die Taube die Bahn zu Euch gezeigt, als ich
15*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#ELS">
              <p><pb facs="#f0233" n="227"/>
Schnell auf des Baumes A&#x017F;t, mich zu ver&#x017F;tecken!<lb/>
Schon nahen &#x017F;ie. Jch will Sie weidlich necken.</p><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">Hermann und Ermelinde treten ein. Die Taube fliegt vor ihnen her und<lb/>
läßt &#x017F;ich auf einem Zweige der Eiche nieder.</hi> </stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ERM">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ermelinde.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch kann nicht mehr weiter, Hermann! Jch bin<lb/>
&#x017F;o er&#x017F;chöpft, daß ich hier etwas ausruhen muß<lb/>
oder ich &#x017F;inke ohnmächtig zu&#x017F;ammen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#HER">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hermann.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Ruhet, theures Fräulein. Der weite Weg und<lb/>
die Eile un&#x017F;erer Flucht haben Euch allzu&#x017F;ehr ermü-<lb/>
det. Seht, auch das Täublein, un&#x017F;er treuer Füh-<lb/>
rer, ruht dort oben zwi&#x017F;chen den Blättern aus, ein<lb/>
&#x017F;icheres Zeichen, daß auch <hi rendition="#g">wir</hi> Halt machen dürfen.<lb/>
Setzt Euch auf die&#x017F;en Stein hier.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ERM">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ermelinde.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Wo &#x017F;ind wir? Glaubt ihr, daß wir noch weit<lb/>
entfernt &#x017F;ind von der Burg meines Vaters?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#HER">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hermann.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Dieß vermag ich Euch nicht zu &#x017F;agen; allein<lb/>
die&#x017F;er Ort i&#x017F;t mir wohlbekannt. Hier &#x017F;aß ich ja<lb/>
und &#x017F;chlummerte, wo Jhr jetzt ausruhet, und träumte<lb/>
von einem hölden Waldgei&#x017F;te, auf de&#x017F;&#x017F;en Geheiß<lb/>
mir die Taube die Bahn zu Euch gezeigt, als ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">15*</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0233] Schnell auf des Baumes Aſt, mich zu verſtecken! Schon nahen ſie. Jch will Sie weidlich necken. Hermann und Ermelinde treten ein. Die Taube fliegt vor ihnen her und läßt ſich auf einem Zweige der Eiche nieder. Ermelinde. Jch kann nicht mehr weiter, Hermann! Jch bin ſo erſchöpft, daß ich hier etwas ausruhen muß oder ich ſinke ohnmächtig zuſammen. Hermann. Ruhet, theures Fräulein. Der weite Weg und die Eile unſerer Flucht haben Euch allzuſehr ermü- det. Seht, auch das Täublein, unſer treuer Füh- rer, ruht dort oben zwiſchen den Blättern aus, ein ſicheres Zeichen, daß auch wir Halt machen dürfen. Setzt Euch auf dieſen Stein hier. Ermelinde. Wo ſind wir? Glaubt ihr, daß wir noch weit entfernt ſind von der Burg meines Vaters? Hermann. Dieß vermag ich Euch nicht zu ſagen; allein dieſer Ort iſt mir wohlbekannt. Hier ſaß ich ja und ſchlummerte, wo Jhr jetzt ausruhet, und träumte von einem hölden Waldgeiſte, auf deſſen Geheiß mir die Taube die Bahn zu Euch gezeigt, als ich 15*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/233
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/233>, abgerufen am 24.11.2024.