Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Casperl. Da soll man nicht erschrecken über einen Uhu mit menschlicher Stimme! Das ist ja unerhört. Eule. Ja, es ist allerdings unerhört, drum höre. Casperl. Wenn ich hören soll, so kann es nicht un- erhört sein. Aber mir ist's jetzt schon einerlei und ich bin gefaßt. Machen Sie nur ihren Schna- bel auf. Eule. Vernimm eine schreckliche Geschichte: Casperl. Wenn die schreckliche Geschicht nur nicht zu lang ist; denn ich hab' weder Zeit noch Lust eine schreck- liche lange Geschichte anzuhören. Wissen Sie was, Herr von Uhu? Erzählen Sie's dem Publikum, und ich geh derweil hinaus und trink eine Maß Bier. Eule. Bleibe! Vernimm und staune! Wisse ich bin ein verzauberter Ritter aus dem Mittelalter. Casperl. Wie? ein vermauerter Widder? Das ist wirk- lich erstaunlich. Casperl. Da ſoll man nicht erſchrecken über einen Uhu mit menſchlicher Stimme! Das iſt ja unerhört. Eule. Ja, es iſt allerdings unerhört, drum höre. Casperl. Wenn ich hören ſoll, ſo kann es nicht un- erhört ſein. Aber mir iſt’s jetzt ſchon einerlei und ich bin gefaßt. Machen Sie nur ihren Schna- bel auf. Eule. Vernimm eine ſchreckliche Geſchichte: Casperl. Wenn die ſchreckliche Geſchicht nur nicht zu lang iſt; denn ich hab’ weder Zeit noch Luſt eine ſchreck- liche lange Geſchichte anzuhören. Wiſſen Sie was, Herr von Uhu? Erzählen Sie’s dem Publikum, und ich geh derweil hinaus und trink eine Maß Bier. Eule. Bleibe! Vernimm und ſtaune! Wiſſe ich bin ein verzauberter Ritter aus dem Mittelalter. Casperl. Wie? ein vermauerter Widder? Das iſt wirk- lich erſtaunlich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0243" n="237"/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Da ſoll man nicht erſchrecken über einen Uhu<lb/> mit menſchlicher Stimme! Das iſt ja unerhört.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eule.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja, es iſt allerdings unerhört, drum höre.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wenn ich <hi rendition="#g">hören</hi> ſoll, ſo kann es nicht <hi rendition="#g">un-<lb/> erhört</hi> ſein. Aber mir iſt’s jetzt ſchon einerlei<lb/> und ich bin gefaßt. Machen Sie nur ihren Schna-<lb/> bel auf.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eule.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Vernimm eine ſchreckliche Geſchichte:</p> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wenn die ſchreckliche Geſchicht nur nicht zu lang<lb/> iſt; denn ich hab’ weder Zeit noch Luſt eine ſchreck-<lb/> liche lange Geſchichte anzuhören. Wiſſen Sie was,<lb/> Herr von Uhu? Erzählen Sie’s dem Publikum,<lb/> und ich geh derweil hinaus und trink eine Maß Bier.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eule.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Bleibe! Vernimm und ſtaune! Wiſſe ich bin<lb/> ein verzauberter Ritter aus dem Mittelalter.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wie? ein vermauerter Widder? Das iſt wirk-<lb/> lich erſtaunlich.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [237/0243]
Casperl.
Da ſoll man nicht erſchrecken über einen Uhu
mit menſchlicher Stimme! Das iſt ja unerhört.
Eule.
Ja, es iſt allerdings unerhört, drum höre.
Casperl.
Wenn ich hören ſoll, ſo kann es nicht un-
erhört ſein. Aber mir iſt’s jetzt ſchon einerlei
und ich bin gefaßt. Machen Sie nur ihren Schna-
bel auf.
Eule.
Vernimm eine ſchreckliche Geſchichte:
Casperl.
Wenn die ſchreckliche Geſchicht nur nicht zu lang
iſt; denn ich hab’ weder Zeit noch Luſt eine ſchreck-
liche lange Geſchichte anzuhören. Wiſſen Sie was,
Herr von Uhu? Erzählen Sie’s dem Publikum,
und ich geh derweil hinaus und trink eine Maß Bier.
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Wie? ein vermauerter Widder? Das iſt wirk-
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/243>, abgerufen am 16.02.2025. |