Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875. Prinz Arnold (allein.) Wie froh bin ich allein zu sein! Vielleicht finde ich das holde Mädchen wieder, dem ich schon ein Mal zu dieser Stunde hier begegnet bin. Mein weiser Erzieher und Freund Astraleus las in den Sternen, es sei an der Zeit, daß ich eine Gattin nehme. Nun denn, wenn die Vorsehung es will, da ich doch den Knabenschuhen entwachsen bin, so sei es! Allein ich fühle mich zu diesem unbekannten lieblichen Wesen so hingezogen, daß ich mir keine Andere zur Braut wählen könnte. Sieh da: Jn der That -- sie kömmt wieder aus der Tiefe des Waldes hergeschritten. Jch will mich verbergen, um sie zu belauschen. Aschenbrödl (in grauem Kleide einen Korb tragend. Tauben fliegen um sie. Setzt sich auf einen Baumstock.) O wehe! wie bin ich heut wieder müd! Aber warum suchen und pflücken sie nicht selbst mit mir, da sie Erdbeeren und Brombeeren haben wollen? Sie sind wohl meine Schwestern und auch meines Vaters Töchter, wie ich; allein ich spüre Nichts da- von. Sie thun Nichts, als mich quälen, plagen, und ich habe kaum genug zu essen und darf nur Prinz Arnold (allein.) Wie froh bin ich allein zu ſein! Vielleicht finde ich das holde Mädchen wieder, dem ich ſchon ein Mal zu dieſer Stunde hier begegnet bin. Mein weiſer Erzieher und Freund Aſtraleus las in den Sternen, es ſei an der Zeit, daß ich eine Gattin nehme. Nun denn, wenn die Vorſehung es will, da ich doch den Knabenſchuhen entwachſen bin, ſo ſei es! Allein ich fühle mich zu dieſem unbekannten lieblichen Weſen ſo hingezogen, daß ich mir keine Andere zur Braut wählen könnte. Sieh da: Jn der That — ſie kömmt wieder aus der Tiefe des Waldes hergeſchritten. Jch will mich verbergen, um ſie zu belauſchen. Aſchenbrödl (in grauem Kleide einen Korb tragend. Tauben fliegen um ſie. Setzt ſich auf einen Baumſtock.) O wehe! wie bin ich heut wieder müd! Aber warum ſuchen und pflücken ſie nicht ſelbſt mit mir, da ſie Erdbeeren und Brombeeren haben wollen? Sie ſind wohl meine Schweſtern und auch meines Vaters Töchter, wie ich; allein ich ſpüre Nichts da- von. Sie thun Nichts, als mich quälen, plagen, und ich habe kaum genug zu eſſen und darf nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0009" n="5"/> <sp who="#ARN"> <speaker> <hi rendition="#b">Prinz Arnold</hi> </speaker> <stage>(allein.)</stage><lb/> <p>Wie froh bin ich allein zu ſein! Vielleicht<lb/> finde ich das holde Mädchen wieder, dem ich ſchon<lb/> ein Mal zu dieſer Stunde hier begegnet bin. Mein<lb/> weiſer Erzieher und Freund Aſtraleus las in den<lb/> Sternen, es ſei an der Zeit, daß ich eine Gattin<lb/> nehme. Nun denn, wenn die Vorſehung es will,<lb/> da ich doch den Knabenſchuhen entwachſen bin, ſo<lb/> ſei es! Allein ich fühle mich zu dieſem unbekannten<lb/> lieblichen Weſen ſo hingezogen, daß ich mir keine<lb/> Andere zur Braut wählen könnte. Sieh da: Jn<lb/> der That — ſie kömmt wieder aus der Tiefe des<lb/> Waldes hergeſchritten. Jch will mich verbergen,<lb/> um ſie zu belauſchen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ASCH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Aſchenbrödl</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(in grauem Kleide einen Korb tragend. Tauben fliegen um ſie.<lb/> Setzt ſich auf einen Baumſtock.)</hi> </stage><lb/> <p>O wehe! wie bin ich heut wieder müd! Aber<lb/> warum ſuchen und pflücken ſie nicht ſelbſt mit mir,<lb/> da ſie Erdbeeren und Brombeeren haben wollen?<lb/> Sie ſind wohl meine Schweſtern und <hi rendition="#g">auch</hi> meines<lb/> Vaters Töchter, wie ich; allein ich ſpüre Nichts da-<lb/> von. Sie thun Nichts, als mich quälen, plagen,<lb/> und ich habe kaum genug zu eſſen und darf nur<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0009]
Prinz Arnold (allein.)
Wie froh bin ich allein zu ſein! Vielleicht
finde ich das holde Mädchen wieder, dem ich ſchon
ein Mal zu dieſer Stunde hier begegnet bin. Mein
weiſer Erzieher und Freund Aſtraleus las in den
Sternen, es ſei an der Zeit, daß ich eine Gattin
nehme. Nun denn, wenn die Vorſehung es will,
da ich doch den Knabenſchuhen entwachſen bin, ſo
ſei es! Allein ich fühle mich zu dieſem unbekannten
lieblichen Weſen ſo hingezogen, daß ich mir keine
Andere zur Braut wählen könnte. Sieh da: Jn
der That — ſie kömmt wieder aus der Tiefe des
Waldes hergeſchritten. Jch will mich verbergen,
um ſie zu belauſchen.
Aſchenbrödl
(in grauem Kleide einen Korb tragend. Tauben fliegen um ſie.
Setzt ſich auf einen Baumſtock.)
O wehe! wie bin ich heut wieder müd! Aber
warum ſuchen und pflücken ſie nicht ſelbſt mit mir,
da ſie Erdbeeren und Brombeeren haben wollen?
Sie ſind wohl meine Schweſtern und auch meines
Vaters Töchter, wie ich; allein ich ſpüre Nichts da-
von. Sie thun Nichts, als mich quälen, plagen,
und ich habe kaum genug zu eſſen und darf nur
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |