Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Unter ungeheurem Weinen und Schluchzen (großes weißes Schnupftuch.) Sie ist also verschieden! die gute, gute, selige Frau Bas. Oh -- oh -- welche Gefühle durch- wühlen jetzt mein Jnneres! Der schmerzerfüllte Ernst der durch das Schicksal dieses jüngsten tra- gischen Ereignisses gebotenen Gemüthsstimmung mit dem frohen Bewußtsein, daß die behagliche Fügung des Geldbesitzes mir die Lust des Lebensgenusses bietet und daß die drückende Last der Schulden, die mir wie ein riesiger Schatten auf meinen Pfaden folgte, von mir gewichen und ich nun auf dem Schlummerkissen meines ruhigen Gewissens mich süß in den Schlaf wiegen kann nach mühsam durchgekämpftem Tagwerke. Oh! oh! Setzt sich auf einen Stuhl. (Jn gewöhnlichem Tone.) Aber heut' war's Bier wieder schlecht im "blauen Bock". Elender Bierverkneiper! Von nun an werd' ich anders auftreten; denn ich bin ein wohlhabender Mann, so lang mir das Geld langt. Unterdessen tritt Madame Grethl ein. Casperl (fällt ihr in die Arme). Meine Grethl! Grethl. Mein Casperl!! Beide liegen sich einige Zeit schluchzend in den Armen. 9*
Unter ungeheurem Weinen und Schluchzen (großes weißes Schnupftuch.) Sie iſt alſo verſchieden! die gute, gute, ſelige Frau Bas. Oh — oh — welche Gefühle durch- wühlen jetzt mein Jnneres! Der ſchmerzerfüllte Ernſt der durch das Schickſal dieſes jüngſten tra- giſchen Ereigniſſes gebotenen Gemüthsſtimmung mit dem frohen Bewußtſein, daß die behagliche Fügung des Geldbeſitzes mir die Luſt des Lebensgenuſſes bietet und daß die drückende Laſt der Schulden, die mir wie ein rieſiger Schatten auf meinen Pfaden folgte, von mir gewichen und ich nun auf dem Schlummerkiſſen meines ruhigen Gewiſſens mich ſüß in den Schlaf wiegen kann nach mühſam durchgekämpftem Tagwerke. Oh! oh! Setzt ſich auf einen Stuhl. (Jn gewöhnlichem Tone.) Aber heut’ war’s Bier wieder ſchlecht im „blauen Bock‟. Elender Bierverkneiper! Von nun an werd’ ich anders auftreten; denn ich bin ein wohlhabender Mann, ſo lang mir das Geld langt. Unterdeſſen tritt Madame Grethl ein. Casperl (fällt ihr in die Arme). Meine Grethl! Grethl. Mein Casperl!! Beide liegen ſich einige Zeit ſchluchzend in den Armen. 9*
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Unter ungeheurem Weinen und Schluchzen (großes weißes Schnupftuch.)
Sie iſt alſo verſchieden! die gute, gute, ſelige
Frau Bas. Oh — oh — welche Gefühle durch-
wühlen jetzt mein Jnneres! Der ſchmerzerfüllte
Ernſt der durch das Schickſal dieſes jüngſten tra-
giſchen Ereigniſſes gebotenen Gemüthsſtimmung mit
dem frohen Bewußtſein, daß die behagliche Fügung
des Geldbeſitzes mir die Luſt des Lebensgenuſſes
bietet und daß die drückende Laſt der Schulden,
die mir wie ein rieſiger Schatten auf meinen
Pfaden folgte, von mir gewichen und ich nun auf
dem Schlummerkiſſen meines ruhigen Gewiſſens
mich ſüß in den Schlaf wiegen kann nach mühſam
durchgekämpftem Tagwerke. Oh! oh!
Setzt ſich auf einen Stuhl. (Jn gewöhnlichem Tone.)
Aber heut’ war’s Bier wieder ſchlecht im
„blauen Bock‟. Elender Bierverkneiper! Von
nun an werd’ ich anders auftreten; denn ich bin
ein wohlhabender Mann, ſo lang mir das Geld langt.
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