Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Casperl. Jetzt weißt was, Grethl? jetzt machen wir alles gut zu und geh'n in's Bett. Meinen Nachttrunk hab' ich, und essen mag ich Nichts mehr. Die Ueberraschung hat mir allen Appetit verdorben. Grethl. Aber nicht den Durst, wie es scheint! Mir ist's recht; ich bin auch schon schläfrig. Meine Nerven sind sehr angegriffen. So geh'n wir in die Schlafkammer. Beide sehen nach, ob Zimmerthüre und Fenster gut geschlossen: dann ab durch die Seitenthüre. Casperl. So -- also gehen wir in's Bett! -- Jch schau' schon später noch ein Mal nach. Vorsicht schadet nie, und jetzt gar -- wo so viel gestohlen wird, und jetzt bei uns auch etwas zu finden wär'. Beide ab durch die Nebenthüre. Dunkelheit. Eine kleine Pause. Auf der Straße singt der Nachtwächter. Meine Herrn und Frauen laßt euch sagen; Geht in's Bett, die Stund' hat geschlagen; Es ist Zeit, begebet euch zur Ruh; Machet jetzt den Bierkrugdeckel zu! Was soll denn das lange Trinken nützen? Setzet lieber auf die Schlafhaubenmützen; Machet Reu und Buß; legt euch auf's Ohr, Aber schließt zuvor gut Thür und Thor. Casperl. Jetzt weißt was, Grethl? jetzt machen wir alles gut zu und geh’n in’s Bett. Meinen Nachttrunk hab’ ich, und eſſen mag ich Nichts mehr. Die Ueberraſchung hat mir allen Appetit verdorben. Grethl. Aber nicht den Durſt, wie es ſcheint! Mir iſt’s recht; ich bin auch ſchon ſchläfrig. Meine Nerven ſind ſehr angegriffen. So geh’n wir in die Schlafkammer. Beide ſehen nach, ob Zimmerthüre und Fenſter gut geſchloſſen: dann ab durch die Seitenthüre. Casperl. So — alſo gehen wir in’s Bett! — Jch ſchau’ ſchon ſpäter noch ein Mal nach. Vorſicht ſchadet nie, und jetzt gar — wo ſo viel geſtohlen wird, und jetzt bei uns auch etwas zu finden wär’. Beide ab durch die Nebenthüre. Dunkelheit. Eine kleine Pauſe. Auf der Straße ſingt der Nachtwächter. Meine Herrn und Frauen laßt euch ſagen; Geht in’s Bett, die Stund’ hat geſchlagen; Es iſt Zeit, begebet euch zur Ruh; Machet jetzt den Bierkrugdeckel zu! Was ſoll denn das lange Trinken nützen? Setzet lieber auf die Schlafhaubenmützen; Machet Reu und Buß; legt euch auf’s Ohr, Aber ſchließt zuvor gut Thür und Thor. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0171" n="135"/> <sp who="#CASPER"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jetzt weißt was, Grethl? jetzt machen wir alles<lb/> gut <hi rendition="#g">zu</hi> und geh’n in’s Bett. Meinen Nachttrunk<lb/> hab’ ich, und <hi rendition="#g">eſſen</hi> mag ich Nichts mehr. Die<lb/> Ueberraſchung hat mir allen Appetit verdorben.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRETH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Grethl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Aber nicht den Durſt, wie es ſcheint! Mir iſt’s<lb/> recht; ich bin auch ſchon ſchläfrig. Meine Nerven ſind<lb/> ſehr angegriffen. So geh’n wir in die Schlafkammer.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Beide ſehen nach, ob Zimmerthüre und Fenſter gut geſchloſſen: dann ab<lb/> durch die Seitenthüre.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#CASPER"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>So — alſo gehen wir in’s Bett! — Jch ſchau’<lb/> ſchon ſpäter noch ein Mal nach. Vorſicht ſchadet<lb/> nie, und <hi rendition="#g">jetzt</hi> gar — wo ſo viel geſtohlen wird,<lb/> und <hi rendition="#g">jetzt</hi> bei uns auch etwas zu finden wär’.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Beide ab durch die Nebenthüre. Dunkelheit. <hi rendition="#g">Eine kleine Pauſe.</hi></hi> </stage><lb/> <stage>Auf der Straße ſingt der</stage> </sp> <sp who="#NAC"> <speaker> <hi rendition="#b">Nachtwächter.</hi> </speaker><lb/> <p>Meine Herrn und Frauen laßt euch ſagen;<lb/> Geht in’s Bett, die Stund’ hat geſchlagen;<lb/> Es iſt Zeit, begebet euch zur Ruh;<lb/> Machet jetzt den Bierkrugdeckel zu!<lb/> Was ſoll denn das lange Trinken nützen?<lb/> Setzet lieber auf die Schlafhaubenmützen;<lb/> Machet Reu und Buß; legt euch auf’s Ohr,<lb/> Aber ſchließt zuvor gut Thür und Thor.</p><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0171]
Casperl.
Jetzt weißt was, Grethl? jetzt machen wir alles
gut zu und geh’n in’s Bett. Meinen Nachttrunk
hab’ ich, und eſſen mag ich Nichts mehr. Die
Ueberraſchung hat mir allen Appetit verdorben.
Grethl.
Aber nicht den Durſt, wie es ſcheint! Mir iſt’s
recht; ich bin auch ſchon ſchläfrig. Meine Nerven ſind
ſehr angegriffen. So geh’n wir in die Schlafkammer.
Beide ſehen nach, ob Zimmerthüre und Fenſter gut geſchloſſen: dann ab
durch die Seitenthüre.
Casperl.
So — alſo gehen wir in’s Bett! — Jch ſchau’
ſchon ſpäter noch ein Mal nach. Vorſicht ſchadet
nie, und jetzt gar — wo ſo viel geſtohlen wird,
und jetzt bei uns auch etwas zu finden wär’.
Beide ab durch die Nebenthüre. Dunkelheit. Eine kleine Pauſe.
Auf der Straße ſingt der
Nachtwächter.
Meine Herrn und Frauen laßt euch ſagen;
Geht in’s Bett, die Stund’ hat geſchlagen;
Es iſt Zeit, begebet euch zur Ruh;
Machet jetzt den Bierkrugdeckel zu!
Was ſoll denn das lange Trinken nützen?
Setzet lieber auf die Schlafhaubenmützen;
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