Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Und wenn mir gar das Licht ausgeht,
Seh' ich von vorn und hinten net;
Da steck' ich wie im Tintenfaß,
Und das ist doch ein schlechter Spaß!
Glück auf! Glück auf!
Hört zu hauen auf.
Vermaledeite Arbeit! da ist ja ein Holzhacker
Nichts dagegen! Jetzt hab' ich kaum ein halbes
Dutzend Steineln heruntergeklopft und bin schon
steinmüd. Ja d'rum sagt man freilich mit Recht
"steinmüd'". Jch komm' mir auch vor wie ein
Steinesel. Schicksal! wann kommst du? Mich
hungert's und durst's.

Donnerschlag. Casperl fällt um. Ein Felsen öffnet sich und in blauer
Beleuchtung erscheint der Berggeist, ein Zwerg mit rother Kaputze
und langem Barte.
Berggeist.
Du hast das Schicksal gerufen. Es naht Dir
dießmal in meiner Gestalt.
Casperl.
Schlipperment, bin ich erschrocken! Kannst denn
du, kleines Wutzerl, so donnern und krachen!
Berggeist.
Wisse: ich bin der Berggeist dieses Gebirges
und wohne und hause in den Tiefen dieses Berg-
11*
Und wenn mir gar das Licht ausgeht,
Seh’ ich von vorn und hinten net;
Da ſteck’ ich wie im Tintenfaß,
Und das iſt doch ein ſchlechter Spaß!
Glück auf! Glück auf!
Hört zu hauen auf.
Vermaledeite Arbeit! da iſt ja ein Holzhacker
Nichts dagegen! Jetzt hab’ ich kaum ein halbes
Dutzend Steineln heruntergeklopft und bin ſchon
ſteinmüd. Ja d’rum ſagt man freilich mit Recht
ſteinmüd’‟. Jch komm’ mir auch vor wie ein
Steineſel. Schickſal! wann kommſt du? Mich
hungert’s und durſt’s.

Donnerſchlag. Casperl fällt um. Ein Felſen öffnet ſich und in blauer
Beleuchtung erſcheint der Berggeiſt, ein Zwerg mit rother Kaputze
und langem Barte.
Berggeiſt.
Du haſt das Schickſal gerufen. Es naht Dir
dießmal in meiner Geſtalt.
Casperl.
Schlipperment, bin ich erſchrocken! Kannſt denn
du, kleines Wutzerl, ſo donnern und krachen!
Berggeiſt.
Wiſſe: ich bin der Berggeiſt dieſes Gebirges
und wohne und hauſe in den Tiefen dieſes Berg-
11*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CASPERL">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0199" n="163"/>
              <lg n="2">
                <l>Und wenn mir gar das Licht ausgeht,</l><lb/>
                <l>Seh&#x2019; ich von vorn und hinten net;</l><lb/>
                <l>Da &#x017F;teck&#x2019; ich wie im Tintenfaß,</l><lb/>
                <l>Und das i&#x017F;t doch ein &#x017F;chlechter Spaß!</l><lb/>
                <l>Glück auf! Glück auf!</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Hört zu hauen auf.</hi> </stage><lb/>
            <p>Vermaledeite Arbeit! da i&#x017F;t ja ein Holzhacker<lb/>
Nichts dagegen! Jetzt hab&#x2019; ich kaum ein halbes<lb/>
Dutzend Steineln heruntergeklopft und bin &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;teinmüd. Ja d&#x2019;rum &#x017F;agt man freilich mit Recht<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">&#x017F;teinmüd&#x2019;</hi>&#x201F;. Jch komm&#x2019; mir auch vor wie ein<lb/>
Steine&#x017F;el. Schick&#x017F;al! wann komm&#x017F;t du? Mich<lb/>
hungert&#x2019;s und dur&#x017F;t&#x2019;s.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Donner&#x017F;chlag. Casperl fällt um. Ein Fel&#x017F;en öffnet &#x017F;ich und in blauer<lb/>
Beleuchtung er&#x017F;cheint der <hi rendition="#g">Berggei&#x017F;t,</hi> ein Zwerg mit rother Kaputze<lb/>
und langem Barte.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BER">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Berggei&#x017F;t.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Du ha&#x017F;t das Schick&#x017F;al gerufen. Es naht Dir<lb/>
dießmal in meiner Ge&#x017F;talt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CASPERL">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Schlipperment, bin ich er&#x017F;chrocken! Kann&#x017F;t denn<lb/>
du, kleines Wutzerl, &#x017F;o donnern und krachen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BER">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Berggei&#x017F;t.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Wi&#x017F;&#x017F;e: ich bin der Berggei&#x017F;t die&#x017F;es Gebirges<lb/>
und wohne und hau&#x017F;e in den Tiefen die&#x017F;es Berg-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">11*</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0199] Und wenn mir gar das Licht ausgeht, Seh’ ich von vorn und hinten net; Da ſteck’ ich wie im Tintenfaß, Und das iſt doch ein ſchlechter Spaß! Glück auf! Glück auf! Hört zu hauen auf. Vermaledeite Arbeit! da iſt ja ein Holzhacker Nichts dagegen! Jetzt hab’ ich kaum ein halbes Dutzend Steineln heruntergeklopft und bin ſchon ſteinmüd. Ja d’rum ſagt man freilich mit Recht „ſteinmüd’‟. Jch komm’ mir auch vor wie ein Steineſel. Schickſal! wann kommſt du? Mich hungert’s und durſt’s. Donnerſchlag. Casperl fällt um. Ein Felſen öffnet ſich und in blauer Beleuchtung erſcheint der Berggeiſt, ein Zwerg mit rother Kaputze und langem Barte. Berggeiſt. Du haſt das Schickſal gerufen. Es naht Dir dießmal in meiner Geſtalt. Casperl. Schlipperment, bin ich erſchrocken! Kannſt denn du, kleines Wutzerl, ſo donnern und krachen! Berggeiſt. Wiſſe: ich bin der Berggeiſt dieſes Gebirges und wohne und hauſe in den Tiefen dieſes Berg- 11*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/199
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/199>, abgerufen am 27.11.2024.