Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Casperl. Nun aber da soll er sich auch wie ein gebildeter Mensch Haar und Bart abschneiden und nicht wie ein Waldteufel herumlaufen, daß er zum fürchten ausschaut. Man könnt 'n ja in jeder Menagerie seh'n lassen. Jch hab ja z. B. noch kein g'scheit's Wörtl von ihm g'hört. Die Frau Schwiegermaman die red't doch bisweilen Was; aber freilich nichts Angenehm's. Mich brummt's 'n ganzen Tag aus. Man hört in der Ferne den Klang von Jagdhörnern. Jolinde. Himmel! Was hör' ich? Diese Klänge sind mir bekannt! Das sind meines Vaters Jagdhörner! Casperl. Wie wär' das möglich? Jn dem Wald ist's immer stumm und todt. Nur die Vögel zwitschern oder kräh'n. Jolinde. Mein Gott! -- Vielleicht meines Vaters Ge- folge! O Casperl, ich weiß, daß du mir ergeben bist; könnte ich mit dir hinaus und den lieben Klängen nacheilen! -- -- Casperl. Ja, da hat's den Hacken, daß die unsichtbare Zauber- gewalt uns bannt. Aber ich probir's doch. (Geht ab.) Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn 17
Casperl. Nun aber da ſoll er ſich auch wie ein gebildeter Menſch Haar und Bart abſchneiden und nicht wie ein Waldteufel herumlaufen, daß er zum fürchten ausſchaut. Man könnt ’n ja in jeder Menagerie ſeh’n laſſen. Jch hab ja z. B. noch kein g’ſcheit’s Wörtl von ihm g’hört. Die Frau Schwiegermaman die red’t doch bisweilen Was; aber freilich nichts Angenehm’s. Mich brummt’s ’n ganzen Tag aus. Man hört in der Ferne den Klang von Jagdhörnern. Jolinde. Himmel! Was hör’ ich? Dieſe Klänge ſind mir bekannt! Das ſind meines Vaters Jagdhörner! Casperl. Wie wär’ das möglich? Jn dem Wald iſt’s immer ſtumm und todt. Nur die Vögel zwitſchern oder kräh’n. Jolinde. Mein Gott! — Vielleicht meines Vaters Ge- folge! O Casperl, ich weiß, daß du mir ergeben biſt; könnte ich mit dir hinaus und den lieben Klängen nacheilen! — — Casperl. Ja, da hat’s den Hacken, daß die unſichtbare Zauber- gewalt uns bannt. Aber ich probir’s doch. (Geht ab.) Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn 17
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0293" n="257"/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nun aber da ſoll er ſich auch wie ein gebildeter<lb/> Menſch Haar und Bart abſchneiden und nicht wie<lb/> ein Waldteufel herumlaufen, daß er zum fürchten<lb/> ausſchaut. Man könnt ’n ja in jeder Menagerie<lb/> ſeh’n laſſen. Jch hab ja z. B. noch kein g’ſcheit’s<lb/> Wörtl von ihm g’hört. Die Frau Schwiegermaman<lb/> die red’t doch bisweilen Was; aber freilich nichts<lb/> Angenehm’s. Mich brummt’s ’n ganzen Tag aus.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Man hört in der Ferne den Klang von Jagdhörnern.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Himmel! Was hör’ ich? Dieſe Klänge ſind<lb/> mir bekannt! Das ſind meines Vaters Jagdhörner!</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wie wär’ das möglich? Jn dem Wald iſt’s<lb/> immer ſtumm und todt. Nur die Vögel zwitſchern<lb/> oder kräh’n.</p> </sp><lb/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Mein Gott! — Vielleicht meines Vaters Ge-<lb/> folge! O Casperl, ich weiß, daß du mir ergeben<lb/> biſt; könnte ich mit dir hinaus und den lieben<lb/> Klängen nacheilen! — —</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja, da hat’s den Hacken, daß die unſichtbare Zauber-<lb/> gewalt uns bannt. Aber ich probir’s doch.</p> <stage>(Geht ab.)</stage><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Pocci,</hi> Komödienb. 6tes Bdchn 17</fw><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [257/0293]
Casperl.
Nun aber da ſoll er ſich auch wie ein gebildeter
Menſch Haar und Bart abſchneiden und nicht wie
ein Waldteufel herumlaufen, daß er zum fürchten
ausſchaut. Man könnt ’n ja in jeder Menagerie
ſeh’n laſſen. Jch hab ja z. B. noch kein g’ſcheit’s
Wörtl von ihm g’hört. Die Frau Schwiegermaman
die red’t doch bisweilen Was; aber freilich nichts
Angenehm’s. Mich brummt’s ’n ganzen Tag aus.
Man hört in der Ferne den Klang von Jagdhörnern.
Jolinde.
Himmel! Was hör’ ich? Dieſe Klänge ſind
mir bekannt! Das ſind meines Vaters Jagdhörner!
Casperl.
Wie wär’ das möglich? Jn dem Wald iſt’s
immer ſtumm und todt. Nur die Vögel zwitſchern
oder kräh’n.
Jolinde.
Mein Gott! — Vielleicht meines Vaters Ge-
folge! O Casperl, ich weiß, daß du mir ergeben
biſt; könnte ich mit dir hinaus und den lieben
Klängen nacheilen! — —
Casperl.
Ja, da hat’s den Hacken, daß die unſichtbare Zauber-
gewalt uns bannt. Aber ich probir’s doch. (Geht ab.)
Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn 17
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |