Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Casperl. Mir geht's zwar auch so -- aber ohne mein Verlangen. Glauben Sie denn, daß so was an- genehm ist, aus einem allgemein geachteten Staats- burger plötzlich in eine Art Hausknecht verwandelt zu sein. (Fängt zu weinen an.) Weiß der Teixel, wer mir das angethan hat? -- Jolinde. Ach! vielleicht die unsichtbare Macht, die Zauber- gewalt, welche auch mich befangen hält. Casperl (erhaben). Ha! und sollte keine Möglichkeit sein, sich dieser Malice zu entroißen! -- Ha! Es gibt doch allerhand Sympathiemittel gegen's Zahnweh und dergleichen! Daran ist wohl nicht zu zweifeln, daß die Waldtrud eine Hex' sein muß und deren Sohn mit Respect zu melden Jhr Herr Gemahl eine Art Wildling; denn außer seiner schönen Tenorstimm' ist ja gar Nichts an ihm. Gerad' so, wie's bis- weilen bei den Theatersängern der Fall ist. Jolinde. O schweige. Mag es wie immer sein! Eben diese Stimme hat ja das Bezaubernde. Casperl. Mir geht’s zwar auch ſo — aber ohne mein Verlangen. Glauben Sie denn, daß ſo was an- genehm iſt, aus einem allgemein geachteten Staats- burger plötzlich in eine Art Hausknecht verwandelt zu ſein. (Fängt zu weinen an.) Weiß der Teixel, wer mir das angethan hat? — Jolinde. Ach! vielleicht die unſichtbare Macht, die Zauber- gewalt, welche auch mich befangen hält. Casperl (erhaben). Ha! und ſollte keine Möglichkeit ſein, ſich dieſer Malice zu entroißen! — Ha! Es gibt doch allerhand Sympathiemittel gegen’s Zahnweh und dergleichen! Daran iſt wohl nicht zu zweifeln, daß die Waldtrud eine Hex’ ſein muß und deren Sohn mit Reſpect zu melden Jhr Herr Gemahl eine Art Wildling; denn außer ſeiner ſchönen Tenorſtimm’ iſt ja gar Nichts an ihm. Gerad’ ſo, wie’s bis- weilen bei den Theaterſängern der Fall iſt. Jolinde. O ſchweige. Mag es wie immer ſein! Eben dieſe Stimme hat ja das Bezaubernde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0292" n="256"/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Mir geht’s zwar auch ſo — aber ohne mein<lb/> Verlangen. Glauben Sie denn, daß <hi rendition="#g">ſo</hi> was an-<lb/> genehm iſt, aus einem allgemein geachteten Staats-<lb/> burger plötzlich in eine Art Hausknecht verwandelt<lb/> zu ſein.</p> <stage>(Fängt zu weinen an.)</stage> <p>Weiß der Teixel, wer<lb/> mir <hi rendition="#g">das</hi> angethan hat? —</p> </sp><lb/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ach! vielleicht die unſichtbare Macht, die Zauber-<lb/> gewalt, welche auch mich befangen hält.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </speaker> <stage>(erhaben).</stage><lb/> <p>Ha! und ſollte keine Möglichkeit ſein, ſich dieſer<lb/> Malice zu <hi rendition="#g">entroißen!</hi> — Ha! Es gibt doch<lb/> allerhand Sympathiemittel gegen’s Zahnweh und<lb/> dergleichen! Daran iſt wohl nicht zu zweifeln, daß<lb/> die Waldtrud eine Hex’ ſein muß und deren Sohn<lb/> mit Reſpect zu melden Jhr Herr Gemahl eine Art<lb/> Wildling; denn außer ſeiner ſchönen Tenorſtimm’<lb/> iſt ja gar Nichts an ihm. Gerad’ ſo, wie’s bis-<lb/> weilen bei den Theaterſängern der Fall iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O ſchweige. Mag es wie immer ſein! Eben<lb/> dieſe Stimme hat ja das Bezaubernde.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [256/0292]
Casperl.
Mir geht’s zwar auch ſo — aber ohne mein
Verlangen. Glauben Sie denn, daß ſo was an-
genehm iſt, aus einem allgemein geachteten Staats-
burger plötzlich in eine Art Hausknecht verwandelt
zu ſein. (Fängt zu weinen an.) Weiß der Teixel, wer
mir das angethan hat? —
Jolinde.
Ach! vielleicht die unſichtbare Macht, die Zauber-
gewalt, welche auch mich befangen hält.
Casperl (erhaben).
Ha! und ſollte keine Möglichkeit ſein, ſich dieſer
Malice zu entroißen! — Ha! Es gibt doch
allerhand Sympathiemittel gegen’s Zahnweh und
dergleichen! Daran iſt wohl nicht zu zweifeln, daß
die Waldtrud eine Hex’ ſein muß und deren Sohn
mit Reſpect zu melden Jhr Herr Gemahl eine Art
Wildling; denn außer ſeiner ſchönen Tenorſtimm’
iſt ja gar Nichts an ihm. Gerad’ ſo, wie’s bis-
weilen bei den Theaterſängern der Fall iſt.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/292>, abgerufen am 11.06.2024. |