Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.
darum trieb's mich heraus in die Abendstille, denn beinah hätt' ich mich gefürchtet, obschon der schöne Ritter sanft und gut scheint und mir gleich so freundlich die Hand reichte -- wird er wohl länger bei uns verweilen? Kühleborn (taucht aus dem See auf; höhnisch). Gelt der schöne Ritter? Undine (fährt erschrocken zusammen). O weh! Was erschreckst Du mich, Kühleborn? Kühleborn (zornig). Ermahnen will ich Dich, erinnern an Deine Heimath, die Du zu vergessen scheinst. Undine. O laß mich! Kühleborn. Hast du vergessen, daß nicht die Erde Deine Heimath ist? Undine. O, diese Erde ist so herrlich! Wie gerne bin ich auf ihr! Kühleborn. Deine Heimath, Dein Element ist das Reich der Fluthen! Weißt du nicht, was unser ewiges
darum trieb’s mich heraus in die Abendſtille, denn beinah hätt’ ich mich gefürchtet, obſchon der ſchöne Ritter ſanft und gut ſcheint und mir gleich ſo freundlich die Hand reichte — wird er wohl länger bei uns verweilen? Kühleborn (taucht aus dem See auf; höhniſch). Gelt der ſchöne Ritter? Undine (fährt erſchrocken zuſammen). O weh! Was erſchreckſt Du mich, Kühleborn? Kühleborn (zornig). Ermahnen will ich Dich, erinnern an Deine Heimath, die Du zu vergeſſen ſcheinſt. Undine. O laß mich! Kühleborn. Haſt du vergeſſen, daß nicht die Erde Deine Heimath iſt? Undine. O, dieſe Erde iſt ſo herrlich! Wie gerne bin ich auf ihr! Kühleborn. Deine Heimath, Dein Element iſt das Reich der Fluthen! Weißt du nicht, was unſer ewiges <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#UND"> <p><pb facs="#f0047" n="9"/> darum trieb’s mich heraus in die Abendſtille, denn<lb/> beinah hätt’ ich mich gefürchtet, obſchon der ſchöne<lb/> Ritter ſanft und gut ſcheint und mir gleich ſo<lb/> freundlich die Hand reichte — wird er wohl länger<lb/> bei uns verweilen?</p> </sp><lb/> <sp who="#KÜH"> <speaker> <hi rendition="#b">Kühleborn</hi> </speaker> <stage>(taucht aus dem See auf; höhniſch).</stage><lb/> <p>Gelt der ſchöne Ritter?</p> </sp><lb/> <sp who="#UND"> <speaker> <hi rendition="#b">Undine</hi> </speaker> <stage>(fährt erſchrocken zuſammen).</stage><lb/> <p>O weh! Was erſchreckſt Du mich, Kühleborn?</p> </sp><lb/> <sp who="#KÜH"> <speaker> <hi rendition="#b">Kühleborn</hi> </speaker> <stage>(zornig).</stage><lb/> <p>Ermahnen will ich Dich, erinnern an Deine<lb/> Heimath, die Du zu vergeſſen ſcheinſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#UND"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Undine.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O laß mich!</p> </sp><lb/> <sp who="#KÜH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kühleborn.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Haſt du vergeſſen, daß nicht die Erde Deine<lb/> Heimath iſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#UND"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Undine.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O, dieſe Erde iſt ſo herrlich! Wie gerne bin<lb/> ich auf ihr!</p> </sp><lb/> <sp who="#KÜH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kühleborn.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Deine Heimath, Dein Element iſt das Reich<lb/> der Fluthen! Weißt du nicht, was unſer ewiges<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0047]
darum trieb’s mich heraus in die Abendſtille, denn
beinah hätt’ ich mich gefürchtet, obſchon der ſchöne
Ritter ſanft und gut ſcheint und mir gleich ſo
freundlich die Hand reichte — wird er wohl länger
bei uns verweilen?
Kühleborn (taucht aus dem See auf; höhniſch).
Gelt der ſchöne Ritter?
Undine (fährt erſchrocken zuſammen).
O weh! Was erſchreckſt Du mich, Kühleborn?
Kühleborn (zornig).
Ermahnen will ich Dich, erinnern an Deine
Heimath, die Du zu vergeſſen ſcheinſt.
Undine.
O laß mich!
Kühleborn.
Haſt du vergeſſen, daß nicht die Erde Deine
Heimath iſt?
Undine.
O, dieſe Erde iſt ſo herrlich! Wie gerne bin
ich auf ihr!
Kühleborn.
Deine Heimath, Dein Element iſt das Reich
der Fluthen! Weißt du nicht, was unſer ewiges
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |