Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_102.001 Wie friedevoll des Stromes Wellen ppo_102.002 ppo_102.005Jn Eine Flut zusammenschwellen; ppo_102.003 So laßt, im innigsten Verein, ppo_102.004 O Menschen, laßt uns Menschen seyn! Wir theilen auf der Bahn zum Ziele ppo_102.006 ppo_102.013Des Lebens Schmerz, des Lebens Lust, ppo_102.007 Der Menschheit Ernst, der Menschheit Spiele; ppo_102.008 Wie meine, hebt sich eure Brust. ppo_102.009 O fühlet, wie mein Herz sich reget, ppo_102.010 Jch fühle, wie das eure schläget; ppo_102.011 Auch euch durchströmet Blut, wie mich, ppo_102.012 Und was ihr alle seyd, bin ich. O kommt, und kniet voll Andacht nieder, ppo_102.014 ppo_102.021Und betet weinend mit mir an; ppo_102.015 Denn wir sind Menschen, wir sind Brüder, ppo_102.016 Und wandeln all' auf Einer Bahn. ppo_102.017 Der König in des Glanzes Fülle, ppo_102.018 Der Bettler in zerrißner Hülle, ppo_102.019 Der Mann der Weisheit und des Lichts, ppo_102.020 Der Mann im Schweis des Angesichts. Jch finde mich in Allen wieder; ppo_102.022 ppo_102.029Verdammet selbst den Bösen nicht, ppo_102.023 Wir sind ja Menschen, wir sind Brüder, ppo_102.024 Es fehlt dem Armen nur an Licht. ppo_102.025 Ach wir sind Menschen; -- Menschen bleiben! ppo_102.026 Was uns umhüllet, mag zerstäuben; ppo_102.027 Was in uns Menschheit heißt, besteht, ppo_102.028 Wann alles um uns her vergeht. Und sänk' in Millionen Trümmer ppo_102.030
Der Welten Heer, in Nacht ihr Lauf; ppo_102.031 Wir gehen neu mit Sternenschimmer ppo_102.032 Noch manchen Tag des Daseyns auf! ppo_102.001 Wie friedevoll des Stromes Wellen ppo_102.002 ppo_102.005Jn Eine Flut zusammenschwellen; ppo_102.003 So laßt, im innigsten Verein, ppo_102.004 O Menschen, laßt uns Menschen seyn! Wir theilen auf der Bahn zum Ziele ppo_102.006 ppo_102.013Des Lebens Schmerz, des Lebens Lust, ppo_102.007 Der Menschheit Ernst, der Menschheit Spiele; ppo_102.008 Wie meine, hebt sich eure Brust. ppo_102.009 O fühlet, wie mein Herz sich reget, ppo_102.010 Jch fühle, wie das eure schläget; ppo_102.011 Auch euch durchströmet Blut, wie mich, ppo_102.012 Und was ihr alle seyd, bin ich. O kommt, und kniet voll Andacht nieder, ppo_102.014 ppo_102.021Und betet weinend mit mir an; ppo_102.015 Denn wir sind Menschen, wir sind Brüder, ppo_102.016 Und wandeln all' auf Einer Bahn. ppo_102.017 Der König in des Glanzes Fülle, ppo_102.018 Der Bettler in zerrißner Hülle, ppo_102.019 Der Mann der Weisheit und des Lichts, ppo_102.020 Der Mann im Schweis des Angesichts. Jch finde mich in Allen wieder; ppo_102.022 ppo_102.029Verdammet selbst den Bösen nicht, ppo_102.023 Wir sind ja Menschen, wir sind Brüder, ppo_102.024 Es fehlt dem Armen nur an Licht. ppo_102.025 Ach wir sind Menschen; — Menschen bleiben! ppo_102.026 Was uns umhüllet, mag zerstäuben; ppo_102.027 Was in uns Menschheit heißt, besteht, ppo_102.028 Wann alles um uns her vergeht. Und sänk' in Millionen Trümmer ppo_102.030
Der Welten Heer, in Nacht ihr Lauf; ppo_102.031 Wir gehen neu mit Sternenschimmer ppo_102.032 Noch manchen Tag des Daseyns auf! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0114" n="102"/> <lb n="ppo_102.001"/> <lg> <l>Wie friedevoll des Stromes Wellen</l> <lb n="ppo_102.002"/> <l>Jn Eine Flut zusammenschwellen;</l> <lb n="ppo_102.003"/> <l>So laßt, im innigsten Verein,</l> <lb n="ppo_102.004"/> <l>O Menschen, laßt uns Menschen seyn! </l> </lg> <lb n="ppo_102.005"/> <lg> <l> Wir theilen auf der Bahn zum Ziele</l> <lb n="ppo_102.006"/> <l>Des Lebens Schmerz, des Lebens Lust,</l> <lb n="ppo_102.007"/> <l>Der Menschheit Ernst, der Menschheit Spiele;</l> <lb n="ppo_102.008"/> <l>Wie meine, hebt sich eure Brust.</l> <lb n="ppo_102.009"/> <l>O fühlet, wie mein Herz sich reget,</l> <lb n="ppo_102.010"/> <l>Jch fühle, wie das eure schläget;</l> <lb n="ppo_102.011"/> <l>Auch euch durchströmet Blut, wie mich,</l> <lb n="ppo_102.012"/> <l>Und was ihr alle seyd, bin ich. </l> </lg> <lb n="ppo_102.013"/> <lg> <l> O kommt, und kniet voll Andacht nieder,</l> <lb n="ppo_102.014"/> <l>Und betet weinend mit mir an;</l> <lb n="ppo_102.015"/> <l>Denn wir sind Menschen, wir sind Brüder,</l> <lb n="ppo_102.016"/> <l>Und wandeln all' auf Einer Bahn.</l> <lb n="ppo_102.017"/> <l>Der König in des Glanzes Fülle,</l> <lb n="ppo_102.018"/> <l>Der Bettler in zerrißner Hülle,</l> <lb n="ppo_102.019"/> <l>Der Mann der Weisheit und des Lichts,</l> <lb n="ppo_102.020"/> <l>Der Mann im Schweis des Angesichts. </l> </lg> <lb n="ppo_102.021"/> <lg> <l> Jch finde mich in Allen wieder;</l> <lb n="ppo_102.022"/> <l>Verdammet selbst den Bösen nicht,</l> <lb n="ppo_102.023"/> <l>Wir sind ja Menschen, wir sind Brüder,</l> <lb n="ppo_102.024"/> <l>Es fehlt dem Armen nur an Licht.</l> <lb n="ppo_102.025"/> <l>Ach wir sind Menschen; — Menschen <hi rendition="#g">bleiben!</hi></l> <lb n="ppo_102.026"/> <l>Was uns umhüllet, mag zerstäuben;</l> <lb n="ppo_102.027"/> <l>Was in uns Menschheit heißt, besteht,</l> <lb n="ppo_102.028"/> <l>Wann alles um uns her vergeht. </l> </lg> <lb n="ppo_102.029"/> <lg> <l> Und sänk' in Millionen Trümmer</l> <lb n="ppo_102.030"/> <l>Der Welten Heer, in Nacht ihr Lauf;</l> <lb n="ppo_102.031"/> <l>Wir gehen neu mit Sternenschimmer</l> <lb n="ppo_102.032"/> <l>Noch manchen Tag des Daseyns auf!</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0114]
ppo_102.001
Wie friedevoll des Stromes Wellen ppo_102.002
Jn Eine Flut zusammenschwellen; ppo_102.003
So laßt, im innigsten Verein, ppo_102.004
O Menschen, laßt uns Menschen seyn!
ppo_102.005
Wir theilen auf der Bahn zum Ziele ppo_102.006
Des Lebens Schmerz, des Lebens Lust, ppo_102.007
Der Menschheit Ernst, der Menschheit Spiele; ppo_102.008
Wie meine, hebt sich eure Brust. ppo_102.009
O fühlet, wie mein Herz sich reget, ppo_102.010
Jch fühle, wie das eure schläget; ppo_102.011
Auch euch durchströmet Blut, wie mich, ppo_102.012
Und was ihr alle seyd, bin ich.
ppo_102.013
O kommt, und kniet voll Andacht nieder, ppo_102.014
Und betet weinend mit mir an; ppo_102.015
Denn wir sind Menschen, wir sind Brüder, ppo_102.016
Und wandeln all' auf Einer Bahn. ppo_102.017
Der König in des Glanzes Fülle, ppo_102.018
Der Bettler in zerrißner Hülle, ppo_102.019
Der Mann der Weisheit und des Lichts, ppo_102.020
Der Mann im Schweis des Angesichts.
ppo_102.021
Jch finde mich in Allen wieder; ppo_102.022
Verdammet selbst den Bösen nicht, ppo_102.023
Wir sind ja Menschen, wir sind Brüder, ppo_102.024
Es fehlt dem Armen nur an Licht. ppo_102.025
Ach wir sind Menschen; — Menschen bleiben! ppo_102.026
Was uns umhüllet, mag zerstäuben; ppo_102.027
Was in uns Menschheit heißt, besteht, ppo_102.028
Wann alles um uns her vergeht.
ppo_102.029
Und sänk' in Millionen Trümmer ppo_102.030
Der Welten Heer, in Nacht ihr Lauf; ppo_102.031
Wir gehen neu mit Sternenschimmer ppo_102.032
Noch manchen Tag des Daseyns auf!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/114 |
Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/114>, abgerufen am 16.07.2024. |