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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Sie riefen ihn aus ihren alten Schriften, ppo_155.002
Und als er kam, erwürgten Priester ihn. ppo_155.003
Zu schwer der Heuchelei geworden, ppo_155.004
Entging er ihrer Tücke nicht. ppo_155.005
Jhn riß der Segensorden ppo_155.006
Jns ärgste Blutgerüst *.
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Wie? hatt' er nicht schon lebend viel gelitten? ppo_155.008
Er, dessen Herz das Mitleid selber war. ppo_155.009
Ein zarter Sproß, um den die Stürme stritten, ppo_155.010
Ein Arzt, dem fremdes eignes Leid gebahr. ppo_155.011
"Laß diesen Kelch vorübergehen! ppo_155.012
Doch Vater, du hast ihn gefüllt. ppo_155.013
Dein Wille soll geschehen; ppo_155.014
Nicht ich, wie du, Herr, willt!"
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Er trank den Kelch, und als nun seine Glieder ppo_155.016
Gefühl der Gottverlassenheit durchdrang; ppo_155.017
Schon drückte Nacht die matten Augenlieder, ppo_155.018
Des schweren Hohnes schwarze Wolke sank. ppo_155.019
Zerrissen war der letzten Schmerzen ppo_155.020
Geliebter Knote, der den Freund ppo_155.021
Mit Freund- und Mutterherzen ppo_155.022
Jm Tode noch vereint;
ppo_155.023
Da blickt' er auf und sah die schönen Auen, ppo_155.024
Die er dem Sünder Mitleidsvoll verhieß. ppo_155.025
"Gedenk' an mich, und laß dein Reich mich schauen; ppo_155.026
"Heut sollst du's schaun, der Freuden Paradies." ppo_155.027
"Empfang' in deine Vaterhände ppo_155.028
Den matten Geist -- es ist vollbracht!" ppo_155.029
Da kam sein stilles Ende, ppo_155.030
Sein Auge brach in Nacht. --
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Diese ganze kräftige Strophe fehlt in der neuen ppo_155.032
Ausgabe.
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[155/0167] ppo_155.001 Sie riefen ihn aus ihren alten Schriften, ppo_155.002 Und als er kam, erwürgten Priester ihn. ppo_155.003 Zu schwer der Heuchelei geworden, ppo_155.004 Entging er ihrer Tücke nicht. ppo_155.005 Jhn riß der Segensorden ppo_155.006 Jns ärgste Blutgerüst *. ppo_155.007 Wie? hatt' er nicht schon lebend viel gelitten? ppo_155.008 Er, dessen Herz das Mitleid selber war. ppo_155.009 Ein zarter Sproß, um den die Stürme stritten, ppo_155.010 Ein Arzt, dem fremdes eignes Leid gebahr. ppo_155.011 „Laß diesen Kelch vorübergehen! ppo_155.012 Doch Vater, du hast ihn gefüllt. ppo_155.013 Dein Wille soll geschehen; ppo_155.014 Nicht ich, wie du, Herr, willt!“ ppo_155.015 Er trank den Kelch, und als nun seine Glieder ppo_155.016 Gefühl der Gottverlassenheit durchdrang; ppo_155.017 Schon drückte Nacht die matten Augenlieder, ppo_155.018 Des schweren Hohnes schwarze Wolke sank. ppo_155.019 Zerrissen war der letzten Schmerzen ppo_155.020 Geliebter Knote, der den Freund ppo_155.021 Mit Freund- und Mutterherzen ppo_155.022 Jm Tode noch vereint; ppo_155.023 Da blickt' er auf und sah die schönen Auen, ppo_155.024 Die er dem Sünder Mitleidsvoll verhieß. ppo_155.025 „Gedenk' an mich, und laß dein Reich mich schauen; ppo_155.026 „Heut sollst du's schaun, der Freuden Paradies.“ ppo_155.027 „Empfang' in deine Vaterhände ppo_155.028 Den matten Geist — es ist vollbracht!“ ppo_155.029 Da kam sein stilles Ende, ppo_155.030 Sein Auge brach in Nacht. — * ppo_155.031 Diese ganze kräftige Strophe fehlt in der neuen ppo_155.032 Ausgabe.

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/167>, abgerufen am 24.11.2024.