Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite
ppo_173.001
Selber ist noch zu arm, die Wunder des Schöpfers zu ppo_173.002
nennen. ppo_173.003
Mein Begleiter sah meinen Geist in Bewund'rung versunken, ppo_173.004
ppo_173.005
Ob ich gleich schwieg. Er sagte: wie billig entzückt dich ppo_173.006
der Anblick ppo_173.007
Einer dir neuen Schöpfung! Du glaubst, die Gottheit ppo_173.008
zu sehen, ppo_173.009
Die du vorher nur geahnt. Du fühlst sie dir näher, ppo_173.010
und schmeckest ppo_173.011
Still in dir selbst die Seligkeiten des großen Gedankens, ppo_173.012
Daß, der diese Himmel ins Leben hauchte, dich liebet. ppo_173.013
Hier, hier wachsen die Flügel der Seele, die göttliche ppo_173.014
Liebe, ppo_173.015
Liebe zum einzigen Wesen, dem alle Herzen gehören. ppo_173.016
Nur der thierische Mensch, versunken im Schlamme ppo_173.017
des Stoffes, ppo_173.018
Hat kein Auge, das Licht, das ihn durchleuchtet, zu sehen, ppo_173.019
Hat kein Ohr, zu vernehmen, was jeder Laut in der ppo_173.020
Schöpfung, ppo_173.021
Was ihm der mächtige Einklang von allen Welten verkündigt. ppo_173.022
ppo_173.023
Während mein Führer dies sprach, entdeckte sich endlich ppo_173.024
die Sphäre, ppo_173.025
Die ich bewohne, dem suchenden Aug'. Aus hundert ppo_173.026
Gestirnen ppo_173.027
Stralte sie prächtig hervor. Mit dreimal schnellerem ppo_173.028
Flügel ppo_173.029
Flohn wir ihr zu; ein süß erquickender zirkelnder Lichtstrom ppo_173.030
Ging von ihr aus; nie gefühlte Wollust durchstralte ppo_173.031
mein Wesen. ppo_173.032
Jch empfand, daß der Leib, womit mein himmlischer ppo_173.033
Schutzgeist ppo_173.034
Mich im Tode bekleidet, für diese Sphäre geschaffen,
ppo_173.001
Selber ist noch zu arm, die Wunder des Schöpfers zu ppo_173.002
nennen. ppo_173.003
Mein Begleiter sah meinen Geist in Bewund'rung versunken, ppo_173.004
ppo_173.005
Ob ich gleich schwieg. Er sagte: wie billig entzückt dich ppo_173.006
der Anblick ppo_173.007
Einer dir neuen Schöpfung! Du glaubst, die Gottheit ppo_173.008
zu sehen, ppo_173.009
Die du vorher nur geahnt. Du fühlst sie dir näher, ppo_173.010
und schmeckest ppo_173.011
Still in dir selbst die Seligkeiten des großen Gedankens, ppo_173.012
Daß, der diese Himmel ins Leben hauchte, dich liebet. ppo_173.013
Hier, hier wachsen die Flügel der Seele, die göttliche ppo_173.014
Liebe, ppo_173.015
Liebe zum einzigen Wesen, dem alle Herzen gehören. ppo_173.016
Nur der thierische Mensch, versunken im Schlamme ppo_173.017
des Stoffes, ppo_173.018
Hat kein Auge, das Licht, das ihn durchleuchtet, zu sehen, ppo_173.019
Hat kein Ohr, zu vernehmen, was jeder Laut in der ppo_173.020
Schöpfung, ppo_173.021
Was ihm der mächtige Einklang von allen Welten verkündigt. ppo_173.022
ppo_173.023
Während mein Führer dies sprach, entdeckte sich endlich ppo_173.024
die Sphäre, ppo_173.025
Die ich bewohne, dem suchenden Aug'. Aus hundert ppo_173.026
Gestirnen ppo_173.027
Stralte sie prächtig hervor. Mit dreimal schnellerem ppo_173.028
Flügel ppo_173.029
Flohn wir ihr zu; ein süß erquickender zirkelnder Lichtstrom ppo_173.030
Ging von ihr aus; nie gefühlte Wollust durchstralte ppo_173.031
mein Wesen. ppo_173.032
Jch empfand, daß der Leib, womit mein himmlischer ppo_173.033
Schutzgeist ppo_173.034
Mich im Tode bekleidet, für diese Sphäre geschaffen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0185" n="173"/>
          <lb n="ppo_173.001"/>
          <lg>
            <l>Selber ist noch zu arm, die Wunder des Schöpfers zu</l>
            <lb n="ppo_173.002"/>
            <l> <hi rendition="#right">nennen.</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.003"/>
            <l>Mein Begleiter sah meinen Geist in Bewund'rung versunken,</l>
            <lb n="ppo_173.004"/>
            <l/>
            <lb n="ppo_173.005"/>
            <l>Ob ich gleich schwieg. Er sagte: wie billig entzückt dich</l>
            <lb n="ppo_173.006"/>
            <l> <hi rendition="#right">der Anblick</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.007"/>
            <l>Einer dir neuen Schöpfung! Du glaubst, die Gottheit</l>
            <lb n="ppo_173.008"/>
            <l> <hi rendition="#right">zu sehen,</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.009"/>
            <l>Die du vorher nur geahnt. Du fühlst sie dir näher,</l>
            <lb n="ppo_173.010"/>
            <l> <hi rendition="#right">und schmeckest</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.011"/>
            <l>Still in dir selbst die Seligkeiten des großen Gedankens,</l>
            <lb n="ppo_173.012"/>
            <l>Daß, der diese Himmel ins Leben hauchte, dich liebet.</l>
            <lb n="ppo_173.013"/>
            <l>Hier, hier wachsen die Flügel der Seele, die göttliche</l>
            <lb n="ppo_173.014"/>
            <l> <hi rendition="#right">Liebe,</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.015"/>
            <l>Liebe zum einzigen Wesen, dem alle Herzen gehören.</l>
            <lb n="ppo_173.016"/>
            <l>Nur der thierische Mensch, versunken im Schlamme</l>
            <lb n="ppo_173.017"/>
            <l> <hi rendition="#right">des Stoffes,</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.018"/>
            <l>Hat kein Auge, das Licht, das ihn durchleuchtet, zu sehen,</l>
            <lb n="ppo_173.019"/>
            <l>Hat kein Ohr, zu vernehmen, was jeder Laut in der</l>
            <lb n="ppo_173.020"/>
            <l> <hi rendition="#right">Schöpfung,</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.021"/>
            <l>Was ihm der mächtige Einklang von allen Welten verkündigt.</l>
            <lb n="ppo_173.022"/>
            <l/>
            <lb n="ppo_173.023"/>
            <l>  Während mein Führer dies sprach, entdeckte sich endlich</l>
            <lb n="ppo_173.024"/>
            <l> <hi rendition="#right">die Sphäre,</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.025"/>
            <l>Die ich bewohne, dem suchenden Aug'. Aus hundert</l>
            <lb n="ppo_173.026"/>
            <l> <hi rendition="#right">Gestirnen</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.027"/>
            <l>Stralte sie prächtig hervor. Mit dreimal schnellerem</l>
            <lb n="ppo_173.028"/>
            <l> <hi rendition="#right">Flügel</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.029"/>
            <l>Flohn wir ihr zu; ein süß erquickender zirkelnder Lichtstrom</l>
            <lb n="ppo_173.030"/>
            <l>Ging von ihr aus; nie gefühlte Wollust durchstralte</l>
            <lb n="ppo_173.031"/>
            <l> <hi rendition="#right">mein Wesen.</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.032"/>
            <l>Jch empfand, daß der Leib, womit mein himmlischer</l>
            <lb n="ppo_173.033"/>
            <l> <hi rendition="#right">Schutzgeist</hi> </l>
            <lb n="ppo_173.034"/>
            <l>Mich im Tode bekleidet, für diese Sphäre geschaffen,</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0185] ppo_173.001 Selber ist noch zu arm, die Wunder des Schöpfers zu ppo_173.002 nennen. ppo_173.003 Mein Begleiter sah meinen Geist in Bewund'rung versunken, ppo_173.004 ppo_173.005 Ob ich gleich schwieg. Er sagte: wie billig entzückt dich ppo_173.006 der Anblick ppo_173.007 Einer dir neuen Schöpfung! Du glaubst, die Gottheit ppo_173.008 zu sehen, ppo_173.009 Die du vorher nur geahnt. Du fühlst sie dir näher, ppo_173.010 und schmeckest ppo_173.011 Still in dir selbst die Seligkeiten des großen Gedankens, ppo_173.012 Daß, der diese Himmel ins Leben hauchte, dich liebet. ppo_173.013 Hier, hier wachsen die Flügel der Seele, die göttliche ppo_173.014 Liebe, ppo_173.015 Liebe zum einzigen Wesen, dem alle Herzen gehören. ppo_173.016 Nur der thierische Mensch, versunken im Schlamme ppo_173.017 des Stoffes, ppo_173.018 Hat kein Auge, das Licht, das ihn durchleuchtet, zu sehen, ppo_173.019 Hat kein Ohr, zu vernehmen, was jeder Laut in der ppo_173.020 Schöpfung, ppo_173.021 Was ihm der mächtige Einklang von allen Welten verkündigt. ppo_173.022 ppo_173.023 Während mein Führer dies sprach, entdeckte sich endlich ppo_173.024 die Sphäre, ppo_173.025 Die ich bewohne, dem suchenden Aug'. Aus hundert ppo_173.026 Gestirnen ppo_173.027 Stralte sie prächtig hervor. Mit dreimal schnellerem ppo_173.028 Flügel ppo_173.029 Flohn wir ihr zu; ein süß erquickender zirkelnder Lichtstrom ppo_173.030 Ging von ihr aus; nie gefühlte Wollust durchstralte ppo_173.031 mein Wesen. ppo_173.032 Jch empfand, daß der Leib, womit mein himmlischer ppo_173.033 Schutzgeist ppo_173.034 Mich im Tode bekleidet, für diese Sphäre geschaffen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/185
Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/185>, abgerufen am 15.05.2024.