Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_175.001 So beseligt hat. -- O Freund, zu welchem mein Herz sich ppo_175.002 Mitten aus diesen Freuden nach deiner Erde gezogen ppo_175.003 Fühlet, mein ähnlichster Freund, wann kommst du, die ppo_175.004 Früchte der Tugend ppo_175.005 Mit mir von Bäumen des Lebens zu brechen? Wann werd' ppo_175.006 ich dich wieder ppo_175.007 Sehen, mit dir das Glück, das ich dir danke, zu theilen? ppo_175.008 29. ppo_175.009 ppo_175.010h) Die Cantate. Die Cantate gehört zur lyrischen Form der ppo_175.011 Jm Kreise der lyrischen Dichtkunst bildet aber ppo_175.028 ppo_175.001 So beseligt hat. — O Freund, zu welchem mein Herz sich ppo_175.002 Mitten aus diesen Freuden nach deiner Erde gezogen ppo_175.003 Fühlet, mein ähnlichster Freund, wann kommst du, die ppo_175.004 Früchte der Tugend ppo_175.005 Mit mir von Bäumen des Lebens zu brechen? Wann werd' ppo_175.006 ich dich wieder ppo_175.007 Sehen, mit dir das Glück, das ich dir danke, zu theilen? ppo_175.008 29. ppo_175.009 ppo_175.010h) Die Cantate. Die Cantate gehört zur lyrischen Form der ppo_175.011 Jm Kreise der lyrischen Dichtkunst bildet aber ppo_175.028 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0187" n="175"/> <lb n="ppo_175.001"/> <lg> <l>So beseligt hat. — O Freund, zu welchem mein Herz sich</l> <lb n="ppo_175.002"/> <l>Mitten aus diesen Freuden nach deiner Erde gezogen</l> <lb n="ppo_175.003"/> <l>Fühlet, mein ähnlichster Freund, wann kommst du, die</l> <lb n="ppo_175.004"/> <l> <hi rendition="#right">Früchte der Tugend</hi> </l> <lb n="ppo_175.005"/> <l>Mit mir von Bäumen des Lebens zu brechen? Wann werd'</l> <lb n="ppo_175.006"/> <l> <hi rendition="#right">ich dich wieder</hi> </l> <lb n="ppo_175.007"/> <l>Sehen, mit dir das Glück, das ich dir danke, zu theilen?</l> </lg> </div> <div n="2"> <lb n="ppo_175.008"/> <head> <hi rendition="#c">29. <lb n="ppo_175.009"/><hi rendition="#aq">h</hi>) <hi rendition="#g">Die Cantate.</hi></hi> </head> <lb n="ppo_175.010"/> <p> Die Cantate gehört zur lyrischen Form der <lb n="ppo_175.011"/>Dichtkunst, weil sie Gefühle darstellt; allein ihre <lb n="ppo_175.012"/>Eigenthümlichkeit und ihre Verschiedenheit von allen <lb n="ppo_175.013"/>übrigen Formen der lyrischen Dichtkunst beruht auf <lb n="ppo_175.014"/>ihrer Bestimmung zur <hi rendition="#g">Darstellung vermittelst <lb n="ppo_175.015"/>der Tonkunst.</hi> Es ist daher die Cantate ein Erzeugniß <lb n="ppo_175.016"/>der lyrischen Dichtkunst, dessen Stoff der <lb n="ppo_175.017"/>Darstellung durch die Tonkunst fähig, und dessen <lb n="ppo_175.018"/>Form auf diese Darstellung und Durchführung durchgehends <lb n="ppo_175.019"/>berechnet ist. Aus diesem Gesichtspuncte <lb n="ppo_175.020"/>betrachtet, ist der eigenthümliche Charakter der Cantate <lb n="ppo_175.021"/>mehr ein <hi rendition="#g">äußerer,</hi> als ein innerer; doch muß, <lb n="ppo_175.022"/>eben weil die Cantate erst durch die Verbindung der <lb n="ppo_175.023"/>Dichtkunst und der Tonkunst Ein ästhetisches Ganzes <lb n="ppo_175.024"/>bilden soll, die ganze dichterische Form derselben <lb n="ppo_175.025"/>mit Beziehung auf das ihr zu ertheilende tonkünstlerische <lb n="ppo_175.026"/>Gewand behandelt werden.</p> <lb n="ppo_175.027"/> <p> Jm Kreise der lyrischen Dichtkunst bildet aber <lb n="ppo_175.028"/>die Cantate nicht blos nach dieser ihrer äußern Eigenthümlichkeit, <lb n="ppo_175.029"/>sondern auch nach dem in ihr vorherrschenden <lb n="ppo_175.030"/>Tone der dargestellten Gefühle eine <lb n="ppo_175.031"/><hi rendition="#g">selbstständige,</hi> von den übrigen Formen der lyrischen <lb n="ppo_175.032"/>Dichtkunst verschiedene, Form. Denn, nach </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0187]
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So beseligt hat. — O Freund, zu welchem mein Herz sich ppo_175.002
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Früchte der Tugend ppo_175.005
Mit mir von Bäumen des Lebens zu brechen? Wann werd' ppo_175.006
ich dich wieder ppo_175.007
Sehen, mit dir das Glück, das ich dir danke, zu theilen?
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h) Die Cantate. ppo_175.010
Die Cantate gehört zur lyrischen Form der ppo_175.011
Dichtkunst, weil sie Gefühle darstellt; allein ihre ppo_175.012
Eigenthümlichkeit und ihre Verschiedenheit von allen ppo_175.013
übrigen Formen der lyrischen Dichtkunst beruht auf ppo_175.014
ihrer Bestimmung zur Darstellung vermittelst ppo_175.015
der Tonkunst. Es ist daher die Cantate ein Erzeugniß ppo_175.016
der lyrischen Dichtkunst, dessen Stoff der ppo_175.017
Darstellung durch die Tonkunst fähig, und dessen ppo_175.018
Form auf diese Darstellung und Durchführung durchgehends ppo_175.019
berechnet ist. Aus diesem Gesichtspuncte ppo_175.020
betrachtet, ist der eigenthümliche Charakter der Cantate ppo_175.021
mehr ein äußerer, als ein innerer; doch muß, ppo_175.022
eben weil die Cantate erst durch die Verbindung der ppo_175.023
Dichtkunst und der Tonkunst Ein ästhetisches Ganzes ppo_175.024
bilden soll, die ganze dichterische Form derselben ppo_175.025
mit Beziehung auf das ihr zu ertheilende tonkünstlerische ppo_175.026
Gewand behandelt werden.
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Jm Kreise der lyrischen Dichtkunst bildet aber ppo_175.028
die Cantate nicht blos nach dieser ihrer äußern Eigenthümlichkeit, ppo_175.029
sondern auch nach dem in ihr vorherrschenden ppo_175.030
Tone der dargestellten Gefühle eine ppo_175.031
selbstständige, von den übrigen Formen der lyrischen ppo_175.032
Dichtkunst verschiedene, Form. Denn, nach
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