Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_220.001 Beißt ungeschälet an; geht dann, besieht den Wein, ppo_220.002 ppo_220.016Bricht reife Trauben ab, die purpurähnlich seyn. ppo_220.003 Jst er vom Gehen laß; so kann er sich fein strecken, ppo_220.004 Dort in den Schatten hin, wo ihn die Bäume decken; ppo_220.005 Der Vögel leichtes Volk macht seinen Lobgesang, ppo_220.006 Schreit überlaut, und wünscht den Sommer noch so ppo_220.007 lang. ppo_220.008 Die schöne Nachtigall läßt sonderlich sich hören, ppo_220.009 Schwingt ihre Stimme hoch dem Meyer wie zu Ehren. ppo_220.010 Die Frösche machen auch sich lustig an der Bach, ppo_220.011 Und ihr Coax Coax giebt keinem Vogel nach. ppo_220.012 Nicht weit von dannen kommt aus einem nahen Brunnen, ppo_220.013 Ein Bächlein durch das Gras gleichwie Krystall gerunnen, ppo_220.014 Draus schöpft er mit der Hand, eh er sich schlafen legt, ppo_220.015 Wozu der Bach Geräusch und Murmeln ihn bewegt. &c. 2) von Christ. Fr. Zernitz (+ 1745). ppo_220.017Von den Endzwecken der Welt. (Bruchstück) ppo_220.018 Es herrscht ein Gleichheitsrecht bei aller Kreatur, ppo_220.019
Von Mensch und Thieren ist die Mutter die Natur, ppo_220.020 Das Leben hauchet sie in allen Blutgefäßen; ppo_220.021 Von ihr sind jedem Geist und Glieder zugemessen; ppo_220.022 Umsonst wirkt Weisheit nie. Mit Kräften ausgerüst't, ppo_220.023 Wirkt jede Seel' ihr Heil, so weit sie fähig ist. ppo_220.024 Nachdem sie Gutes kennt, wird ihr die Wahl gelingen, ppo_220.025 Und Wollust findet sie in sich und andern Dingen. ppo_220.026 Nur zu der Einrichtung der großen Harmonie ppo_220.027 Empfing der Mensch sein Theil, und auch sein Theil ppo_220.028 das Vieh, ppo_220.029 Es liegt in Aller Seyn ein solcher Geist verborgen, ppo_220.030 Der jede Art es lehrt, für ihren Zustand sorgen. ppo_220.031 So weih' denn zum Altar der Gottheit, Mensch, dein ppo_220.032 Herz; ppo_220.001 Beißt ungeschälet an; geht dann, besieht den Wein, ppo_220.002 ppo_220.016Bricht reife Trauben ab, die purpurähnlich seyn. ppo_220.003 Jst er vom Gehen laß; so kann er sich fein strecken, ppo_220.004 Dort in den Schatten hin, wo ihn die Bäume decken; ppo_220.005 Der Vögel leichtes Volk macht seinen Lobgesang, ppo_220.006 Schreit überlaut, und wünscht den Sommer noch so ppo_220.007 lang. ppo_220.008 Die schöne Nachtigall läßt sonderlich sich hören, ppo_220.009 Schwingt ihre Stimme hoch dem Meyer wie zu Ehren. ppo_220.010 Die Frösche machen auch sich lustig an der Bach, ppo_220.011 Und ihr Coax Coax giebt keinem Vogel nach. ppo_220.012 Nicht weit von dannen kommt aus einem nahen Brunnen, ppo_220.013 Ein Bächlein durch das Gras gleichwie Krystall gerunnen, ppo_220.014 Draus schöpft er mit der Hand, eh er sich schlafen legt, ppo_220.015 Wozu der Bach Geräusch und Murmeln ihn bewegt. &c. 2) von Christ. Fr. Zernitz († 1745). ppo_220.017Von den Endzwecken der Welt. (Bruchstück) ppo_220.018 Es herrscht ein Gleichheitsrecht bei aller Kreatur, ppo_220.019
Von Mensch und Thieren ist die Mutter die Natur, ppo_220.020 Das Leben hauchet sie in allen Blutgefäßen; ppo_220.021 Von ihr sind jedem Geist und Glieder zugemessen; ppo_220.022 Umsonst wirkt Weisheit nie. Mit Kräften ausgerüst't, ppo_220.023 Wirkt jede Seel' ihr Heil, so weit sie fähig ist. ppo_220.024 Nachdem sie Gutes kennt, wird ihr die Wahl gelingen, ppo_220.025 Und Wollust findet sie in sich und andern Dingen. ppo_220.026 Nur zu der Einrichtung der großen Harmonie ppo_220.027 Empfing der Mensch sein Theil, und auch sein Theil ppo_220.028 das Vieh, ppo_220.029 Es liegt in Aller Seyn ein solcher Geist verborgen, ppo_220.030 Der jede Art es lehrt, für ihren Zustand sorgen. ppo_220.031 So weih' denn zum Altar der Gottheit, Mensch, dein ppo_220.032 Herz; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0232" n="220"/> <lb n="ppo_220.001"/> <lg> <l>Beißt ungeschälet an; geht dann, besieht den Wein,</l> <lb n="ppo_220.002"/> <l>Bricht reife Trauben ab, die purpurähnlich seyn.</l> <lb n="ppo_220.003"/> <l>Jst er vom Gehen laß; so kann er sich fein strecken,</l> <lb n="ppo_220.004"/> <l>Dort in den Schatten hin, wo ihn die Bäume decken;</l> <lb n="ppo_220.005"/> <l>Der Vögel leichtes Volk macht seinen Lobgesang,</l> <lb n="ppo_220.006"/> <l>Schreit überlaut, und wünscht den Sommer noch so</l> <lb n="ppo_220.007"/> <l> <hi rendition="#right">lang.</hi> </l> <lb n="ppo_220.008"/> <l>Die schöne Nachtigall läßt sonderlich sich hören,</l> <lb n="ppo_220.009"/> <l>Schwingt ihre Stimme hoch dem Meyer wie zu Ehren.</l> <lb n="ppo_220.010"/> <l>Die Frösche machen auch sich lustig an der Bach,</l> <lb n="ppo_220.011"/> <l>Und ihr Coax Coax giebt keinem Vogel nach.</l> <lb n="ppo_220.012"/> <l>Nicht weit von dannen kommt aus einem nahen Brunnen,</l> <lb n="ppo_220.013"/> <l>Ein Bächlein durch das Gras gleichwie Krystall gerunnen,</l> <lb n="ppo_220.014"/> <l>Draus schöpft er mit der Hand, eh er sich schlafen legt,</l> <lb n="ppo_220.015"/> <l>Wozu der Bach Geräusch und Murmeln ihn bewegt. &c.</l> </lg> <lb n="ppo_220.016"/> <p> <hi rendition="#et"> 2) von Christ. Fr. <hi rendition="#g">Zernitz</hi> († 1745).</hi> </p> <lb n="ppo_220.017"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Von den Endzwecken der Welt.</hi> (Bruchstück)</hi> </p> <lb n="ppo_220.018"/> <lg> <l> Es herrscht ein Gleichheitsrecht bei aller Kreatur,</l> <lb n="ppo_220.019"/> <l>Von Mensch und Thieren ist die Mutter die Natur,</l> <lb n="ppo_220.020"/> <l>Das Leben hauchet sie in allen Blutgefäßen;</l> <lb n="ppo_220.021"/> <l>Von ihr sind jedem Geist und Glieder zugemessen;</l> <lb n="ppo_220.022"/> <l>Umsonst wirkt Weisheit nie. Mit Kräften ausgerüst't,</l> <lb n="ppo_220.023"/> <l>Wirkt jede Seel' ihr Heil, so weit sie fähig ist.</l> <lb n="ppo_220.024"/> <l>Nachdem sie Gutes kennt, wird ihr die Wahl gelingen,</l> <lb n="ppo_220.025"/> <l>Und Wollust findet sie in sich und andern Dingen.</l> <lb n="ppo_220.026"/> <l>Nur zu der Einrichtung der großen Harmonie</l> <lb n="ppo_220.027"/> <l>Empfing der Mensch sein Theil, und auch sein Theil</l> <lb n="ppo_220.028"/> <l> <hi rendition="#right">das Vieh,</hi> </l> <lb n="ppo_220.029"/> <l>Es liegt in Aller Seyn ein solcher Geist verborgen,</l> <lb n="ppo_220.030"/> <l>Der jede Art es lehrt, für ihren Zustand sorgen.</l> <lb n="ppo_220.031"/> <l> So weih' denn zum Altar der Gottheit, Mensch, dein</l> <lb n="ppo_220.032"/> <l> <hi rendition="#right">Herz;</hi> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [220/0232]
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Beißt ungeschälet an; geht dann, besieht den Wein, ppo_220.002
Bricht reife Trauben ab, die purpurähnlich seyn. ppo_220.003
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/232>, abgerufen am 18.07.2024. |